BRACKET

Foto© by Alan Snodgrass

Die Top 7 der Fehlschläge, Missgeschicke und Fuck-ups

28 Jahre gibt es BRACKET aus der Bay Area mittlerweile und so ein krummes Jubiläum muss gefeiert werden. Deshalb erschien aktuell auf Sbäm Records die Zusammenstellung „Best Of Würst“, und weil sich 28 durch 4 teilen lässt und das 7 ergibt, baten wir die Band um eine Liste, die wir mit den Worten „28 years of fucking up! Here are the seven highlights ...“ überreicht bekamen.

Fuck-up #1 – BRACKET biegen falsch ab
(diesmal wörtlich)
Zack:
Am Valentinstag 1997 fuhren wir auf einem Freeway nach Los Angeles ins Roxy auf dem Sunset Strip, um vor ausverkauftem Haus für NOFX zu eröffnen. Wir waren sehr aufgeregt und wollten nicht zu spät zum Soundcheck kommen. Doch unser Elan wurde ausgebremst, als wir in einem Feierabendstau steckenblieben. Ich entdeckte eine Zufahrtsstraße, die parallel zur Autobahn verlief. Sie schien ziemlich lang zu sein. Das war perfekt! Ich fuhr zwischen ein paar Absperrungen durch und schaffte es, auf die kleinere Straße zu gelangen. Wir passierten schnell jedes Auto, das im Stau feststeckte. Das ging meilenweit so weiter. Bei jedem Auto, das wir überholten, hupten wir, winkten, und lachten laut über diese immobilen Idioten. Plötzlich war die Spur zu Ende und es gab keine Wendemöglichkeit. Wir mussten über eine Meile im Rückwärtsgang fahren, bevor wir wieder auf die Autobahn wechseln konnten, während dort alle lachten, hupten und uns den Stinkefinger zeigten. Als wir schließlich zum Soundcheck ankamen, waren wir spät dran, aber immer noch super aufgekratzt, bis wir bemerkten, dass auf der großen Anzeigetafel BRACKETT stand und nicht BRACKET.

Fuck-up #2 – BRACKET werden (wieder) fallen gelassen
Angelo:
Als wir mit der Arbeit an dem Nachfolger unserer Fat Wreck Chords-Veröffentlichung von 2000, „When All Else Fails“, begannen, beschlossen wir, „aufs Ganze“ zu gehen. Wir legten eine Konzertpause ein (sogar länger als sonst, haha!), bauten in unserer Freizeit gemeinsam ein Aufnahmestudio auf und machten uns an die Arbeit. Wir lernten, wie man aufnimmt, während wir schrieben und arrangierten, was wir für unsere beste Musik überhaupt hielten. Doch es stellte sich heraus, dass das Endergebnis, „Requiem“, nicht ganz das war, was unser Label sich vorgestellt hatte. Einige Monate nachdem wir ihnen eine Kopie geschickt hatten, rief mich Fat Mike auf dem Weg zur Arbeit an. Ich erinnere mich nicht mehr an viel von dem Gespräch, aber es fielen Sätze wie „das Büro hat abgestimmt“, „es klingt nicht sehr gut“, „ihr geht nicht auf Tournee“ und „es ist zu komisch“. Wir waren untröstlich und irgendwie sauer. Schließlich brachte ein anderes Label „Requiem“ heraus und 2019 sind wir für „Too Old To Die Young To Die Young“ auch wieder zu Fat Wreck zurückgekehrt. Für nächstes Jahr ist übrigens eine Neuauflage von „Requiem“ geplant – allerdings nicht auf Fat Wreck, haha!

Fuck-up #3 – BRACKET lassen El Shit Sock allein in Elko, Nevada zurück
Ray:
Wir waren gerade dabei, eine Tour zu starten, die uns von der Ostküste der USA über Kanada zurück nach Kalifornien führen sollte. Aus irgendeinem Grund hatten wir es für eine gute Idee, gehalten, die erste Show in Long Island, New York anzusetzen, das etwa dreieinhalb Tage mit dem Auto von Forestville entfernt liegt. Nach etwa einem Tag Fahrt waren wir im Nordosten Nevadas. Es war mitten in der Nacht, Marty fuhr, als der Rest von uns aufwachte, weil der Van ziemlich beunruhigende Motorgeräusche von sich gab. Wir hielten an und es war klar, dass wir mit dem Auto nicht weiter kommen. Es war stockdunkel, mitten im Nirgendwo, doch glücklicherweise hielt schließlich ein Streifenwagen der Nevada State Patrol. Wir wurden bis zur nächsten Stadt abgeschleppt, Elko lag etwa eine Stunde zurück in der Richtung, aus der wir gekommen waren. Der Abschleppwagen brachte den Lieferwagen, den Anhänger und uns bis zu einer Seitenstraße, die in Elko für die nächsten Tage zu unserem Zuhause wurde. Unser alter Van, dem wir den Namen „El Shit Sock“ gegeben hatten, war nicht mehr zu reparieren, und es gab keine Chance, in der winzigen Stadt Ersatz für ihn zu finden. Nachdem wir uns am nächsten Nachmittag in einer nahegelegenen Bar mit einigen Einheimischen angefreundet hatten, trafen wir eine Frau mit einem Pickup, die anscheinend nichts Besseres zu tun hatte, denn sie erklärte sich bereit, uns und unseren Anhänger vier Stunden nach Salt Lake City zu schleppen. Natürlich nicht umsonst, und wir haben uns schließlich darauf geeinigt, sie für ihre Mühen zu bezahlen und auch unseren alten Van in seinem neuen Zuhause in Elko zurückzulassen, aber nicht ohne uns damit einverstanden zu erklären, dass wir ihr als Teil ihrer Bezahlung die alten Magnesium-Felgen überlassen. Wir konnten in Salt Lake City einen Van mieten und schafften es schließlich bis nach Long Island, um pünktlich mit der Tour zu beginnen. Ich stelle mir gerade vor, wie El Shit Sock heute noch durch die Straßen von Elko, Nevada spukt.

