Ich habe eine Vision von diesem Artikel. In dieser Vision sehe ich einen Artikel, der ein großes Unternehmen ist. Ich sehe einen gewaltigen musikhistorischen Abriß, wie er so noch nicht geschrieben wurde, über ein Genre, das als solches im Bewußtsein der Mehrheit vielleicht, aber eher noch sogar wahrscheinlich, gar nicht existiert. Die Geschichte des Budget-Rock (Ich habe mich hier für diesen Begriff entschieden, es gibt aber natürlich - wie immer im Musik-Journalismus, der ja keine Wissenschaft ist und dem es daher an einer (manchmal wünschenswerten!) begrifflichen Eindeutigkeit mangelt - unzählige andere Bezeichnungen, wie z.B. LoFi-Punk oder auch Garage-Punk.) will ich aufzeichnen: Von seiner Geburtsstunde, dem Erscheinen der ersten SUPERCHARGER-LP auf Radio X, über die Gründung von Rip Off Records und der gleichnamigen Band, bis hin zu einer Bestandsaufnahme der Gegenwart.
Ein solches Unternehmen kann natürlich nur scheitern, wenn Vollständigkeit als entscheidendes Ziel postuliert wird. Die aber, und das schicke ich aus gutem Grunde vorweg, kann natürlich nicht garantiert werden. Ich kann nicht jede Band nennen, die sich einmal dem Genre verbunden gefühlt oder sich vielleicht auch nicht gefühlt hat und trotzdem simpel und billig gerockt hat (den nichts anderes wird im Budget-Rock ja praktiziert!). Das wird aber auch keiner verlangen, denn erstens krieg ich schließlich keine müde Mark für meine Arbeit, die damit nichts anderes als reine Liebesarbeit ist, und zweitens kommt es ja darauf an eine Entwicklung zu beschreiben und nicht etwa einen Stammbaum zu malen oder sowas.
Ich habe es bereits gesagt, die Geburtsstunde des Budget-Rock ist meiner Meinung nach (ein anderer Musikprofessor mag da durchaus anderer Meinung sein) das Erscheinen der Debüt-LP der Band SUPERCHARGER auf dem eigens dafür gegründeten Label Radio X, die übrigens letztes Jahr auf Estrus mit zwei Bonustracks wiederveröffentlicht und damit erstmals der breiten Masse zugänglich wurde, war doch die Erstauflage auf 500 Stück limitiert. Die Band bestand aus Greg Lowery am Bass, Darin Raffaelli an der Gitarre und Karen Singletary, die am Schlagzeug immer den gleichen wunderbaren Beat spielte. Den Stellenwert dieser Debütscheibe zu gering einzuschätzen ist schlechterdings unmöglich. Meiner Ansicht nach kommt ihr derselbe Verdienst zu wie 1976 der ersten RAMONES-LP, nämlich der, verkrustete Strukturen aufgesprengt und neues Feuer in den Rock gebracht zu haben.
Zugegebenermaßen fanden diese beiden Revolutionen auf verschiedenen Ebenen statt. Haben die RAMONES damals den gesamten Mainstream aufgeräumt, indem sie den modernen Punkrock, den es bis dahin ja noch gar nicht gab, erfanden (Und jetzt quatsch, mir bloß keiner dazwischen und erzähl mir was von "Ja, aber davor gab es doch schon die SONICS oder STOOGES" oder was weiß ich noch. Das waren nur Vorläufer, die nicht einen solchen Boom ausgelöst haben wie die RAMONES.), so räumten SUPERCHARGER den mittlerweile alt und kackig gewordenen Punkrock auf. Erinnern wir uns doch mal, wie es um den Punkrock Ende der 80er, Anfang der 90er bestellt war: Ich kann mich schon fast nicht mehr erinnern, weil ich jene grauenvolle Zeit verdrängt habe, die dominiert war von solchen Zombies wie BAD RELIGION und NO FX. Ja, ich weiß auch, daß es die heute noch gibt, aber damals firmierte sowas noch ungeniert unter "Punk". Über all die Jahre, die es Punkrock nun gab, hatte sich nämlich ein Scheusal in diese Musik eingeschlichen, gegen das die RAMONES damals schon gekämpft haben; und dieses Scheusal heißt "Perfektion". Ein warziges Vieh, das einen Rattenschwanz von Plagen hinter sich herzog (und zieht), wie z.B. "Glätte", "Überproduktion" oder auch "Gitarrensolos" (noch schlimmer sind sogar "Gitarrensoli", am allerschlimmsten aber "Gitarrensolis"!).
