Es ist soweit: nach Jahren von Liveschweiß, COALESCE - Coversongs, Metern an Demoband und wirren Konzerten u.a. mit LIKE PETER AT HOME aus Spanien haben CHAINWAY einen Longplayer im Kasten – und was für einen. „The Aeon Of Horus“ ist das Manifest einer Band, die lange dabei ist, auf enorm vielen Bühnen stand, bereits ihre treuen Fans hat und trotzdem gerade erst richtig anfängt. In der letzten Ausgabe wurde das späte Debüt der ‘95 in Süddeutschland als SPLIT SECOND gegründeten, dann umbenannten Gruppe, in den Himmel gelobt und das war das Mindeste. Die jahrelangen Feuerproben vor fremdem Publikum und die gewonnene Erfahrung schlägt sich nun auf einem Album nieder und zeigt allen Newcomern, was Sache ist. Wer sich dem Fünfer bisher entziehen konnte, dem sei folgendes gesagt: CHAINWAY machen es besser, schneller und vor allem mit mehr Liebe als alle andere Bands. Sänger Markus Liebhaber gibt Auskunft über den Mikrokosmos CHAINWAY.
Euch als Newcomer zu bezeichnen, wäre eine glatte Lüge, schließlich habt ihr schon unter dem Namen SPLIT SECOND auf etlichen Bühnen gestanden. Wie lange ist das her?
Das müsste so ‘95, ‘96 gewesen sein. Damals waren wir zu dritt: Frank, Bernd und ich. Unser Sound war old-schooliger, gerade und unkompliziert.
Wie kam es zur Namensänderung und was bedeutet CHAINWAY? Es gibt doch eine Verbindung zum Cover eures Demos von ‘97, oder?
Es gab da noch eine andere Band, die A SPLIT SECOND hießen und wir wollten nicht dass irgendwer so oder so ähnlich heißt wie wir. Aber der eigentliche Hauptgrund war das Hinzustoßen unseres zweiten Gitarristen Michi und der dadurch hervorgerufene Soundwechsel von Old- zu New-School. Eine direkte Verbindung zum Demotape-Cover gibt’s da eigentlich nicht.
Ihr habt vor kurzem euren ersten offiziellen Longplayer „The Aeon Of Horus“ selbst veröffentlicht. Was hat es mit dem Titel auf sich, klingt nach Mythologie?!
Stimmt, auf den Namen bin ich im ‚Lexikon der Verschwörungstheorien‘ von Robert Anton Wilson gestoßen – der Typ, der unter anderem auch ‚Illuminatus‘ geschrieben hat. Aeon of Horus – Das Zeitalter des Horus. Die nächste Stufe der Geschichte wird von Aleister Crowley Äon des Horus genannt – so wie andere sie das Zeitalter des Wassermanns nennen oder New Age oder die Neue Weltordnung, etc. In Crowleys Prophezeiungen, unterstützt von einem Engel oder Außerirdischen oder übermenschlichen Wesen namens Aiwass, ist die Menschheit durch das Zeitalter der Isis und das des Osiris gegangen und stand nach 1904 an der Schwelle des Horus-Zeitalters, des gekrönten und siegreichen Kindes. Gemeint ist eine Zeit, eingeleitet von Kriegen und Revolutionen, der ein Äon ‚der Liebe, des Lichtes und der Freiheit‘ folgen würde, ganz so wie Rabelais’ hedonistische Abtei von Thelema sich über den ganzen Planeten ausbreitet. Die Kriege nach 1904 und andere Gewaltausbrüche repräsentieren einen Aspekt des Horus namens Ra-Hoor-Khuit, ein Kriegsgott der blutigsten Art. Das Zeitalter von Liebe und Freiheit steht für Hoor-Par-Krat, den Gott der Stille und des Lichtes. Horus wurde ‚Herr der zwei Horizonte‘ genannt, weil er aus diesen entgegengesetzten Aspekten besteht , Ost und West. Crowley vergleicht Horus außerdem mit der chinesischen Vereinigung von Yin und Yang. Das ist eine Art Glaubensgrundpfeiler für mich, da ich der Überzeugung bin, dass ALLES zwei Seiten hat. Positiv, negativ, oben, unten, links, rechts ... Das ist eine Sache des Gleichgewichts und ich fand es auch zu den aktuellen Umständen passend.
Wenn jemand das D.I.Y.-Prinzip bis zum Exzess betreibt, dann sind das sicherlich CHAINWAY. Was erledigt ihr denn momentan alles alleine?
Die Frage wäre andersherum besser gestellt. Was macht ihr eigentlich nicht selbst? NICHTS! Aber Spaß beiseite. Die CD haben wir bzw. Dani, unser Bassist, komplett selbst aufgenommen und produziert. Die Cover drucken wir mit Computer-Druckern selbst aus, kleben sie zusammen, bügeln und falten sie. Die CDs werden auch selbst gebrannt. Also alles 100% Handarbeit. Dann müssen wir Konzerte selbst organisieren, wobei das meistens Austauschgigs sind. Bands von woanders spielen bei uns und wir bei denen. Da haben wir aber auch schon öfters schlechte Erfahrungen mit so Arschlöchern gemacht, die zwei- bis dreimal bei uns gespielt haben, aber wir noch nie bei denen. Na ja ...
Im kleinen Rahmen funktioniert D.I.Y. ja wunderbar, aber wächst euch die Sache bei den steigenden Verkaufszahlen nicht langsam über den Kopf?
Auf jeden Fall, ist zwar schon stressig, wenn man bedenkt, wie viel Zeit und Arbeit wir für eine Handvoll CDs investieren müssen. Aber auf der anderen Seite, Cover in einer Druckerei drucken lassen und CDs pressen, kostet echt ein Vermögen.
Ich würde euch definitiv als „underground“ bezeichnen, was sind denn eure Ambitionen als Band? Fühlt ihr euch in eurem Umfeld wohl, oder sehnt ihr euch nach etwas mehr Popularität?
Eigentlich bin ich persönlich ganz zufrieden, wobei man sich halt doch ab und an etwas mehr bzw. überhaupt mal Anerkennung wünscht. Ich glaube, keiner von uns will wie ein Rockstar von Fanhorden belagert und verfolgt werden. Deshalb machen wir auch so aggressive Musik, um uns Fans vom Leib zu halten. Nee, ich mache nur Spaß ... Auf Konzerten kommen schon meistens Leute auf uns zu, um uns zu loben oder das nächste Konzert klar zu machen, das ist natürlich schon eine Bestätigung für uns.
Was ist für die Zukunft geplant? Habt ihr schon Angebote von Indielabels, hat wer angeklopft?
Tja, bis jetzt haben immer nur wir geklopft, aber die Türen haben sich noch nicht geöffnet. Wir bleiben aber dran, ob mit Label oder ohne ...
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #52 September/Oktober/November 2003 und Thomas Eberhardt
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