BOBBYTEENS

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Glitz, Glam, and Rock’n’Roll

Als ich das Cover einer BOBBYTEENS-Platte das erste Mal sah, da wusste ich, die musste ich einfach haben. Die BOBBYTEENS sehen nämlich schon so aus, wie sie sich anhören: 50s/60s/70s-Bubblegum-Rock’n’Roll. Und das ist immer gut! Ein weiteres schlagendes Argument: Die Vocals von Tina Lucchesi, die BOBBYTEENS-Frontgöre, die sich scheinbar aus den 50ern hierher verirrt hat. Anlässlich ihres gerade erschienenen dritten Albums „Cruisin‘ For A Bruisin‘“ musste ein Interview her, und nachdem ich sie live in San Francisco leider verpasst habe, konnte die wirklich vielbeschäftigte Tina dann einige Fragen via Email beantworten.

Ungefähr 1995 haben sich die BOBBYTEENS gegründet, und zwar, weil ein gewisser Darin Raffaelli von SUPERCHARGER so eine Art Bad-Girl-Version der DONNAS zustande bringen wollte. Das hat auch gut funktioniert, wenn man zugibt, dass die DONNAS ihre anfängliche RAMONES-ähnliche Musik schnell in etwas seichtere Gefilde getragen haben. Auch heute noch wirkt Darin Rafaelli bei den BOBBYTEENS mit, er produzierte das neue Album, und hat auch einige Songs mit Tina zusammen geschrieben. Tina selber mag die musikalische Veränderung der DONNAS zwar nicht sehr gerne, aber dennoch „sind die Mädels immer noch unsere Freunde, und wir hoffen, dass sie uns einige Dollars abgeben, wenn sie reich werden.“ Das müsste dann ja eigentlich schon geschehen sein.
Die BOBBYTEENS sind eine fast All-Girl-Band mit der Ausnahme von Russell, dem Drummer, der wahrscheinlich oftmals ein wenig untergeht bei all den starken Damen. Doch Tina klärt auf, dass „er es liebt zwischen all den Mädels. Wie bemuttern ihn und geben ihm Tipps bei den Frauen. Er wiederum hilft uns dabei, das E auf der Gitarre zu finden.“ Und auch Tina selbst schert sich wenig darum, dass mitunter medial Aufhebens um die Damen der Band gemacht wird: „Wir sind alle so gute Freunde, wir machen live einfach immer nur Party, aber leider ist es beim Proben nicht so spaßig, denn alle hassen Proben.“ Deshalb ist das, was die BOBBYTEENS am Besten können, wohl das Shoppen in Secondhand-Läden.
Denkt man an Frauenbands, fällt mir persönlich auch immer die Riot-Grrrl-Szene mit BRATMOBILE oder BIKINI KILL ein. Tina hielt davon aber sehr wenig, obwohl die auch aus ihrem Umfeld kamen, nämlich San Francisco: „Wir waren nie politisch, und wir haben uns sexy angezogen. Ich denke, sie mochten uns deshalb nicht. Vielleicht ist das blöd von mir, das zu behaupten, ich weiß nicht. Wir haben aber viele weibliche Fans und ich unterstütze Chick-Rock‘n‘Roll to the max!“ Die Texte von den BOBBYTEENS sind ziemlich direkt und könnten auch die Story zu typischen Teenager-Filmchen sein: Boys and girls, party, und heartbreak. Die Message der Band ist dabei ziemlich offensichtlich: „Rock‘n‘Roll ist fun, und sollte verrückt und außer Kontrolle sein. Rock‘n‘Roll sollte dich dazu bringen, dir deine Kleider vom Leib zu reißen und verrückt zu sein!“
Neben Rock‘n‘Roll hört man privat dann auch nicht mehr viel, ein wenig Skate-Punk vielleicht noch. Aber es empfiehlt sich, Tinas eigenes Label Lipstick Records nach Bands zu durchforsten, denn da bringt sie nur Bands raus, die sie selber mag. Interessant ist auch die Geschichte, dass Johnny Witmer von den STITCHES Lisa von den BOBBYTEENS mal die Nase gebrochen hat. „Lisa war auf einer NO TALENTS- und STITCHES-Show total besoffen, und sie hat Johnny ein bisschen angemacht, und er hat einfach seine Gitarre in ihre Richtung geschwungen und ihre Nase gebrochen! Das war scheiße, und er hat sich nie wirklich entschuldigt. Wir nennen ihn Johnny Thunderthighs.“
Ach ja, und nach Deutschland möchten die BOBBYTEENS auch bald kommen: „We wanna be paid in Schnitzel and Beer“. Na dann, einer baldigen Deutschlandtour sollte dann wohl nichts mehr im Wege stehen ...