CHRISTOPH EISENMENGER

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Christoph ist einer der Fotografen, deren Aufnahmen immer wieder im Fuze auftauchen. Es ist Zeit, auch mal mit den Leuten zu sprechen, die sonst nur ihre Bilder zur Verfügung stellen.

Dein Portfolio ist ja relativ umfangreich: Promofotos, Live-Fotos, aber auch Hochzeiten, Porträts. Für was, würdest du sagen, schlägt dein Herz am meisten?

Mein Herz schlägt natürlich am meisten für die Live- und Promofotos. Ich bin in der provinziellen Altmark im Norden Sachsen-Anhalts großgeworden, die Region ist dafür bekannt, dass sie in Deutschland am weitesten von der Autobahn entfernt ist. Als Jugendlicher war es nahezu unmöglich, auf größere Konzerte zu kommen. Mein Herz schlug allerdings schon ziemlich früh für die Musik, also kaufte auch ich mir Rock- und Metal-Magazine, um mein Zimmer damit zu tapezieren. Gutes Internet oder Musikstreamingdienste gab es noch nicht, also blieben oftmals nur die Poster an den Wänden, um sich vieles vorzustellen. Wie sieht es in einem Backstage aus? Wie ist es auf einer großen Bühne, wie waren die in den Zeitungen beschriebenen Konzerte wirklich? Ich wollte an all diesem Momenten teilhaben. Mein unerlässliches Interessiere an Musik blieb natürlich nicht unbemerkt. Also wurde ich durch meinen lieben Freund Bernd Zahn zum Fotografieren verleitet.

Musiker sind ja keine Models. Was macht einen guten Fotoshoot, Promo wie live, für dich aus?
Ein perfektes Bild sollte die drei Grundsäulen der Fotografie beinhalten: Information, Emotion und Ästhetik. Wenn man sich das bewusst macht, weiß man, was ein gutes Bild ausmacht. Für mich ist es immer wichtig, den Moment des Unantastbaren zu erwischen. Jeder Mensch hat eine abgeklärte Art, sich vor der Kamera zu präsentieren, manchen gelingt es und anderen fällt es sehr schwer. Manchmal warte ich ewig, um den Moment zu erwischen. Fotografie bedeutet für mich nicht, den Auslöser zu peinigen, sondern den richtigen Moment zu erwischen.

Konzertfotografen gehören zur Punk-, Hardcore- und Metal-Szene dazu wie das Publikum, die Bands und die Leute drumherum. Gibt es für dich Unterschiede, wenn du innerhalb dieser Szene fotografierst? Also, wie unterscheidet sich Konzerte von Hardcore-Bands und die von Pop-Künstlern aus Sicht eines Fotografen?
Mein erster Gedanke ist ganz klar: Hamburger Gitter. Bei Hardcore-Konzerten sind diese oftmals nicht vorhanden. Für das Publikum sicher cool, für mich als Fotograf immer eine Herausforderung. Ich liebe es zwar, nah am Geschehen dabei zu sein, aber ich möchte dem Gast nicht das Erlebnis nehmen und befinde mich Innerlich immer in einem Zwiespalt. Warte ich jetzt auf den richtigen Moment und stehe hier noch einen weiteren Song lang anderen Gästen im Weg, oder verziehe ich mich in die letzten Reihen und schieße beliebige Bilder? Schwierig. Klar gibt es die Regel „3 Songs no Flash“ aber bei Hardcore-Konzerten hält man sich ganz gerne mal nicht daran. Bei „Popkonzerten“ gibt es klare Regeln. Oftmals gibt es einen Fotovertrag vorab, dann drei Songs im Graben und dann hast du die Halle zu verlassen.

Man hatte ja mal die Befürchtung, da jeder ein Handy mit Kamera hat, wird die professionelle Fotografie überflüssig. Verschwommene und unscharfe Fotos zu Tausenden auf den Handys des Konzertpublikums sprechen eine andere Sprache. Welche Rolle siehst du für Fotografen in der Musik-, Punk/Hardcore-Szene 2021?
2021... Wir müssen wohl alle noch ein wenig die Füße stillhalten und uns an die simplen Regeln halten. Ich sehe in der Tat noch nicht viel Licht am Ende des Tunnels für das verlängerte 2020. Sollte es noch mal weitergehen, sollten wir Fotografen wie immer mit dem Herzen dabei sein und unser Bestes geben. Bis dahin können wir uns alle die verschwommenen Aufnahmen auf unseren Handys angucken.