Eine Band, die 2005 ihr Jahr nennen darf, sind COOPER aus Den Haag in den Niederlanden. Erst flog Bill Stevenson von ALL und DESCENDENTS ein, um mit COOPER ihr viertes Album „Cooper Makes Tomorrow Alright“ auf zu nehmen. Dann unterschrieb die Band als erste europäische Band einen Deal mit Kung Fu Records und letztlich wurden René van der Zee (Gesang, Gitarre), Eddy van den Bos (Bass, Gesang) und Bertus de Blaauw (Drums, Gesang) von Mike Ness eingeladen, um neben den BACKYARD BABIES zweite Supportband auf der im Sommer absolvierten Europatour von SOCIAL DISTORTION zu sein. Nach zwölf Jahren Bandgeschichte schien es dieses Jahr einen Schub für COOPER zu geben, den das Trio definitiv verdient hat. Denn ihr viertes Album überzeugt durch außergewöhnlichen Punkrock, da COOPER melodischen Punk à la DESCENDENTS mit Einflüssen verbinden, die von den RAMONES über SCREECHING WEASEL bis hin zu modernen und klassischen Rock- und Popelementen reichen. Ideenreichtum schreiben die Holländer groß, und auch wenn bereits zwölf Jahre COOPER ins Land gezogen sind, so scheinen die Herren doch alles andere als müde zu sein. Grund genug, um René von der Zee auf den Zahn zu fühlen.
René diese Frage wirst du in letzter Zeit sicher sehr oft gestellt bekommen haben: Wie schwer ist es für SOCIAL DISTORTION zu eröffnen?
„Oh, SOCIAL D zu supporten ist sicher nicht die einfachste Aufgabe, es ist aber keineswegs so schwer, wie du und viele andere zu denken scheinen. Ich muss zugeben, auch ich dachte, dass es für COOPER schwierig wird, vor SOCIAL DISTORTION und den BACKYARD BABIES aufzutreten. Jetzt denke ich, dass wir dem Ganzen aber zu pessimistisch gegenüber standen. Denn im Großen und Ganzen lief es gut. Ein paar kleine Ungereimtheiten gab es zwar, aber nichts Nennenswertes und ich meine, dass das SOCIAL DISTORTION-Publikum sehr viel offener ist, als man vielleicht denkt.“
Neben der Tour mit SOCIAL DISTORTION scheint 2005 ein Jahr zu sein, indem es mit COOPER rasant aufwärts geht. Wie siehst du das?
„Das sehe ich ähnlich. Zu Anfang dieses Jahres waren wir diese kleine Punkband aus Holland, die drei Alben veröffentlicht hat. Dann nahmen wir ein Album mit Bill Stevenson auf, unterschrieben bei Kung Fu Records und wurden von Mike Ness als Support auf seine Tour eingeladen. Fuck, alles kam so plötzlich, und wenn ich jetzt mit dir darüber rede, dann fange ich schon wieder an zu stottern, weil ich es kaum glauben kann, dass uns dieses Jahr so viele tolle Dinge passieren.“
Denkst du, dass die Tatsache, dass Bill Stevenson „Cooper Makes Tomorrow Alright“ produzierte, dazu führte, dass sich Kung Fu Records-Chef Joe Escalante für euch interessierte? Oder waren es mehrere glückliche Zufälle, die zu den Ereignissen führten?
„Hmm, teils, teils. Bill hörte COOPER 1995 zum ersten Mal, als er in Europa auf Tour war, und in einem Club unser erstes Album lief. Er informierte sich damals über uns, Weiteres passierte aber nicht. Freunde von uns waren dann bei ihm im Studio in Colorado und gaben ihm unser zweites Album und er sagte, dass er uns produzieren wolle. Ich hatte darauf folgend das Glück, ihn persönlich zu sprechen, weil ich für das holländische Musikmagazin ‚Up‘ schreibe und ein Telefoninterview mit ihm machte. Er sagte mir, dass er in die Niederlande fliegen würde, um uns zu produzieren. Bill flog also ein und in fünf Tagen nahmen wir die Platte auf. Vorher hatten wir aber schon eine Show mit den VANDALS gespielt und Joe Escalante mochte uns sehr. Von daher würde ich nicht sagen, dass Bills Produktion sein Interesse nicht hervorrief, es aber steigerte. Nachdem Bill die Platte im Blasting Room gemixt und gemastert hatte, bat ich ihn, eine Kopie an Joe zu schicken, dessen eMail mich wenige Tage später erreichte. Darin stand: ‚Sounds great. What’s the plan?‘. Das war’s, ein Satz, wir hatten einen Deal und waren die erste europäische Kung Fu-Band.“
Frustriert es dich, dass es zwölf Jahre dauerte, ehe sich euch ein solcher Deal, eine solche Produktion und eine solche Tour anboten?
