CRITERIA

Foto

Breaking the law

CRITERIA ist die neueste Saddle Creek-Band. Nicht so schrammelig wie CURSIVE, straighter als BRIGHT EYES und rockiger als AZURE RAY, spielten sie unlängst das erste Mal in Europa. Grund genug, Stephen Pedersen, den Kopf der Band, mal nach seiner Meinung zu fragen, denn eigentlich schlug er vor seiner Karriere als Musiker bei CURSIVE eine ganz andere Richtung ein: Er ging aufs College und wurde Anwalt.

Als ich ihn danach frage, lacht er laut und meint, dass diese Tatsache in der Bandbiografie so hervorgehoben wurde, da jede Band ihre Geschichte braucht. Und CRITERIAS Geschichte, das, was sie von den anderen Bands abhebt, sei eben, dass er Anwalt war, bzw. ist, allerdings ein Anwalt, der eben laute Rockmusik macht. „Ich war auch sehr gerne Anwalt,“ erzählt er darauf, „da dies ein Job ist, in dem man bezahlt wird, um zu denken. Ich wollte meinen Job auch niemals ganz verstehen können. Ich vertrat große Firmen, und jeden Tag wurde ich mit einem völlig neuen Problem konfrontiert. Das machte mir Spaß. Außerdem wollte ich früher oder später eine Familie gründen, und dafür braucht man Geld, und Anwälte verdienen nun man viel Geld.“

Allerdings hat er nun seinen Job gekündigt, um die Welt zu betouren. Er rechtfertigt dies damit, dass er sehr viel Geld gespart habe, und dass es schon immer sein großer Traum war, Rockmusiker zu sein. „Und diesen Traum will ich nun eben versuchen auszuleben,“ grinst er breit. Er erklärt weiter, dass er auch keine Angst vor der Zukunft habe, da er, sollte sein Traum nicht in die Realität umsetzbar sein, einfach wieder als Anwalt arbeiten werde. Auch meint er stolz, dass seine Familie und Freundin ihn sehr bei dieser Entscheidung unterstützt haben. „Zwar machen sie sich Sorgen, da ich vorerst kein Einkommen haben werde und eine Hypothek aufgenommen habe, die ich zurückzahlen muss, ebenso wie die Kredite, die ich aufgrund meines Studiums noch offen habe, aber wie gesagt, ich habe viel Geld gespart, so dass ich vorerst auch einmal ohne festes Einkommen auskommen kann. Und alles in allem haben sie sich sehr für mich gefreut.“

In seinem Job als Anwalt will er allerdings erst zurück, wenn sehr viel Zeit vergangen ist: „Ich denke, ich werde CRITERIA sehr lange machen, wenn wir Erfolg haben, aber ich will nicht mehr Rockmusiker sein, wenn ich 45 oder 50 bin. In unserer Musik ist zuviel Energie involviert als dass wir das noch machen könnten wenn wir alt wären,“ sagt er. „Also werde ich im Endeffekt früher oder später wieder als Rechtsanwalt arbeiten. Die Leute in meiner bisherigen Kanzlei unterstützen mich auch in meinem Traum, und wahrscheinlich kann ich auch wieder dorthin zurück, wenn ich genug vom Rockerleben habe. Ich habe auch keine Angst, dass ich einsam werde, aber ich weiß, dass es irgendwann nicht mehr so viel Spaß machen wird, und dass es dann nicht das sein würde, was ich machen will. Aber dies ist mein Traum, und den habe ich auch noch nicht mit CURSIVE ausgelebt gehabt. “

Auf die Frage, was denn der größte Unterschied zwischen seinen zwei Leben sei, antwortet er: „Mein Job als Rechtsanwalt war sehr strukturiert, stressig und diszipliniert, und ich musste den ganzen Tag innerhalb von Sechs-Minuten-Abständen aufschreiben, was ich tat. Denn wir mussten den Klienten zeigen, was wir den ganzen Tag über gemacht hatten und sie bezahlten uns per Stunde. Somit zerkleinerten wir die Stunde in 6-Minuten-Häppchen. Ich schrieb ständig, auf was ich machte, und nun muss ich mir nicht einmal mehr die Haare schneiden. Ich muss mich nicht rasieren und kann sehr oft ausschlafen und lange ausgehen. Es gibt sehr wenige Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Jobs.“

