Die Rezeptur scheint einfach: Man packt ein paar Songideen und seinen alten Musikkumpan ein und fährt in ein entlegenes Kaff namens Emmelsbüll. Dabei lässt man sich alle Zeit der Welt. Das Produkt dieser Zutaten hört auf den Namen „Ich glaub dir gar nichts und irgendwie doch alles“ und ist das vierte Studioalbum von CLICKCLICKDECKER. Hinter diesem Namen verbarg sich einst allein Kevin Hamann, seine Gitarre und jede Menge Klimbim. Inzwischen sind CLICKCLICKDECKER eine Band, bei der Hamanns Kreativmonopol durch Oliver Stangl aufgelöst wurde. Am Bild ändert das wenig. Auch auf dem neuen Album genießen wir persönliche, melancholische und wunderschöne Songs zum Liebhaben.
Die Alben unter dem Namen CLICKCLICKDECKER sind bisher in unterschiedlichen Konstellationen erschienen, diesmal seid ihr zu zweit. Wie kommen die Wechsel in der Besetzung zustande?
Kevin: Oliver ist nun schon länger dabei. Auf „Nichts für ungut“ hat er Hawaiigitarre gespielt und auf „Den Umständen entsprechend“ war er schon voll in die Produktion eingebunden. Dieses Mal hat er auch an dem Album mitgeschrieben.
Oliver: Genau, das war eine tolle neue Erfahrung für mich. Der größte Schritt war die Entwicklung vom Solomusiker zu einer Band und der Rest hat sich über die Jahre so entwickelt. Das wird so gehalten, wie es gut funktioniert.
Kevin: Und live sind wir jetzt zu dritt. Wir haben unsere ewige Vorbandmutter Sebastian Cleemann mit ins Boot geholt. Wir unterstützen ihn bei PETULA und er unterstützt uns. Das ist jetzt eine Symbiose. Alle tragen die gleichen Klamotten und haben die gleichen Bäuche.
Dem Album liegt eine Dokumentation bei, und auch das Video zu „Tierpark Neumünster“ hat einen dokumentarischen Stil. Gab es da die Idee einer Künstler-Entmystifikation?
Kevin: Es geht nicht unbedingt ums Entmystifizieren. Die Idee dahinter war, dass wir keine hatten. Ursprünglich wollten wir jemanden mitnehmen, der filmt und fotografiert, damit wir keine Probleme beim Artwork haben und uns da was aus den Fingern saugen müssen. Wir waren insgesamt dreimal im Studio und konnten beim dritten Mal dann auch die ersten Bilder sehen. Die waren so cool, dass wir die auch anders ausnutzen mussten. So ist der Filmgedanke entstanden. Das auch für das Video zu nutzen, hat sich angeboten.
Brauchte man so einen entlegenen, ruhigen Ort wie Emmelsbüll, um eine Platte schreiben zu können?
Kevin: Wir wollten einfach mal raus aus der Stadt. Bei der Suche nach einem Ort fanden wir es in Emmelsbüll dann hervorragend.
Habt ihr das schon mal gemacht?
Kevin: Nee, sonst haben wir meistens zu Hause im Schlafzimmer aufgenommen.
Die Platte ist generell recht ruhig geraten und kommt auch optisch zurückhaltend rüber. Wolltet ihr was Buntes und Aufmerksamkeitsheischendes vermeiden?
Oliver: Das hat, glaube ich, auch mit diesem ruhigen Ort zu tun, wo wir hingefahren sind. Das kann schon Einfluss haben. Für mich selbst glaube ich auch, dass diese Dinge dem entsprechen, wie man so ist, oder dem, was man sich wünscht. Das war aber nicht so geplant. Wie das Album letztendlich geworden ist, hat sich so entwickelt.
Kevin: Was wir über die Jahre gelernt haben, war zum Beispiel bei der Live-Platte, dass so eine gewisse Reduzierung möglich ist. Früher war es wichtig für mich, quantitativ mehr zu haben, alles zuzuscheißen mit Schnipseleien und Ausbrüchen hier, Ausbrüchen da. Diesmal war es wichtiger, mit wenigen Mitteln auf den Punkt zu kommen.
Ich finde recht viele entmutigte Zeilen auf „Ich glaube dir gar nichts und irgendwie doch alles“. Seht ihr das auch so?
Kevin: Mich macht die Platte glücklich. Das gilt aber auch für Resignation. Festzustellen, bis hierhin und nicht weiter und es ist so, wie es ist, macht mich im Moment zufrieden und glücklich. Das ist besser als im Dunkeln zu tappen.
Dann ist das also keine traurige Resignation?
Kevin: Das kann ja jeder selbst entscheiden, ob er die Musik als Trauer benutzt. Natürlich spielen im Kontext traurige Momente eine Rolle. Grundsätzlich spüre ich in dieser Platte aber keine niederschmetternde Resignation.
Oliver: Das würde ja auch bedeuten, dass da keine Hoffnung drinsteckt. Und das finde ich gar nicht. Es gibt Dinge, die sich ändern oder auch zu Ende gehen. Daraus ergibt sich aber auch wiederum Hoffnung. Resignation ist da nicht das Ende.
Die Platte lässt sich viel Zeit, den Songs wird viel Raum gegeben, zum Beispiel bei „Was kommt wenn nichts kommen will“.
Kevin: Ja, das war auch ganz wichtig. Es gibt viele Verbindungsstücke, weil es wichtig war, dass die Platte zusammen funktioniert, egal, wie lang sie wird. Und wir haben uns auch im Allgemeinen Zeit gelassen. Eineinhalb Jahre haben wir daran gearbeitet, in denen wir mal ins Studio gefahren sind und dann mal ein paar Monate nicht. Wir hatten keine Lust, uns da zu stressen. Wir stehen alle im Leben und brauchen das nicht, um zu überleben. Wir sind froh, dass wir das machen können und Spaß haben. Aber Stress oder Druck gibt es da nicht.
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