Bob Wayne ist ein Country-Outlaw, wie er im Buche steht, und tourt unablässig vor allem durch seine Heimat USA. Anlässlich seines neuen Albums „Bad Hombre“ erzählte er uns von den goldenen Regeln für das Reisen – und warum die Sache mit dem neuen Präsidenten gar nicht so schlimm ist, wie sie scheint. Und was es mit seinem T-Shirt auf sich hat.
Bob, was sind beim Touren die wichtigsten Dinge, die zu beachten und zu befolgen sind?
Das Wichtigste ist die Fähigkeit, mit anderen Menschen klarzukommen. Es gibt definitiv nichts Schlimmeres, als mit Typen rumzureisen, mit denen du partout nicht auskommst. Hinzu kommen noch folgende Gebote: Vergreife dich niemals am Eigentum deiner Mitreisenden, vor allem nicht, wenn es sich dabei um Wasser, Lebensmittel oder Zigaretten handelt! Versuche nicht, immer den besten Platz im Van oder Bus zu bekommen, sondern denke an die anderen, von denen möchte vielleicht auch mal jemand da sitzen. Und stelle nicht zu viele Fragen und überlege dir genau, was du wirklich sagen möchtest, bevor du es aussprichst. Ich weiß, dass sich diese Regeln eher unbedeutend anhören. Aber glaube mir: Wenn du 200 Tage im Jahr mit einer Band unterwegs bist und ständig zusammen rumhängst, dann machen diese kleinen Dinge einen großen Unterschied aus!
Über die USA wird viel berichtet derzeit. Wie schlimm sieht es aktuell bei euch aus in Amerika?
Ehrlich: Die USA sind wunderbar! Glaube bloß nicht an all die Sachen, die du in den Nachrichten hörst und siehst. Die stimmen nicht! Gehe raus und betrachte die Welt mit eigenen Augen.
Wo wird denn die Unwahrheit erzählt?
Ein Beispiel: Als ich zuletzt in Brasilien war und die Nachrichten im Fernsehen schaute, da zeigten sie all diese Proteste gegen Trump, bei denen die Menschen Schilder hochhielten, auf denen Stand: „No Trump! No KKK!“. Neben mir saßen drei brasilianische Mädels, schauten mich an und fragten total schockiert: „Oh, mein Gott! Ist der Ku-Klux-Klan bei euch wieder so groß geworden?“ Und ich antwortete ehrlich: „Nein verdammt! Ich habe in meinem Leben noch nie ein Klan-Mitglied gesehen. Und das sage ich als jemand, der in den USA lebt und mit einer Redneck-Country-Band durch die USA tourt.“ Ernsthaft, ich vertraue den Medien nicht. Es scheint fast so, als wollten sie mit ihrer Panikmache eine Art Rassenkrieg anzetteln. Natürlich gibt es bei uns einige rassistische Schwachmaten. Aber das sind wenige im Vergleich zu den guten Menschen, für die Herkunft und Religion keine Rolle spielen.
Das hört sich ein wenig beruhigend an. Trotzdem: Was würdest du tun, wenn du die Gelegenheit hättest, Donald Trump für eine Stunde zu treffen?
Hmm ... Ich will eigentlich nicht darüber nachdenken. Ich mag es schließlich auch nicht, wenn meine Lieblingsschauspieler und Lieblingsmusiker ihre politischen Überzeugungen in die Welt hinaus posaunen. Mein Job ist es, den Menschen, die meine Musik hören, den ganzen Scheiß, der im Alltag auf sie einprasselt, aus den Köpfen zu treiben. Ich muss sie mitnehmen auf eine Reise – mit guter Musik und überzeugenden Geschichten. Da kann ich mir nicht über Trump Gedanken machen.
Dann kommen wir mal auf die Musik zu sprechen. Was macht für dich die Faszination von Country aus?
Da muss ich ein wenig ausholen: Das erste Konzert, zu dem mich meine Mutter mitnahm, war eines von Johnny Cash. Da war ich gerade mal elf Jahre alt. Und diese Show hat mich wirklich total umgehauen! Hinzu kam, dass die ersten drei Stücke, die ich auf der Akustikgitarre lernte, Songs von Hank Williams waren, die sie mir vorsang. Meine Mutter hat mich irgendwie an diese Musik herangeführt und mir schon in jungen Jahren die Liebe dafür eingeflößt. Zudem hat diese Liebe, diese Faszination auch etwas mit dem Sound und den Texten zu tun. Die Kombination aus Banjo, Fiddle, Steelguitar und diesen Geschichten, die dazu erzählt werden – das bewegt und berührt etwas in mir.
Du trägst auf einem deiner Pressefotos ein Shirt, auf dem steht: „Der zweite Verfassungszusatz ist mein Waffenschein.“ Das wirkt ein wenig irritierend und klingt nach der NRA, der National Rifle Association.
Ganz ehrlich: An dem Tag, als dieses Foto entstand, hatte ich kein sauberes Shirt mehr und musste mir auf die Schnelle eins kaufen. Solche Shirts bekommst du hier in den USA an jeder Raststätte für Fernfahrer für fünf Dollar. Davon abgesehen ist der zweite Zusatz zu unserer Verfassung, von dem da die Rede ist, auch nichts Schräges. Unsere Gründerväter garantierten den Bürgern der USA eben einige Grundrechte. Der erste Verfassungszusatz beispielsweise garantiert das Recht auf freie Meinungsäußerung. Und der zweite dreht sich eben um den Besitz von Waffen. Damit sollten die Menschen fähig sein, sich gegen die Regierung zu wehren, sollte sie, aus welchem Grund auch immer, einmal außer Kontrolle geraten. Aber das liegt jetzt 200 Jahre zurück. Entsprechend gibt es darüber keinerlei Kontroversen. Natürlich muss dieses Gesetz bei Kriminellen eine Ausnahme machen. Zudem sollte es Kontrollen geben. Aber letztendlich ist das ganz einfach ein Gesetz. Nichts anderes. Abgesehen davon: Selbst, wenn es auf der Welt keine Waffen mehr geben würde, müsste die Menschheit noch verdammt viel lernen, um Werte wie Menschlichkeit und Toleranz. wirklich umfänglich zu entwickeln. Bis dahin sage ich: Meine Gitarre ist meine Pistole. Und meine Wörter sind meine Munition.
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