Mit ihrem Debüt „Of Bitterness and Hope“ auf Let It Burn Records haben die Ungarn von BRIDGE TO SOLACE ein Album vorgelegt, das den ehemaligen NEWBORN-Mitgliedern in dieser Form wohl kaum jemand zugetraut hätte. Hymnische Melodien mischen sich mit derbem Hardcore, gelegentliche Ausflüge in den Deathmetal kompensiert man mit geschickt eingeflochtenen Spoken Word-Passagen. Jede Menge Gesprächsmaterial also für ein Interview mit Sänger Zoli.
Zoli, ihr ward zusammen mit PAINT THE TOWN RED und RAZOR CRUSADE unterwegs. Wie seid ihr miteinander ausgekommen?
„Wir hatten eine gute Zeit zusammen, und in beiden Bands spielen sehr nette Leute. Die Publikumsreaktionen waren super, insgesamt sind wir absolut zufrieden. Für eine kleine Band wie uns, die noch vieles vorhat, ist das definitiv ein guter Anfang.“
Was war eigentlich mit eurer Vorgängerband NEWBORN los?
„Irgendwie stimmte die Chemie einfach nicht mehr, in dem alten Line-Up waren wir ausgebrannt. Es bildeten sich zwei Parteien, die aufgrund ihrer Ansichten über die Zukunft der Band einfach nicht mehr zusammenarbeiten konnten. Darum entschlossen wir uns, die Band aufzulösen und getrennte Wege zu gehen. Und es scheint, als ob wir alle mit der Lösung glücklich wären.“
Denkst du, dass eure Heimat Ungarn eher ein Vorteil oder ein Nachteil für den Stellenwert von BRIGE TO SOLACE in der Hardcoreszene ist?
„Weder noch ... Als wir vor ein paar Jahren mit NEWBORN angefangen haben, war es sicherlich eher hinderlich. Ungarn war schließlich weit abgelegen von den Orten, an denen punk- oder hardcoremäßig etwas passierte. Es war ziemlich schwer, eine Tour zu buchen. Aber NEWBORN wuchs langsam, und immer mehr Leute mochten uns, so dass wir mit BRIDGE TO SOLACE solche Startschwierigkeiten nicht mehr haben – die Leute waren richtig hungrig auf die neuen Sachen. Auch wenn diese Tour ein Neubeginn ist – und wie jeder Anfang schwer ist –, würde ich doch sagen, dass wir es durch Adam und meine Zeit in NEWBORN um einiges leichter haben. Obwohl man natürlich bedenken muss, dass wir drei Leute in der Band haben, die noch nie getourt sind, und unser zweiter Gitarrist wegen einer Operation zurück nach Budapest fliegen musste.“
Wie ist es denn mit der „Szene“ in eurer Heimatstadt bestellt?
„Eigentlich sehr gut. Es gibt eine Menge Leute, die sich für diese Form Musik interessieren, und wenn wir Konzerte mit bekannteren Bands veranstalten, kommen meist ziemlich viele Besucher. Außerdem gibt es ein paar sehr gute Formationen wie zum Beispiel THE IDORU, die auch aus ehemaligen NEWBORN-Mitgliedern bestehen. Oder FALLENINTOASHES, VELVET STAB und HOLD X TRUE, eine Old School-Straight Edge-Band, die in den Staaten auf ThirdXParty Records ist. Also, es gibt hier jede Menge fähige Leute, die die Sache am Leben halten.“
Wie kam es zu den genialen Spoken-Word-Parts zwischen den einzelnen Stücken?
„Wir wollten unbedingt noch das gewisse Etwas in unseren Songs haben. Und anstelle wieder uralte Samples irgendwelcher Kultfilme oder berühmter Persönlichkeiten auszugraben, haben wir Greg von TRIAL gebeten, das für uns zu übernehmen. Er ist ein guter Freund von mir, seit wir 1999 in Budapest eine Show mit TRIAL gespielt hatten. Ich wusste, dass ihm NEWBORN gefällt und hoffte, das trifft auch für BRIDGE TO SOLACE zu. Ich habe ihm unsere MP3s und die Texte geschickt und sagte ihm, er könne damit tun, was immer er will. Also hat er im April in Kanada selbst Sachen aufgenommen, die wir dann in die Songs integriert haben. Wir lieben, was er da gemacht hat und werden ihm ewig dankbar dafür sein. Schaut euch unbedingt seine Seite wordsasweapons.com an. Dort findet man jede Menge lesenswerte Texte und auch ein bisschen Punkrock.“
Was hat es den mit dem Hidden Track „Hail To Gothenburg“ auf sich? Seid ihr Fans dieses typisch schwedischen Deathmetals?
„Ja, besonders Adam und ich lieben Bands wie AT THE GATES, GATES OF ISHTAR und ENTOMBED. Adam hat den Song geschrieben, aber er passte nicht so wirklich zum Rest des Albums, also haben wir ihn als Bonustrack verwendet. Es gibt auch noch eine witzige andere Version davon mit neuen Vocals. Sobald unsere Website endlich steht, werde wir sie da zum Download bereitstellen.“
Das Thema Politik spielt in euren Texten eine wichtige Rolle. Seid ihr selbst in Parteien oder Organisationen aktiv?
„Nicht direkt. Ich bin bei der hiesigen ‚Food Not Bombs‘-Gruppe aktiv. Wir versuchen so oft wie möglich unseren Arsch hochzukriegen, um an mittellose Leute kostenlos Essen zu verteilen. Politik ist für uns persönlich wichtig, weil wir alle interessierte Personen sind, und durch die Musik können wir unsere Gedanken optimal artikulieren. Genau deswegen spielen wir in einer Hardcore-Band, um unseren Emotionen freien Lauf zu lassen und unsere Gedanken mit ähnlich eingestellten Menschen auszutauschen.“
Was ist deiner Meinung nach die beste Situation, um „Of Bitterness and Hope“ aufzulegen?
„Nachdem ich die Scheibe für so etwas wie ‚mein Baby‘ halte, ist für mich jede Zeit und jeder Ort gut dafür. Intention von Texten und Musik ist es, die Menschen zum Denken zu bringen, Wut ausleben zu können und auch ein Fünkchen Hoffnung zu entfachen. Wann immer du also mit deiner Situation unzufrieden oder traurig bist, dieses Album ist da, um dir beizustehen.“
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #54 März/April/Mai 2004 und Michael Streitberger
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