BONES UK

Foto© by Jason Denton

Dinge lassen, wie sie sein sollen

Das neue Album „Soft“ des Londoner Duos entstand in verschiedenen Städten und geht laut Sängerin Rosie Bones keine Kompromisse ein, denn das Leben ist zu kurz für Dinge, die nicht echt sind.

Ich habe gelesen, dass „Soft“ über fünf Jahre an verschiedenen Orten in den USA und London geschrieben wurde. Wie haben sich diese lange Zeit und die verschiedenen Orte auf den Songwriting-Prozess und das Album ausgewirkt?

Das bedeutete, dass die Romantik, die man oft empfindet für die letzten Songs, die man geschrieben hat, sich nun bezieht auf die besten Songs, die wir geschrieben haben. Wir hatten den Abstand, um wirklich in die Sammlung von fast fünfzig Songs einzutauchen und die besten auszuwählen. Irgendwann während der Corona-Pandemie schrieb ich als Übung drei Songs pro Tag. Die einzige Regel war, dass man sie nicht bewerten durfte. Man sollte sie einfach fertigstellen. Das bedeutete, dass wir, als es darum ging, die Songs für die Platte auszuwählen, wirklich wussten, dass es die besten waren.

Ich frage mich, ob die Songs für dich einen bestimmten „London-Sound“ oder „Los Angeles-Sound“ haben. Wie würdest du die Stimmung bei diesen Sessions in den verschiedenen Städten beschreiben?
Ich denke, das ist definitiv wahr. Die Londoner Songs und die Tatsache, dass wir in London waren, bringen eine ganz andere Energie hervor als die im sonnigen L.A. entstandenen. Es gibt eine Schroffheit, eine Rohheit, die Dinge fühlen sich realer an. Wir wollten dieses Gefühl auf dieser Platte generell stärker ausleben. Es fühlte sich also nicht so poliert an. Es fühlte sich eher rauflustig an. Und das ist definitiv eine Londoner Energie.

Ihr habt gesagt, dass „Soft“ alles hat, was das erste Album hatte, aber noch mehr von allem. Habt ihr das Gefühl, dass ihr mit „Soft“ bestimmte Grenzen überschritten habt, die ihr mit eurem selbstbetitelten Debüt vielleicht noch nicht erreicht hattet?
Die Songs atmen zu lassen und sie so sein zu lassen, wie sie sein müssen. Es gibt diesen „Radio-Single“-Druck, alles kurz und knackig zu machen und so schnell wie möglich zum Refrain zu kommen, um die Aufmerksamkeit der Leute zu behalten. Denn wir alle haben keine lange Aufmerksamkeitsspanne mehr. Und bei dieser Platte hatten wir das Selbstvertrauen, die Dinge einfach so sein zu lassen, wie sie sein sollten. Das Gitarrensolo ist so lang, wie es sein muss. Bei der ersten Platte waren wir noch viel bewusster dabei und wollten gefallen. Wir versuchten, einen Fuß in die Tür zu bekommen, um in den Club zu kommen. Und dieses Mal hatten wir ein bisschen mehr Selbstvertrauen in das, was wir sind.

In den letzten fünf Jahren hat sich die Welt stark verändert – Kriege, neue Präsidenten ... Wie habt ihr euch eurer Meinung nach in diesen Jahren verändert und wie hat sich das auf das Album ausgewirkt?
Die Corona-Jahre hatten auf jeden Fall einen großen Einfluss, weil es sich wirklich wie das Ende der Welt anfühlte. Ich meine, das war der Katalysator, der Anfang davon, dass es sich jetzt immer wie das Ende der Welt anfühlt. Das ließ einen die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachtet, man hat den Blickwinkel geweitet und erkannt, dass Dinge, die man für wichtig hielt, nicht wirklich wichtig sind. Und damit kam eine Art von Anarchie, eine Art von „Scheiß drauf“, wo ich wirklich die Tatsache unterstreichen musste, wenn das, was ich tue, sich nicht echt anfühlt, mich nicht glücklich macht, dann hat es keinen Platz mehr in meinem Leben. Und das ist es, was dieses Album ausmacht. Es ist ein Kunstwerk, das das repräsentiert. Und wenn es ein nächstes Album gibt, werde ich es noch mehr in diese Richtung treiben.