Während die RAMONES damals aber eine Gegen (-Musik)Kultur begründet und diesen Feind damit ausgeschlossen und beim Gegner verortet hatten, befand er sich nun perfiderweise wieder in den (vermeintlich!) eigenen Reihen. An dieser Stelle muß ich aufpassen, nicht zu theoretisch zu werden, Klartext also: Es wurde nicht mehr spontan losgerockt (Oh, da benutz ich aber ein blödes Wort. Egal...). Man mußte mittlerweile wieder erst jahrelang im schattigen Kinderzimmer Pickel züchten und Gitarre üben, bis man all die Coverversionen aus dem "Punk"-Songbooks draufhatte, bevor man sich überhaupt erstmal in einen Proberaum wagen durfte. Als die RAMONES anfingen, mußten sie ihre eigenen Songs schreiben, weil sie die Akkorde von anderen Songs nicht raushören konnten, und auf dem SUPERCHARGER-Debüt war, ihr ahnt es, auch keine Coverversion.
Das war auch verdammt nochmal nicht nötig, denn wozu wohl hat der liebe Gott, äh, ich meine natürlich Luzifer, das alte Hinkebein, Herr der Unterwelt und der ewigen Verdammnis (wir sprechen schließlich von Teufelsmusik!) das Rock´n´Roll-Schema erfunden (Ihr wißt schon, die drei Akkorde A,D und E, "Louie, Louie" und so weiter)?! Damit eben auch der degenerierteste unter euch Teenagern dazu in der Lage ist, mal eben zackzack ein paar Songs zusammenzuschustern und loszuscheppern! Und genau das haben SUPERCHARGER anno ´91 gemacht. Wieso letztendlich ein derart wegweisendes Meisterwerk dabei entstanden ist, ist im Nachhinein schwierig auseinanderzuklamüsern, und was schwierig ist, soll man eh lieber bleiben lassen. Wichtig ist, daß das die Platte war, die die "Szene" (mir wird immer schlecht bei dem Wort) gebraucht hat, um zu kapieren, daß Rock´n´Roll bzw. Punkrock nun mal nicht Heavy Metal, 32-Spuren und Demo-CD bedeutet, sondern Garage, Keller und "Hopp-hopp, rauf auf die Bühne!" - oder so ähnlich.
Mitverantwortlich für den kometenhaften Aufstieg des Budget-Rock war eine Band, die sich ebenfalls der ungehobelten Art zu rocken verschrieben hatte, nämlich die MUMMIES. Die entstammten der 60´s-Punk-Szene, und deshalb laß ich die in meinem Artikel mal außen vor, wird mir sonst nämlich zu umfangreich. Die MUMMIES waren sowas wie die Entdecker von SUPERCHARGER, pushten die Band ordentlich, nahmen sie mit, wenn irgendwo was los war, und brachten schließlich die göttliche "Icepick (in my head)"-Single (der zweite Song auf der einseitig bespielten 7" ist "Want it bad") auf ihrem eigenen Label Pre B.S. heraus. Diese Platte ist nun wirklich DER Klassiker des LoFi-Punk - wer die nicht gehört hat, der hat nicht gelebt! Ich erinnere mich noch wie mir Harald Hellmann, der große Budget Rock-Gelehrte vom Rhein, damals erzählte, er habe sich gleich drei Exemplare dieser Single gesichert. Er war ohnehin einer der allerersten in der alten Welt, die die Bedeutung von SUPERCHARGER erkannten und ihnen seinerzeit den mittlerweile ja schon legendären Titel "Größte Band des Universums" gab.
