Es heißt, mit dem dritten Album steht oder fällt eine Band. Im Falle von CONSTANTS und ihrem „If Tomorrow The War“ trifft wohl Ersteres zu. Grund genug, der Band ein paar Fragen zu stellen, die sich neben der aktuellen Platte auf Make My Day auch mit dem für die Jungs so wichtigen Thema Umweltschutz befassten.
Im Vergleich zu früher ist euer Sound ungleich heavier ausgefallen. Eine Folge der Zusammenarbeit mit Justin Broadrick?
Orion: Das ist im Grunde die logische Folge. Auf der neuen Platte finden sich Elemente all unserer früheren Werke. Das Erstaunlichste für mich ist, dass es uns gelang, diese Balance zwischen alt und neu, heavy und atmosphärisch zu erreichen. Ich mag es, dass wir irgendwie immer heavier wurden, besonders im Vergleich zum letzten Album. Ob es uns auch ohne Justin gelungen wäre, kann ich nicht sagen. Der Mann ist einfach unglaublich!
Gibt es wieder ein Konzept?
Will: Erstmals findet sich auf einem CONSTANTS-Album kein Konzept und es ist auch das erste Mal, dass meine Texte im Booklet abgedruckt sind. Das ist zwar etwas völlig Neues für mich, aber ich bin auch sehr stolz darauf, meine Lyrics auf diese Art zugänglich zu machen. Für gewöhnlich schreibe ich sie in der dritten Person, oder auch in einem fiktiven Kontext. Diesmal bin ich sie von einer viel persönlicheren Ebene angegangen. Ich schrieb über Dinge wie Glaube, Vertrauen und Selbstverständnis. Ich stelle eine Menge Fragen dazu und versuchte mit dem Albumtitel die behandelten Konflikte zusammenzufassen.
Ihr werdet oft und gerne in die Post-Rock-Schublade gesteckt und mit ISIS und MOGWAI verglichen.
Will: Man hat uns schon immer mit diesen Bands verglichen, was wir im Grunde auch völlig okay finden.
Rob: Das ist okay, was mich allerdings mittlerweile etwas nervt, ist die inzwischen oft gestellte Frage, ob wir denn auch irgendwann mal ein Album komplett ohne Vocals aufnehmen.
Orion: Was die Bezeichnung unserer Musik betrifft, gefällt mir „Sex Metal“ am besten ...
Könnt ihr euch vorstellen, etwas in Richtung Soundtrack zu machen?
Will: Hahaha ... auf so eine Frage hab ich gewartet. Vor meinem geistigen Auge visualisiert sich unsere Musik ohnehin immer. Es wäre absolut unglaublich, sie in diesem Kontext zu erleben.
Themenwechsel: Es heißt, ihr wollt euren Öko-Schulbus verkaufen, mit dem ihr seit Jahren in den Staaten tourt.
Will: Wir habe zwei Jahre lang versucht, den Bus zu verkaufen, jedoch ohne Erfolg. Sicher kamen einige Leute und machten uns ein Angebot, allerdings hingen wir dann doch zu sehr an dem Teil. Ich habe schon gescherzt, dass ich in zwei weiteren Jahren die Räder von dem Bus abschrauben und ihn in meinem Garten einmotten werde. Dann können wir darin immerhin noch abhängen, oder Platten aufnehmen.
Rob: Für den Fall, dass wir den Bus trotzdem jemals abgeben werden, könnten wir ja auf Öko-Züge umsteigen.
Orion: Ich glaube, mir würden die Tränen kommen, wenn der Bus plötzlich weg wäre. Wenn ich entscheiden könnte, würde ich den Bus selbst kaufen und genau so damit verfahren, wie Will es gerade beschrieben hat. Na ja, wenn wir das richtige Angebot erhalten, wäre es vielleicht sinnvoll, auf ein kleineres Gefährt umzusteigen, dass unseren ökologischen Ansprüchen gerecht wird.
Rob: Es wäre auch ganz schön blöd von uns, wenn wir diese Art zu touren nicht weiterführen, da wir bisher sehr viel positives Feedback deswegen erhalten haben.
Wenn wir schon beim Thema sind: Wie wichtig ist euch der Umweltschutz insgesamt?
Will: Das ist für mich absolut unverzichtbar. Wir haben das neue Album mit Hilfe von Solarenergie aufgenommen. Wir haben ein umweltverträgliches Haus gebaut, in dem wir leben und arbeiten, und ich bin Vegetarier. Das ist es auch, was uns als Band ausmacht.
Orion: Ich stimme Will zu. Es geht nicht darum, was der Staat in Sachen Umweltschutz tut, sondern vielmehr, was jeder Einzelne tun kann. Wir werden diesbezüglich auch ständig gefragt, ob unser Tourbus denn auch wirklich mit Bio-Diesel fährt. In solchen Momenten würde ich am liebsten laut schreien: „Ja verdammt! Hast du etwa noch nie davon gehört?“ Ich beschränke mich dann jedoch auf: „Na sicher, tut er das“, denn ich bin ja ein netter Kerl.
Dann wurmt euch die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko sicherlich um so mehr, oder? Denkt ihr, die Art, wie dieses Problem angegangen wird, ist die richtige?
Will: Das Ganze ist eine offensichtlich lächerliche Situation. Ich frage mich ohnehin, warum sie noch immer versuchen, dieses Bohrloch zu „retten“. Das ist vollkommen absurd und ein absolut grenzwertiges Verhalten.
Orion: Dieser Scheiß macht mich absolut krank. Klasse, BP, da habt ihr ganze Arbeit geleistet!
Will: Wenn sie mehr Zeit und Geld aufgebracht hätten, alternative Energien und Technologien zu entwickeln, die ewig genutzt werden könnten, dann hätten wir möglicherweise derartige Probleme gar nicht. Solarenergie, Bio-Diesel oder Windkraft bieten doch schon eine echte Möglichkeit, etwas zu tun. Bei euch in Deutschland funktioniert das zum Beispiel sehr gut, wie ich festgestellt habe.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #91 August/September 2010 und Jens Kirsch
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