CLUB OF PROBLEMS

Foto© by Severine Kpoti

Songs aus der Selbsthilfegruppe

Angesichts der Probleme dieser Welt ist es nur logisch, dass sich nun endlich ein Verein zur Förderung dieser gegründet hat, der CLUB OF PROBLEMS aus Freiburg. Dass eine dringende Notwendigkeit dafür bestand, erkennt man daran, dass die erste LP schon vor ihrer Veröffentlichung auf Platz 2 der Flight 13-Verkaufscharts rangierte. Als Problemlöser agieren hier Jeremy alias Jeremy James (dr), David alias Purple Reinhard (bs, voc), Tom alias John Pelzer (gt, synth, voc) und Dominik alias Jackson Bollock (voc, gt). Ihr Lösungsvorschlag: LoFi-Pop/Alternative Country vom Feinsten.

Clubs werden ja zur Förderung eines gewissen Zwecks gegründet. Muss man in Zeiten von Kriegen, Rechtsruck und Klimakrise dann auch noch einen für Probleme gründen?

Dominik: Definitiv. Der CLUB OF PROBLEMS ist letztlich der Dachverband aller Clubs. Wir sammeln sämtliche Probleme der anderen Clubs, bewerten unabhängig und sind auf Wunsch auch beratend tätig.
Tom: Groucho Marx sagt: „Ich würde niemals einem Club beitreten, der mich als Mitglied aufnehmen würde.“ Er hat aber zugesagt, demnächst bei uns einzusteigen.

Habt ihr euch in einer Selbsthilfegruppe kennen gelernt oder wie habt ihr euch gefunden?
Dominik: Die Wahrheit ist: Jeder Einzelne von uns ist ein einziges Problem, es ist fürchterlich. Die Idee zur Bandgründung wurde uns in der Gruppentherapie verschrieben, Bandname inklusive – und zwar von uns selbst.
Tom: Songs zu veröffentlichen und live zu spielen, ist neben dem ganzen Spaß auch immer ein Teil Problembewältigung.

Wenn man eure Musik hört, wirkt sie im ersten Moment eher nachdenklich und melancholisch. Live kommen dann aber schon sehr eure naturgegebene Albernheit und ein genialer Wortwitz durch. Kommt das Publikum damit klar, das euch vorher nicht als Typen kannte?
Dominik: Tatsächlich hat uns neulich nach einem Konzert in Chemnitz ein Besucher gefragt: „Was stimmt nicht mit euch?“ Er war offenkundig verwirrt, genau wie du es beschreibst – wir waren von der Reaktion natürlich begeistert.
Tom: Es gab aber auch schon gegenteilige Meinungen, als Konzertbesucher anschließend meinten, dass sie die Platte erst durch das Konzert verstanden hätten. Wir jedenfalls sind der Ansicht, dass staubige Songs und trockener Humor unbedingt zusammenpassen.
Dominik: Und ganz bestimmt wollen wir uns selbst nicht zu ernst nehmen – das Ganze macht uns selbst einfach eine Menge Spaß und das merkt man eben auch.

Viele Bands veröffentlichen heutzutage ihre Alben in Eigenregie. Ihr habt mit Flight 13 und Rookie gleich zwei Labels für das erste Album am Start!?
Dominik: Jürgen von Rookie Records hat vor Jahren in Freiburg gelebt, wir haben Anfang der 2000er Jahre in der KTS immer wieder gemeinsam Konzerte veranstaltet. Also ein alter Kumpel, ich habe ihn später in Hamburg wiedergetroffen.
Tom: Die Leute von Flight13 sind hier in der Stadt ohnehin alte Bekannte. Umso schöner, dass die dann auch alle Bock auf eine Zusammenarbeit hatten.
Dominik: Wir hatten uns natürlich auch überlegt, die Platte alleine zu veröffentlichen – aber diese beiden Labels sausen zu lassen, kam uns dann doch zu doof vor. Und jetzt fühlt es sich einfach richtig geil an mit den Leuten.

Tom, du bist ja nicht nur Mastermind des KOHI in Karlsruhe, sondern hast jetzt auf der gerade abgeschlossenen Tour und natürlich auch zuvor viele andere Clubs als Musiker kennengelernt. Dass in Deutschland Künstler und Künstlerinnen im internationalen Vergleich sehr gut behandelt werden, ist bekannt, aber was kann aus deiner, eurer Sicht noch besser werden?
Tom: Wir haben auf der ganzen Tour super Erfahrungen gemacht und wurden überall richtig toll behandelt. Danke noch mal an alle! Natürlich sieht man auch, dass immer wieder viel übers Ehrenamt und mit viel Idealismus läuft, viel hängt an einzelnen Personen und wenigen Läden – und um jeden muss man so verdammt froh sein! Ohne monetäre Förderung für halbe oder feste Stellen, für Gagen oder Technik läuft oft nicht allzu viel.
Dominik: Und die Angst geht natürlich um, dass im Kultursektor zunehmend gespart wird und weitere Läden zumachen müssen.

Einige eurer Stücke würden sich perfekt in einem modernen Roadmovie oder Italo-Western machen.
Dominik: Tatsächlich geht es in einigen Songs ums Unterwegssein, um Bewegung, um Veränderung. Auch musikalisch muss ein guter Song oft einfach rollen. Stillstand nervt irgendwann. Und macht auch Angst.

Wie viele eurer bisherigen Bands klingen bei COP durch? Am meisten höre ich vielleicht noch BAR, aber auch davon ist es eigentlich ganz schön weit weg.
Tom: Nach wie vor lassen wir uns inspirieren von den Akkorden und Tönen, die wir früher mal gelernt haben. Die sind super!
Dominik: Am ehesten ist unseren früheren Bands vielleicht gemein, dass uns klare Genregrenzen meist fremd waren. Für uns war das immer spannend und eigentlich selbstverständlich – den ganz großen Durchbruch in der Szene haben wir damit aber auch nie geschafft. Mit COP rangieren wir jetzt aber seit ein paar Wochen unter den Top 3 der Flight 13-Verkaufscharts, haha!

Kommen wir zu den Songs. In „Morning is the evening of the night“ kommt man aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus. Dominik singt dort auch „Tuesday is the loser of the week“. War das nicht immer der Montag?
Dominik: Das ist natürlich überhaupt kein komischer Song, denn wie du schon sagst: Montags ist es ja für alle hart und du kannst gemeinsam mit allen anderen im Chor jammern – also alles easy. Dienstags machen die meisten aber schon wieder mit und du bist allein. Schöne Scheiße. In einer früheren WG in Hamburg gab es tatsächlich mal den „Schnaps-Dienstag“, das hilft!

„Brain (Is not forever)“ klingt wie ein schwarzhumoriger Umgang mit Demenz ...
Tom: Gut beobachtet, Marco! Da gibt es tatsächlich verschiedene Interpretationen.
Dominik: Tatsächlich war der Song aber ursprünglich mal eine Hommage an den britischen Humor und sollte „Brian (Is not forever)“ heißen – ein dummer Übersetzungsfehler.

Die Platte ist draußen, die Tour vorbei. Was dürfen wir für die nahe Zukunft erwarten?
Dominik: Wir schreiben fleißig an neuen Songs, spielen im Herbst wieder live, unter anderem mit ACHT EIMER HÜHNERHERZEN in Frankfurt und Karlsruhe, und bereiten uns ansonsten aufs Weihnachtsgeschäft vor.