„Bummer“ heißt das neue Album des kanadischen Duos CLEOPATRICK. Warum Luke trotz der Highschool-Bullies glücklich ist, dass er in einer Kleinstadt aufgewachsen ist, und so einiges mehr, erfahren wir im Gespräch mit dem Gitarristen.
Sorry, aber ich muss das direkt sagen: Ich liebe eure Homepage, die ganz im Stil eines Computer-Desktops von vor zwanzig oder dreißig Jahren aufgemacht ist. Da sind so viele Details drauf, wer hat sich das ausgedacht?
Vielen Dank! Die Idee ist ganz von allein entstanden, als wir angefangen haben, unsere neue Website zu gestalten. Ursprünglich wollte ich, dass sie sich wie eine Kreuzung aus einem alten Fernseher und einem Computer anfühlt, aber je mehr wir daran gearbeitet haben, desto mehr hat uns die Internet-Atmosphäre der frühen Neunziger angezogen.
Ich habe das „cp_manifesto“ auf eurer Homepage gelesen. Könntest du uns mehr Details über „The new rock mafia“ verraten – besonders die „Distanz zwischen unserer Szene und ihrer Szene“, von welchen Szenen sprichst du hier?
Ich denke, dieser Text fasst die Dinge ziemlich gut zusammen. In meinen Augen gibt es eine ziemlich große Kluft zwischen dem, was junge Leute in der Gitarrenmusik gerade machen, und dem, was bei den alten Leuten passiert. Bei der NRM geht es darum, neue Bands von den alten abzugrenzen und unsere eigene Szene zu etablieren. Eine Szene, die auf Ehrlichkeit, Freundlichkeit und Zugänglichkeit aufgebaut ist.
Ihr habt auf eurer Homepage einige Online-Zines begleitend zu den Songs „Good grief“ und „The drake“ gemacht – ich frage mich, ob du irgendwelche speziellen Verbindungen zur Fanzine-Szene hast und ob wir vielleicht eines Tages eine gedruckte Version davon sehen werden?
Ich weiß eigentlich nicht viel über Zines und woher sie historisch gesehen stammen. Wir wollten einfach etwas Persönliches und Zwangloses für unsere engagiertesten Fans während des Corona-Lockdowns bieten. Die Leute scheinen sie wirklich zu mögen und deshalb denke ich, dass wir das so lange wie möglich beibehalten werden. Ich kann mir durchaus vorstellen, diese eines Tages zu drucken.
Ihr kommt aus Cobourg, einer kleinen Stadt in Kanada. Um eure Heimatstadt geht es auch in dem Song „Hometown“ – was bedeutet Cobourg und dort aufzuwachsen für euch? Ist es ein guter Ort, um eine Band zu gründen?
Cobourg kam uns früher wie die Achillesferse der Band vor. Aber jetzt ist es ehrlich gesagt eines der Dinge, für die ich am dankbarsten bin. In einer kleinen Stadt ohne viele musikalische Möglichkeiten aufzuwachsen, zwang uns dazu, uns viel mehr anzustrengen, als wir es vielleicht getan hätten, wenn wir eine blühende und komfortable Musikszene um uns herum gehabt hätten. Ich denke, es war ein großartiger Ort, um mit unserer Band loszulegen.
Der Song „The drake“ handelt davon, dass „die Jungs“, also die Typen, die schon auf der Schule Arschlöcher waren und einen drangsaliert haben, deinen Auftritt ruinieren. Ich glaube, jeder kennt diese Art von Leuten, die man nach der Schule nie wiedersehen will ...
Jeder hat in seiner Jugend mal eine Begegnung mit einem von solchen „Jungs“. Meine Erfahrungen sind da nichts Außergewöhnliches. Ich fühlte mich einfach immer unwohl und war mir nicht sicher, wer ich als junger Mann sein sollte. Ich passte nicht zu diesen „Jungs“ – ich spielte kein Eishockey, ging nicht auf irgendwelche Partys oder was auch immer. Es war wirklich cool, auf der Bühne über dieses Gefühl des Unbehagens zu singen und mich in so vielen Kids in der Menge wiederzuerkennen, die diese Songs mit uns mitsingen. In diesen Momenten bin ich froh, dass ich nie Schlittschuhlaufen gelernt habe.
© by Fuze - Ausgabe #88 Juni/Juli 2021 und Dennis Müller
© by Fuze - Ausgabe #88 Juni/Juli 2021 und Christian Biehl