Aber nicht nur diese Single haben wir den MUMMIES zu verdanken, sondern auch noch das unfassbare Glück, SUPERCHARGER auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft lebend auf der Bühne zu sehen (und das ohne sich dafür in ein Flugzeug setzen zu müssen). Die bandagierten Trash-Rocker nahmen die Drei aus South City nämlich kurzerhand mit auf ihre Europa-Tour. Kinder, ich kann euch sagen, das waren tolle Tage damals im Jahr 1993, als die Supies (wie ihre Fans sie damals schon liebevoll nannten) mit 10 cm-Hosenaufschlägen die deutschen Bühnen betraten und alle Hits ihrer mittlerweile zwei LPs (die zweite, "Supercharger Goes Way Out!", war in der Zwischenzeit auf Estrus erschienen) und soundsoviel Singles runterrumpelten. Was wir damals noch nicht wußten: der Spaltpilz hatte die Band zu dieser Zeit schon befallen! Zwischen den beiden alten Freunden (Schluchz!) Greg und Darin gab es mächtige Reibereien. Ich glaube, es ging unter anderem darum, daß sich Darin für Gregs Geschmack zu sehr bei Trent Ruane und der Mummies-Clique eingeschleimt hatte und denen mit immer lowerer Fidelity imponieren wollte. (Hab` ich "gehört", hehe, kann aber natürlich auch vollkommen aus der Luft gegriffen sein.) Na jedenfalls lösten sich SUPERCHARGER nach dieser Tour auf, und die Band war fortan eine Rock`n`Roll-Legende, weshalb ich hier ja auch drüber schreibe. Jetzt seid ihr sicherlich alle mächtig gespannt, wie es nun weiterging mit unseren nun wieder zu Individuen zersplitterten Helden. Ich werde es euch verraten.
Karen Singletary, um die gleich mal erstes abzuhaken, trat von da an nicht gerade mehr in den vordersten Vordergrund der Musikgeschichte. Ich glaube, sie spielte bei den BRENTWOODS, und das ist alles, was es da so zu sagen gibt. Wesentlich interessanter ist das, was die beiden Buben von da an trieben. Fangen wir mal mit Greg Lowery an. Der gründete, und das ist ja nicht gerade eine Insiderinformation, sowohl die RIP OFFS als auch das dazu passende Label Rip Off Records. Die erste Single, die dort erschien, war das Debüt der STATICS, die gleichzeitig auch deren stärkster Output war. Das Interessante hierbei ist, daß diese STATICS das erste zählbare Resultat der von SUPERCHARGER ausgelösten LoFi-Punk-Revolution waren. Sie waren die ersten SUPERCHARGER-Epigonen, die ersten, die sich sagten, "so cool wie die wollen wir auch sein, und das können wir auch, weil das ja total simpel ist!". Dummerweise fingen sie recht bald an zu saugen, allerdings wurde ihre jüngste LP just in dieser Publikation von einem Mitarbeiter namens Johannknecht wieder für überaschend toll befunden. Für seine Rip Off -Singles hatte sich Greg übrigens das originelle Konzept, sie nur einseitig zu bespielen, von Pre B.S., dem MUMMIES-Label abgeguckt. Das war, nehme ich mal an, billig und gleichzeitig auch noch irgendwie cool.
Zu dieser Zeit starteten auch die RIP OFFS durch. Die bestanden aus Jon Von von MR. T-EXPERIENCE, den Brüdern Shane und Jason White, die schon mit den legendären FINGERS LoFi-Geschichte geschrieben hatten, und Greg Lowery selbst. Die RIP OFFS haben es ja bekanntermaßen zu einiger Bekanntheit gebracht und den ganzen sogenannten LoFi- oder Garage-Punk-Kram erst so richtig populär gemacht. Und das verdammt nochmal auch zu recht, denn Songs wie "Wild Jane" (von der ersten Single) oder "She said yeah" (von der LP "The Rip Offs Got A Record") sind Meilensteine des Budget-Punkrock (Lustigerweise erzählte mir Greg Lowery, daß sie wegen des zweitgenannten Songs Haßpost von puristischen Fans bekommen hätten, mit dem darin enthaltenen Vorwurf des kommerziellen Ausverkaufs aufgrund zu hoher Poppigkeit. Also ich meine das geht ja wohl echt ein bißchen zu weit!). Im Vergleich mit SUPERCHARGER stellten sich die RIP OFFS als deren sound- und arrangementtechnisch runderneuerte,und ich möchte sagen (und dies mit einem, man verzeihe mir, modernen Anglizismus tun), tightere Variante dar.
