Sie punkrocken sich seit 19 Jahren unverwüstlich durch die Weltgeschichte und halten die Fahne der skandinavischen Bands, die ja bekanntlich die besseren Rocker sind, nach dem Ende der HELLACOPTERS und der großen TURBONEGRO konsequent hoch. Und weil sie anscheinend nicht von ihren Instrumenten lassen können, veröffentlichen THE BONES aus Schweden jetzt ihr siebtes Studioalbum „Flash The Leather“. Mit wessen Hilfe und warum sie darauf sogar ins Deutsche verfallen, verrät Frontmann Beef Bonanza im Ox-Interview.
Beef, euer neues Album heißt „Flash The Leather“, was so viel bedeutet wie „Poliere das Leder auf“. Gedruckte Songtexte liegen mir leider nicht vor und verstehen lässt sich auch nicht alles. Also lass mich einfach mal raten: Es geht darum, die alte, abgewetzte und etwas spack sitzende Lederjacke wieder aus dem Schrank zu kramen und all den Jugendlichen da draußen, die GREEN DAY für die Erfinder von Punk halten, zu zeigen, wer die ganze Sache wirklich losgetreten hat.
Haha, das könnte eine Erklärung sein. Das gebe ich zu. Es könnte aber auch bedeuten: Unsere Geldbörse ist voll und wir geben die Kohle für edle Klamotten aus. Oder es könnte sich um Lederhosen drehen. Es könnte ferner ein Hinweis auf Tattoos sein, die sich auf alter, ledriger Rockerhaut befinden ... Kurzum: Der Titel ist frei interpretierbar. Wobei ich nicht verschweigen will, dass sich eine kleine, mögliche Erklärung innerhalb der Songs des Albums befindet. Das müssen aber die Hörer rausfinden und sich dafür die Platte kaufen, haha.
„Flash The Leather“ ist euer siebtes Albums seit 2000. Das spricht für Konstanz. Habt ihr bei der Produktion dennoch irgendetwas anders gemacht als sonst?
Nein, eigentlich nicht. Es war dieses Mal nur ein bisschen schwerer, die Zeitpläne aller Bandmitglieder unter einen Hut zu bekommen. Wobei keine Plattenaufnahme wie die andere ist und sich immer irgendetwas ändert. Ohne dass man das beabsichtigt. Allein der Gang ins Studio ist jedes Mal eine verdammt verrückte Reise für die Band. Es ist eben ein anderer Kosmos. Du bist raus aus dem Alltag und willst es, wenn du wieder rauskommst, allen zeigen. Das ist dann wie ein Griff an die Kehle der Welt, während wir sie auch noch an ihren Eiern packen, haha.
Gibt es irgendwelche Schlüsselsongs auf dem Album?
Nein, „Flash The Leather“ ist ja kein Konzeptalbum. Wobei: Eigentlich schon. Es folgt dem BONES-Konzept: Seziere und hinterfrage alles, was du siehst – und mach dein Ding immer weiter! Ohne Rücksicht auf Verluste, haha!
Okay, wenn du also keine Songs separat herauspicken willst, dann tue ich das eben: Ein Stück auf dem Album heißt „Die wilden Jahre“ – ein Song auf Deutsch. Was ist die Geschichte dahinter?
Wir wollten unseren Fans in Deutschland ein kleines Geschenk machen. „Die wilden Jahre“ ist ein Dankeschön dafür, dass sie uns schon so lange unterstützen! Das ist ja nicht selbstverständlich. Und für uns war es wiederum eine wunderbare Sache, diesen Song aufzunehmen. Wir hatten jede Menge Spaß!
Wahrscheinlich auch, weil neben Sammy Heininger von THREE MINUTE RECORD auch euer alter Tourkollege Sammy Amara, der Frontmann der Düsseldorfer BROILERS, bei dem Lied mitsingt.
Ja, er hat uns enorm geholfen, haha. Für uns ist es ja nun alles andere als alltäglich, auf Deutsch zu singen.
Nur nicht alltäglich oder richtig, richtig schwer?
Es geht. Es gibt da Wörter in beiden Sprachen, die sich sehr ähneln. Natürlich sind die Unterschiede in der Grammatik enorm. Aber mit der Hilfe von guten Freunden kann man’s verständlich gestalten. Zudem haben wir ja auch schon viel Zeit bei euch verbracht. Zum Bestellen von Dunkelbier oder Döner reicht es mittlerweile, haha. Und für all die, die kein Deutsch verstehen, wird „Die wilden Jahre“ ja auch in einer englischen Version als Bonustrack auf dem Album sein. Der Name lautet dann: „Built to last“.
Um noch einmal auf Sammy Amara zurückzukommen: Die BROILERS, die mittlerweile ja eine Riesennummer sind hierzulande, scheinen einen Narren an euch gefressen zu haben ...
Ja, das ist total klasse! Wir haben das im vergangenen Jahr ja selber miterlebt, als sie uns teilweise mit auf ihre Tour genommen haben. Das hat uns sehr stolz gemacht. Wahnsinn, wie groß sie inzwischen sind! Und sie haben sich all das durch jahrelange harte Arbeit redlich verdient. Ein paarmal kam Sammy damals sogar raus auf die Bühne und hat „Die wilden Jahre“ mit uns gesungen.
Euch gibt es seit fast zwei Jahrzehnten Jahren. Ihr habt als Band schon viel erlebt und seid mit der Band gewachsen und älter geworden. Sind die wilden Jahre inzwischen vorbei?
Das kommt darauf an, wem von uns du diese Frage stellst ...
Na, dir!
In diesem Falle würde ich sagen: Ja ... und nein! Haha. Ich habe mittlerweile zwei Söhne. Also versuche ich, mich aus jeder Art von Ärger und Chaos möglichst rauszuhalten. Aber: Ich lebe ja auch im Hier und Jetzt und bastle an der Zukunft. Auch mit den BONES. Und da, so denke ich, stehen mir noch ein paar recht wilde Jahre bevor.
Ein weiterer Song heißt „Dollar signs & kryptonite“. Das lässt auf eine gewisse Affinität zu Comic-Superhelden schließen: Immerhin ist Kryptonit der Stoff, der Superman als einzige Substanz auf der Welt gefährlich werden lassen kann.
Haha, ertappt. Tatsächlich sammele ich Comichefte. Ich liebe es, sie zu lesen! Vor allem die aus den Siebziger Jahren.
Musikalisch mischt ihr bekanntlich Punk mit Rock’n’Roll und Hardrock. Also was ist euer Lieblingsaccessoire: die Metal-Kutte, die RAMONES-Lederjacke oder das Rockabilly-Hemd mit Leopardenkragen?
Accessoires haben eigentlich nichts mit unserer Musik zu tun. Dennoch: die RAMONES-Lederjacke. Allerdings ist sie bei uns kein Accessoire, sondern steht für unser Lebensgefühl.
THE HELLACOPTERS, GLUECIFER, BACKYARD BABIES – eine ganze Reihe von ehemals international erfolgreichen Bands aus Skandinavien waren irgendwann weg vom Fenster. THE BONES dagegen haben überlebt. Kannst du erklären, warum?
Puh, gute Frage. Aber ich weiß es nicht ... Vielleicht waren wir einfach nicht intelligent genug, um aufzuhören? Fest steht, irgendwann hört alles ja mal auf. Im einen Fall früher, im anderen Fall später. Und bei uns wird es später sein – hoffe ich. Nächstes Jahr feiern wir ja zwanzigsten Geburtstag als Band. Mal sehen, was dann wird.
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