Was nun CRITERIA anbelangt, so reicht deren Geschichte nicht wirklich weit zurück. „Wir sind erst seit zwei Jahren eine richtige Band, davor war es eher mein Solo-Projekt. Doch auf der neuen Platte haben alle ihre Lines hauptsächlich selbst geschrieben, im Gegensatz zur alten Platte, wo 95% der Musik von mir war. Ansonsten hatte ich in allen anderen Bands immer noch etwas anderes nebenbei laufen, und dies ist das erste Mal, dass ich mich nur auf Musik konzentriere, mit einer richtigen Band. Zwischendurch war ich auch noch in einer anderen Band namens THE WHITE OCTAVE, das war noch während des Jurastudiums. Wir tourten zwar auch und brachten zwei Platten raus, aber das war etwas anderes. Das machte ich nur nebenbei.“

Weiter erzählt er, dass er auch gerne weiter bei CURSIVE gespielt hätte, allerdings war er während ihrer Reunion mitten im Jurastudium, und somit fanden sie einen Ersatz für ihn. „Allerdings haben uns CURSIVE schon mit auf Tour genommen,“ meint er. „Und außerdem hilft es sehr, dass ich bei CURSIVE gespielt habe, die Leute gehen aus diesem Grund auf CRITERIA-Shows und kaufen unsere Platte!“

Ein weiterer Punkt, der für CRITERIA sehr von Nutzen ist, ist Stephens Meinung nach ihr Plattenlabel. „Saddle Creek ist das beste Label der Welt! Sie sind supernett zu uns und unterstützen uns in allem, was wir tun. Mit THE WHITE OCTAVE auf Deep Elm zu sein, war hingegen schon eine große Herausforderung,“ lacht er. „Deep Elm und wir hatten einfach nicht die gleichen Vorstellungen in Beziehung auf Promo und solche Dinge. Viele gute Bands laufen Deep Elm ja auch weg, man denke nur an THE APPELSEED CAST. Mit der ersten CRITERIA-Platte waren wir ja dann auch auf Initial, und die hatten leider nicht sehr viel Geld, um uns zu unterstützen. Aber mit Saddle Creek sind wir rundum zufrieden. Viele Sachen waren dadurch sehr einfach. Wir haben sehr schnell einen guten Tourbooker und PR-Menschen in den USA und Europa gefunden. Leider kommen die Leute aber noch nicht zu unseren Shows, nur weil wir auf Saddle Creek sind, und deswegen kaufen sie unsere Platte auch noch nicht. Wir sind nicht sofort berühmt, weil wir auf Saddle Creek sind. Aber trotzdem haben wir dadurch sehr viele Vorteile.“

Weiter meint er, dass Saddle Creek ja auch aus Omaha sind, wo auch sie herkommen, womit gleich eine gemeinsame Basis vorhanden war. „Natürlich verstehen wir uns auch deswegen mit den ganzen Saddle Creek-Leuten gut, sie sind unsere Nachbarn, und teilweise arbeiten wir für sie, wie AJ mit seinen presto!-Studios.“ Zuerst wollte er nach den Universität raus aus Omaha, nach New York oder San Francisco, allerdings taten sich damals zu viele Probleme auf: „Es wäre zu schwierig gewesen, in einer großen Stadt meinem Job als Anwalt nachzugehen und immer noch Musik zu machen, denn in den großen Städten arbeiten Anwälte wie ich 70 bis 80 Stunden die Woche. Und trotzdem können sie sich keine Häuser leisten, wie ich eines in Omaha habe. Sie leben in kleinen Apartments ohne einen Keller, in dem sie laute Musik machen können. Vielleicht werden meine Freundin und ich eines Tages noch in eine große Stadt ziehen, aber im Moment gefällt uns Omaha, und den Großteil des Jahres bin ich nun ja sowieso unterwegs.“