Ein überdimensionales Comic-Auge über gefletschten Zähnen, darüber der NOFX-Schriftzug, diesem Shirtmotiv ist man Mitte der Neunziger auf deutschen Schulhöfen sehr häufig begegnet. Verkauft wurde es im Umfeld der „Punk In Drublic“-Tour 1995, die NOFX nach dem großen Durchbruch mit ihrem schon fünften Album seit der Bandgründung 1983 einmal rund um den Globus und einmal mehr auch nach Deutschland führte. Mit dem Artwork des Albums hatte das nur wenig zu tun, aber auch das knüpfte – ebenso wie das geistreiche Titel-Wortspiel – nur sehr lose an den Inhalt der Tracks an. Gleiches gilt auch für die vorherigen Albumartworks und -titel, darunter eine formatfüllende Kondomverpackung („Ribbed“, 1991) und eine auf einem Flugzeug reitende Domina („S&M Airlines“, 1989).
Zur Entstehung ist nur wenig bekannt, keiner der beiden in den Albumcredits gelisteten Epitaph-Stammdesigner Fred Hidalgo und Kevin Head hat sich bislang öffentlich dazu geäußert. Lediglich der 1994 frisch bei Epitaph eingestiegene Greg Stahl erinnert sich: „It helped that I worked with the band on a variety of their artwork. They were a fun band, used to drink alot with them at Epitaph Records in L.A.“ Also scheint Alkoholkonsum zumindest einer der NOFX-Kosmos-Fixpunkte dieser Zeit und „Punk In Drublic“ damit irgendwie ein würdiger Albumtitel gewesen zu sein.
Allerdings sind auch die Songs selbst eine scheinbar willkürliche Aneinanderreihung von mal politischen, mal sarkastisch bis zynischen Kommentaren zum Alltag junger Erwachsener, sozialen Phänomenen, real existierenden Personen oder den jüdischen Wurzeln einiger Bandmitglieder. So darf jeder sich seinen eigenen Reim auf die vor einem pinken Wolkenhimmel-Hintergrund lächelnd mit ihren Cowboyhüten in der Hand anmutig in die Luft springenden Fifties-Cowgirls machen, denen ein kleiner Junge mit erstauntem bis leicht irren Blick unter den Rock schaut. „It’s cause of you / My dick is burning / It’s dripping on my tongue“, oder so vielleicht.
Als Ausgangspunkt für das Punk In Drublic Craft Beer & Music Festival war das wohl auch genau richtig so und wurde 2017 entsprechend mit einem an das ursprüngliche Artwork angelehnten NOFX-Dosenbier („Stone Brewing Punk In Drublic Hoppy Lager“) gewürdigt. Das Exklusivbier verspielte man ein Jahr später mit einer Reihe von unglücklichen Bemerkungen zu Schießereien auf Konzerten während eines Auftritts in Las Vegas (wo bei einem Country-Festival 2017 58 Menschen von einem Amokschützen getötet und hunderte verletzt wurden, siehe hierzu das Fat Mike-Interview in Ox #144). In Sachen Punk in Drublic Festival musste NOFX für die restlichen 2018er-Daten auf den Headliner-Status verzichten, es existiert aber bis heute weiter. Freunde des Skatepunk und melodiösen Hardcore wird das alles ohnehin reichlich egal sein, denn: „We’re just doing it for the cause“.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #154 Februar/März 2021 und Anke Kalau