Cover-Ikonen: DISCHARGE Realities Of War 7“ (Clay, 1980)

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Die Nietenlederjacke mit aufgemalten Bandlogos war für Zuspätgeborene wie mich in jungen Jahren zusammen mit Iro, bunten Haaren, Springerstiefeln und „Haste ma ne Mark?“-Sprüchen der Inbegriff des Punks. Das legendäre Frontcover zu „Realities Of War“ dürfte seinen Teil zu deren Verbreitung beigetragen haben.

Aufgenommen wurde es mutmaßlich im Rahmen einer Promo-Fotosession des frisch von Plattenladenbesitzer Mike Stone gegründeten Labels Clay Records auf einem Hinterhof in der DISCHARGE-Heimatstadt Stoke-on-Trent, doch über die weitere Entstehungsgeschichte des minimalistischen, schwarz-weißen Coverartworks kann nur spekuliert werden. Lediglich zu dem von Mike Stone geschossenen Foto auf der Rückseite sagt Gitarrist Bones, dass es in dem zum Proberaum umfunktionierten Büro in einem Fabrikkomplex in Stoke aufgenommen wurde, in dem die Band damals teilweise bis drei Uhr morgens übte. Klar ist auch, dass Martin H. für dieses Sleeve-Design wie auch für das der beiden anderen frühen DISCHARGE-7“s verantwortlich war.

Anzunehmen ist, dass er für das Frontcover den mit dem Rücken zur Kamera stehenden Sängers Kelvin „Cal“ Morris in klassischer D.I.Y.-Technik aus dem Gesamtfoto ausgeschnitten und als Fotokopie vergrößert hat. Das würde jedenfalls dem straighten Vorgehen bei den Aufnahmen entsprechen: Unter Mike Stones Aufsicht wurden die vier Tracks innerhalb von drei Stunden aufgenommen, abgemischt in den Market Draytons Redball Studios am 12. Februar 1980, noch am selben Tag an das Plattenpresswerk verschickt und standen schon nach wenigen Wochen als Single in den Plattenläden.

Bei „Realities Of War“ beschränkte sich die politische Botschaft auf die Inhalte, was wahrscheinlich der Tatsache geschuldet war, dass bei der visuellen Gestaltung Mike Stone das letzte Wort gehabt hat und er hier den Fokus stärker auf die musikalische und subkulturelle Ebene richten wollte. Später übernahm Frontmann Cal das Sleeve-Design und stellte den textlichen Statements eine optische Entsprechung zur Seite. Die Frontcover der EP „Why“ und des ersten Albums „Hear Nothing See Nothing Say Nothing“ beispielsweise muten wie eine Collage aus einer John Heartfield-Fotomontage, Andy Warhols „Death and Disaster“-Serie und Standbildern aus Luis Buñuels surrealistischem Film „Ein andalusischer Hund“ an.

Dass diese Botschaften nicht für alle Bandmitglieder im Vordergrund standen, hat Sänger Terence „Tezz“ Roberts zu verstehen gegeben: „Cal hatte diese ganzen Ideen für das Artwork und so. Er war der Antikriegs-Typ. Der Rest von uns hat sich persönlich einen Scheißdreck darum geschert; wir wollten nur rausgehen und verdammten Krach machen und Leute anpissen!“ Musikalisch ist „Realities Of War“ in dieser Hinsicht unbestritten ein absoluter Volltreffer.