Ich kann, auch wenn sie es verdient hätten, leider nicht länger bei den RIP OFFS verweilen, denn ich muß meinen Artikel vorantreiben. Deshalb sei noch schnell das Ende dieser Episode geschildert: Nach ein paar Singles, einer LP und einer Japan-Tour kam der Split. Der Grund dafür war ziemlich witzig, hing er doch damit zusammen, daß Jon Von im letzten Moment eine Europa-Tour platzen ließ, weil er in der Zeit lieber einen Europa-Urlaub mit seiner Freundin machen wollte. Greg Lowery wollte zwar mit einem Ersatz weitermachen aber Shane White, der wohl so ein komischer Starrkopf ist, hatte daraufhin partout keine Böcke mehr.
(Schnitt - Kommentar aus dem Off: "Sehen wir uns in der Zwischenzeit einmal an, was Gregs ehemaliger Freund Darin bis hierhin so alles angestellt hat.")
Darin war weiß Gott nicht untätig. Zuerst einmal hat er den guten alten Radio X-Laden nicht drangegeben, sondern weitergemacht, und zwar mit einer Veröffentlichung der BRENTWOODS. (Ich glaube, da hat er auch selbst mitgespielt, aber die kopierten Cover sind leider arg undeutlich.) Deren Sound war nun wirklich Budget-Rock in Reinkultur und wohl sowas wie der Versuch, die flachste Stelle des ganzen Low-Fidelity-Tümpels auszuloten und mit grellstem Mädchengeschrei anzureichern. Ganz witzig, aber eben auch nur das.
Mit dem Unternehmen BRENTWOODS kristallisierte sich aber nun langsam Darins Obsession heraus, ein aus dem Hintergrund agierender Chef einer Mädchen-Band zu werden. Diesen Plan setzte er sodann mit seinem bislang erfolgreichsten Projekt um, die Rede ist von den DONNAS. Das sind vier blutjunge Mädchen - das Backcover der ersten Single sagt zweimal 15 und zweimal 16 (Allerdings heißen die da auch alle "Donna"...), die ihre Songs von Darin geschrieben bekommen und sie mit ihrer, der Jugend eigenen, unbedarften Frische engagiert vortragen. Das Resultat ist die 1.127ste RAMONES-Kopie, was ja nun alleine schon immer ´ne tolle Band ist, aber, hey, hier auch noch in weiblich und lo-fi - was will man mehr?! Natürlich mehr Platten von denen! Meine liebste ist die, auf der sie "Da Doo Ron Ron" covern, allerdings nicht wegen diesem Song, sondern den beiden auf der anderen Seite, "I Don`t Wanna Go To School" und "I Don`t Wanna Rock`n`Roll Tonight". Das ist herrlichster ramonoider Plüschpunk mit zeitloser Teenage-Thematik, der Romantikern wie mir bei einer Flasche Oettinger am Abend einfach unnachahmlich den Bauch zu kitzeln vermag. Die Debüt-Single, die vor allen Dingen von der Schlagzeugarbeit noch etwas rumpeliger war (Herrlich! Hört selbst!!), steht ihr allerdings kaum nach. Zwischen diesen beiden Platten (Es gab da auch noch eine dritte, die hab´ ich aber nicht, ich bin ja kein "Plattensammler"!) hatte es übrigens einen Wechsel im Briefkopf von Raffaellis kleinem Unternehmen gegeben. Was Radio X war, hieß fortan Super Teem. Ich sage es ganz offen, ich habe aber auch nicht den geringsten Schimmer, was da jetzt wieder dahinter steckte. Super Teem stand dann jedenfalls auch auf dem ersten Longplayer der DONNAS, der all die erwähnten Qualitäten der Band ganz oft bringt und ziemlich gut ist.