„Quatsch! Warum sollte ich frustriert sein? Diese drei Kooperationen sind so toll für uns, dass es überhaupt keinen Grund gibt, wegen der verstrichenen Zeit auch nur ansatzweise frustriert zu sein. Das heißt aber nicht, dass wir darauf gewartet hätten, dass uns eines Tages solche Dinge passieren. Im Gegenteil, wir haben eine Menge Spaß an der Band, und eben weil wir diesen Spaß haben, spiele ich in großen Hallen mit der gleichen Liebe, mit der ich in kleinen Pubs auftrete. Es geht darum, Musik zu machen, die dir gefällt und die keine andere Band macht. Und das haben wir in den bisherigen zwölf Jahren mit COOPER geschafft.“
Stimmt. An „Cooper Makes Tomorrow Alright“ musste ich mich zwar gewöhnen, dann gefiel mir das Album aber gut, eben weil ich viele Songs für unkonventionell hielt.
„Vielen Dank. Genau darauf zielen wir ab. Umso länger du brauchst, um dich an einen Song zu gewöhnen, desto länger begleitet er dich auch. Gerade bei der Masse an Platten, die heutzutage erscheint, ist das für eine Band wichtig. Ich denke, dass du bei COOPER die Einflüsse sehr vieler Bands hören kannst, sie gehen aber ineinander über und werden zu einem Gesamtbild – zu unserem Sound, zu COOPER. Nimm den Song ‚The key‘, der ist musikalisch eine Hommage an die RAMONES, während ich versucht habe, einen Text zu dem Song zu schreiben, der meine Version einer Johnny Cash-Mörderballade ist. Ich denke, dass wir uns über unsere vier Alben hinweg entwickelt haben und schließlich in der Lage waren, ein auch in unseren Augen außergewöhnliches Album zu schreiben. Dieses selber festzustellen und zu sehen, dass die Band musikalisch nicht stagniert, erfüllt uns alle mit großer Freude. Die Anzahl verkaufter Einheiten ist nebensächlich, es ist die Musik, um die es bei COOPER geht. Auf dem Weg dahin zu sein, einen wirklich guten Popsong zu schreiben – das ist es, was in meinen Augen charakteristisch für unsere Band ist.“
Einen wirklich guten Popsong schreiben, wie geht das?
„Es gibt keinen Plan für einen Song, kein Schema, das wir systematisch durchgehen und an dessen Ende ein Lied entsteht. Wenn wir eine Melodie oder einen Part mögen, dann nehmen wir ihn und verschwenden dabei keine Zeit darauf, nachzudenken, ob irgendjemand das cool findet oder nicht. Nimm den Song ‚Ship ahoy‘, wir haben den Song geschrieben, ohne dass wir uns irgendwas dabei gedacht haben. Und als wir vor einigen Wochen in Irland spielten, sagte man uns: ‚Hey, ihr habt einen Charleston geschrieben, cool!‘. Wir waren selber perplex, im Nachhinein fiel uns aber auf, dass die Melodie zu diesem Tanz passt, obwohl wir mit ‚Ship ahoy‘ nur einen Song schreiben wollten, der anders klingt als die Songs der meisten anderen Punkbands. Das klingt vielleicht sehr einfach, wenn ich dir das jetzt erzähle, aber ich denke auch, dass wir diesen Song und auch ‚Cooper Makes Tomorrow Alright‘ nicht schon vor zehn Jahren hätten schreiben können, da wir damals noch keinen solchen Schatz an Erfahrungen hatten.“
Du sagtest vorhin schon, dass ihr Musik machen wollt, die keine andere Band macht. Welches Ziel verbindest du damit?
„Momentan sind Bands wie FRANZ FERDINAND extrem populär, was vollkommen okay ist. Ich mag FRANZ FERDINAND und ich bin ein noch viel größerer Fan von INTERPOL. Aber wenn man diese Bands hat, wozu braucht man dann die ganzen schlechten Bands, die diesen Stil kopieren? Warum soll man sich mit Bands rumschlagen, die nur halb so gut sind wie die Originale? Das Problem kannst du leicht auf den Punkrock übertragen. Bei den vielen Ausprägungen von Punkrock hast du in aller Regel drei, vier Bands, die aus der Masse hervorragen, die eben typisch für ihren Stil sind. Ihnen folgen aber haufenweise Bands, die versuchen, wie ihre Vorreiter zu klingen, dabei aber stark an Qualität einbüßen. Und ich will nicht, dass COOPER eine solche Band sind. Das ist das Ziel, dass ich mit dem Willen anders zu klingen, verfolge.“
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