Fuck-up #4 – BRACKET gehen pinkeln
Angelo:
Wir waren in einem Club, der ungenannt bleiben soll, im Rahmen unserer zweitägigen Welttournee durch die Bay Area. Zwischen den Bands hingen wir im „Backstage“ herum, der sich zufällig direkt über der Küche befand. Jemand warnte uns: „Spült nicht die Toilette – sie ist verstopft!“ Einige Zeit später pinkelte ich nervös – wir sollten bald spielen! – in diese Toilette und spülte anscheinend, bemerkte es aber nicht oder erinnere mich nicht daran. Kurz darauf rannte jemand aus dem Club nach oben und schrie: „Wer hat die Toilette gespült?! Es läuft alles unten in die Küche!“ Wir zuckten alle mit den Schultern und vermieden Augenkontakt. Aber die Kartoffelkroketten waren trotzdem großartig!

Fuck-up #5 – BRACKET sterben fast
Angelo:
Anfang der 2000er Jahre waren wir bei ein paar Fat Wreck-Touren dabei, aber nur bei den Konzerten, die bei uns in der Nähe stattfanden, da wir zu diesem Zeitpunkt bereits „Weekend Warriors“ waren. Irgendwann sollten wir vier Abende hintereinander spielen und mussten nach jeder Show in den nächsten Staat fahren. Ich glaube, es ging von der Bay Area, wo wir leben, nach Sacramento, Chico, Reno und Denver. Eine Menge Fahrerei in einem gemieteten Lieferwagen. Irgendwann war Ray mit dem Fahren an der Reihe und der Rest von uns schlief. Es gab einen Beifahrersitz und einen leeren Laderaum, in dem zwei von uns zwischen den Verstärkern, Zacks Bassbox, Schlagzeug und Gitarren lagen. Ich schlief auf dem Boden des Wagens, bis ich aufwachte, weil die Bremsen quietschen und Zacks Bassbox auf mich zukam. Ich war überzeugt, dass es das Letzte ist, was ich sehen würde. Rays schnelle Reflexe haben uns dann vor einem tödlichen Zusammenstoß bewahrt, aber es war knapp! Meine (fast) letzten Worte, als ich aufwachte und (fast) gestorben war, waren „Oh nein.“

Fuck-up #6 – BRACKET stehlen Fat Mikes Burrito
Marty:
Ich erinnere mich, dass wir in der Lobby des alten Motor Studios rumhingen und Fat Mike uns allen Burritos kaufte. Wir nahmen „Novelty Forever“ auf. Er verließ den Raum, um sich mit Ryan Greene den Mix anzuhören, und war eine Weile weg. Ich schätze, Zack dachte, Mike sei mit seinem Burrito fertig, und aß den Rest auf, nachdem er bereits seinen eigenen gegessen hatte. Mike kam zurück und meinte: „Hey, wo ist mein Burrito?!“ Keiner von uns mochte zugeben, was passiert war, also sagten wir, dass ihn wohl jemand weggeschmissen hätte.

Fuck-up #7 – BRACKET bauen sich ein Studio und reißen es wieder ab
Marty:
Als wir mit der Band eine Pause einlegten, um unser Studio aufzubauen, hat das sehr viel Zeit und Arbeit gekostet. Es entstand in einem alten Wohnwagen auf dem Grundstück meines Vaters in der Nähe einer Apfelplantage. Wir hatten das Innere komplett umgebaut und es war ein voll funktionsfähiges Aufnahmestudio: schalldicht isolierte Wände, Tonnen von Ausrüstung. Schließlich hatten wir die Aufnahmen für „Requiem“ abgeschlossen und waren sehr stolz darauf. Angelo und ich überlegten uns, auch andere Künstler aufzunehmen, und arbeiteten mit einigen Bands zusammen. Kurz darauf erfuhr ich, dass sich einige Nachbarn über das verdächtige nächtliche Kommen und Gehen beschwert hatten, weil sie dahinter illegale Aktivitäten vermuteten. Die Behörden wurden eingeschaltet und es stellte sich heraus, dass der Wohnwagen gegen irgendwelche Vorschriften oder was auch immer verstieß, und das Einholen aller nötigen Genehmigungen immense Kosten verursachen würde. Der Wohnwagen war viel zu altersschwach, um ihn zu bewegen, so dass die gesamte Technik ausgebaut und Trailer Park Studios abgerissen werden musste. Das Equipment brachten wir in ein Lager, und alles, was reinpasste, kam in mein Wohnzimmer, um unsere Alben fortan dort aufzunehmen.