Wem diese Mädchen dann vielleicht doch zu jung oder zu höflich oder was weiß ich sind, wer es einfach - wie soll ich sagen? - handfester und vielleicht auch ein bißchen rüpelhafter mag, für den gibts bei Super Teem übrigens noch die BOBBYTEENS, Raffaellis zweite Girlgroup (nicht ganz: am Schlagzeug sitzt Russel Quan, seines Zeichens Junge und ein Hansdampf in vielen Gassen; trommelte auch bei MUMMIES). Deren erste Single "Firecracker/Hey Roxy" ist ein guter Kauf und offenbart auf dem Backcover einen äußerlichen Unterschied zu den DONNAS, der unserer schlankheitswahnfixierten Welt ein gesundes "Na und!" entgegenzurufen scheint. Am Mikrophon übrigens Tina "Boom Boom" Lucchesi of TRASHWOMEN-Fame (beste Surfband wo gab!). Es gibt noch mehr von Super Teem und das könnt ihr auch bedenkenlos kaufen, ich zähl´ das aber jetzt nicht alles auf.
Indem ich jetzt noch einmal Mal zu Greg Lowery und seiner Rip Off-Klitsche rüberschalte, biege ich auch so langsam in die Zielgerade ein, komme bei meinem kleinen Flug durch die Geschichte der Jetzt-Zeit immer näher und damit dann auch gleich zu meiner Bestandsaufnahme des Budget-Rocks der Gegenwart.
Eine Rip Off-Erscheinung muß ich aber noch erwähnen, und das nicht nur, weil es eine gute ist, sondern auch weil es die erste europäische ist. "Out To Lunch" hieß die und war von den STIPJES aus Groningen/Holland. Die schafften es auch im Jahre ´96, noch ein Jahr vor den deutschen STEVE McQUEENS, bis nach San Francisco zum jährlichen Rip Off-Rumble. Um die Kohle für die Flugtickets zusammenzuschnorren, mußten die holländischen Sozialhilfempfänger übrigens ein beispielloses Benefizprogramm auf die Beine stellen, wobei ihnen das ganze Land geholfen hat. Ich habe wirklich lustige Insiderkenntnisse von Ereignissen (eigentlich nur einem bestimmten), die sich bei diesem Aufenthalt in den USA abgespielt haben. Leider darf sie nicht preisgeben, da mir Sänger Robert diesbezüglich ein hochheiliges Schweigegelübde abgenommen hat. (Ich habe das also wohl nur erwähnt, um euch neugierig und mich ein bißchen wichtig zu machen.)
Wie ging es aber mit Gregs eigener musikalischer Karriere weiter? Er gründete natürlich wieder eine neue Band, und zwar die INFECTIONS. Auch diesmal war Gitarrist Shane White wieder an Bord. Erstes Lebenszeichen war die Single "Kill For You", wobei dieser Song auch ein Killer war, der zweite allerdings war ein Ausfall, total öde die Nummer! Und genau an dieser Stelle setze ich nun gnadenlos mit meiner Kritik an. Jetzt ist Schluß mit der Rip Off-Lobhudelei. Konnte man bis hierher immer guten Gewissens jede RIP OFF-Veröffentlichung kaufen, so gilt dies allerspätestens heute nicht mehr. Wenn ich mir da so manche mehr oder weniger jüngere Veröffentlichung anschaue, ich nenne jetzt nur mal die SPITES oder auch die SWINDLERS aus Frankreich, so höre ich da nur noch Durchschnitt, und zwar glattgebügelten Durchschnitt. Das kommt auch nicht von ungefähr, denn vor ein oder zwei Jahren hat dieser Lowery nämlich mal einen Gastartikel im You Suck!-Fanzine (herausgegeben vom STIPJES-Robert aus Groningen) veröffentlicht in dem er gegen LoFi-Sound wetterte. Aha! Er wandte sich damals gegen Bands, die LoFi zum Selbstzweck machten. Da kann man natürlich zustimmen, schließlich hat der Song im Vordergrund zu stehen. Was da aber z.B. mit den beiden genannten Platten bei Rip Off rauskam und -kommt, sind müde Songs mit einem glatten Konsenssound, bei dem nur wichtig ist, "daß man alles schön hört". Na toll! Es ist immer wieder deprimierend zu sehen, wie sich solche Prozesse der Anpassung und Lähmung zwangsläufig jedes vormals auch noch so wegweisenden und kompromißlosen "Unternehmens" bemächtigen. Glaubt mal nicht, der saubere Herr Lowery würde heute noch so einen bahnbrechenden Genre-Klassiker wie die erste STATICS-Single veröffentlichen!
