BULLSHIT BOY

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Gut gelaunt raus aus der Lockdown-Schockstarre

BULLSHIT BOY – das sind Sabine (DARK HORSE), Gitarre und Gesang, Silvie (ex-GOTTKAISER), Bass und Gesang, und Carsten (OHL, EMILS, ex-GOTTKAISER) am Schlagzeug. Was das Hamburger Trio auf seiner Ende letzten Jahres online erschienenen Debüt-EP bietet, ist ziemlich weit weg vom Sound der bisherigen Tätigkeitsfelder. Mit viel Augenzwinkern schippern sie geschmackvoll irgendwo zwischen Indierock und Punk und haben dabei erfrischend viel gute Laune im Gepäck. Dieses Jahr gibt’s die Songs nun auch auf Tape und Vinyl. Ich nahm das zum Anlass, mit Silvie und Sabine über die Bandgründung mitten in der Pandemie, die Hoffnung auf eine baldige Live-Premiere und eine Nordseeinsel zu sprechen.

Eure Band ist noch ziemlich jung, oder?

Silvie: Björn, unser Gitarrist bei GOTTKAISER, hat mich an Sabine vermittelt, die gerade auf der Suche nach einer Band war. So kam der Kontakt 2019 zustande. Wir trafen uns ein paar Mal zum Proben und ich dachte, ich schreibe Carsten mal an, ob er nicht Bock hat, bei uns Schlagzeug zu spielen. Es passte sofort super zusammen, sowohl menschlich als auch musikalisch.
Sabine: Das war ein sehr glücklicher Zufall. Ich hatte ja die Songs bisher als One-Woman-Punkband unter dem Namen DARK HORSE veröffentlicht und gespielt, da ich nach fast zehn Jahren London-Aufenthalt zurück in Hamburg lange keine Band hatte. Mit Silvie und Carsten klingt das jetzt alles fantastisch.

Konntet ihr vor Corona denn noch live spielen?
Silvie: Carsten und ich haben rund zehn Jahre lang bei GOTTKAISER zusammen gespielt. Aus privaten und zeitlichen Gründen lösten wir uns allerdings 2015 auf. Seitdem habe ich hier und da in unterschiedlichen kleineren Bandprojekten mitgespielt. Carsten ist weiterhin mit OHL und EMILS unterwegs, hatte aber auch Lust auf was Neues. Es gab vor Corona noch ein paar Live-Gigs mit anderen Projekten, die 2020 aus bekannten Gründen bis auf Weiteres gecancelt werden mussten. Mit BULLSHIT BOY sind wir tatsächlich noch nie live aufgetreten. Für uns bleibt es nach wie vor spannend, wie wir live überhaupt funktionieren werden.

Ziemlich frustrierend vermutlich, eine brandneue Band am Start zu haben und nicht richtig loslegen zu können. Wie haltet ihr euch bei Laune?
Silvie: Wir sind erst mal in eine kleine Schockstarre verfallen und mussten die Situation um uns herum begreifen. Wir hatten unser erstes musikalisches Set zusammen und wollten damit in die Welt hinaus ziehen. Dann kam die Totalbremse, alles wurde abgesagt und geschlossen. Also mussten wir neu überlegen, was wir tun können. Wir sind ins Studio gegangen und haben unsere erste EP fertiggestellt. Neben dem Einstellen bei den Streaming-Diensten wollen wir die auch auf Tape und Vinyl rausbringen. Damit waren wir in letzter Zeit gut beschäftigt. Auch versuchen wir, uns weiter zu vernetzen. Aktuell haben wir glücklicherweise bei Tarcy von Fight Like A Grrrl-Booking, kurz FLAG, Unterschlupf gefunden, die uns supporten wird. Bei all dem hoffen wir natürlich darauf, dass wir bald live spielen können.
Sabine: Ich mache ja auch die Grafiksachen alle selbst und brauche ähnlich lange wie beim Songschreiben, bis ich mit etwas zufrieden bin. Unser Toningenieur Hannes von Schalltona, wo wir die Songs aufgenommen haben, hat eine vergleichbar perfektionistische Haltung und durch den Lockdown hatten wir keinen Druck und konnten alles in Ruhe machen. Den Rest des Lockdowns wird sich jetzt bühnenfertig geübt, momentan natürlich noch in Zweiergruppen, und es werden neue Songs geschrieben.

Ihr habt einen Song Helgoland gewidmet.
Sabine: „Helgoland“ entstand tatsächlich auf Helgoland, wo ich seit 2018 beruflich öfter bin. Ich wurde bei meinem ersten Besuch beim Essen versetzt und stampfte wirklich alleine durch die Kleingartenkolonie und erlebte so ziemlich alles, was in dem Song vorkommt. Interessanterweise mögen den Song auch viele Leute, die gar kein Deutsch sprechen.

Und wer zur Hölle ist dieser Bullshit Boy?
Sabine: Jeder kennt mindestens einen, oder? In unserem Fall aber keine konkrete Person. Meist reden sie, ja, Mist eben, und sind dabei manchmal sogar liebenswert oder zumindest amüsant, so dass man ihnen meistens nicht wirklich böse sein kann.