Vollkommen ad absurdum führte Greg seinen Status als Budget-Rock-Mitbegründer aber vor relativ kurzem mit der Veröffentlichung der INFECTIONS-Debüt-LP. Was sich da dem Hörer offenbart, ist feistest "produzierter" (bei mir impliziert der Gebrauch dieses Wort von vornherein die Vorsilbe "über-"!) PunkROCK mit so auf die Spitze getriebener Solo-Wichserei, daß einem ganz fürchterlich die Kotze kommen könnte.
Aber versteht mich nicht falsch! Ich glaube gern, daß so toleranten Schafsköpfen wie euch ein derart "kompetentes" "Rocken" leicht gefallen kann, aber wer sowas wie Prinzipien hat, hat schließlich auch früher beim Lagerfeuer der Jugendgruppe nicht in die gefühlsduselige Chorsingerei mit eingestimmt. Was ich verdeutlichen will ist die Peinlichkeit des Anpassungsprozesses, von der die "Musiker"-Biographie des Herrn Lowery bestimmt ist. Was `91 als coolste R`n`R-Band der Welt anfing und ein paar Jahre danach mit den RIP OFFS und ihrem krachigen LoFi-Keller-Punk Maßstäbe setzte, waren anscheinend bloß "Lehrjahre" dafür, daß er heute "gut" genug ist, um irgend so einen perfekten Scheiß-Rock zu spielen, für den eigentlich solche Arschlöcher von "Profi"-Musikern wie diese Hard-Rock-Zombies HELLACOPTERS. Ich könnte heulen! Was kommt als nächstes? Bass-Solos?? Bitte, Greg, verschone uns, und beschmutze die Legenden SUPERCHARGER und RIP OFFS mit deinem lästerlichen Tun nicht noch mehr! (Oh Gott, wahrscheinlich sitzt der senile (das wäre immerhin noch sowas wie eine Entschuldigung!) Sack zu Hause in seinem Zimmer und übt Bass-Läufe!) So traurig steht`s also heute um Greg Lowery. (Okay, okay! Vielleicht bin ich da jetzt ein bißchen hart, vielleicht ist der Vergleich mit den unsäglichen HELLACOPTERS doch zu gemein und die INFECTIONS-LP gar nicht sooo schlimm, aber ich muß doch beizeiten meine Stimme erheben. Ja, ich muß doch ein Fanal setzen!!)
Die Geschichte von Darin Raffaellis DONNAS - so muß man das ja wohl sehen - ist übrigens auch noch nicht zu Ende. Nach der sehr gelungenen LP waren wir alle ja sehr gespannt wie´s wohl weitergeht, und vor ein paar Monaten gab´s dann auch was Neues. Auf Lookout waren die DONNAS gelandet. Darin hatte es also wohl endlich geschafft, kommerzielle Ufer zu erreichen. Ich hab´ mir da gar nichts schlimmes bei gedacht, mir im Gegenteil sogar freudig ausgemalt, sie jetzt vielleicht auch mal auf Europa-Tour sehen zu können, obwohl Lookout in der Hinsicht eigentlich doch ziemlich faul ist. Aber was haben wir hier dann aber alle für ein langes Gesicht gemacht, als wir die neue LP hörten! Wie soll ich´s nennen, was ich da hörte? Glamrock sagt man wohl, aber, von Ausnahmen abgesehen, von der stinklangweiligsten Sorte und zu allem Überfluß auch noch fad produziert. Auch von dieser Seite also noch eine Enttäuschung! Es kommt also knüppeldick, und die Bestandsaufnahme der Gegenwart - "Was machen die Erfinder des Budget-Rock heute?" - fällt deprimierend aus.
Das ist natürlich Quatsch! Sowas sag, ich ja nur, weil ich so ein Miesmacher bin. Auch wenn alles verdammt noch mal wahr ist, was ich da geschrieben habe, so muß man doch auch feststellen, daß natürlich immer noch scheißgute Platten auf Rip Off und auf Super Teem rauskommen, daß es jede Menge coolen Budget-Rock auf unzähligen anderen Labels gibt, und daß es mittlerweile nicht nur in Amerika inspirierte Budget-Rock-Bands gibt, sondern auch schon einige bei uns in Europa. Dazu aber vielleicht irgendwann mal mehr. Tschüüß!