BLUEPRINT

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Heidegger und Hardcore

Seit 2002 sind THE BLUEPRINT nun schon als musikalische Einheit im Hardcore unterwegs und bestehen aus aktiven wie ehemaligen Mitgliedern von EARTHTONE 9, PITCHSHIFTER und CONSUMED. Musikalisch erzeugen die Briten eine Mixtur aus – so unvereinbar sich das auch zuerst anhören mag – melodischem Hardcore à la THRICE und gemäßigtem Post-Core, der trotz gedrosselten Tempos dennoch sehr energiegeladen ist. Im ersten Jahr brachte man via Copro Records die Debüt-EP „*Zero*Zero*One*“ raus, ein knappes Jahr später eine weitere EP namens „Ecliptic“, die von keinem Geringeren als Andy Sneap produziert wurde. Nun legen THE BLUEPRINT mit „Phenomenology“ ihren ersten Longplayer nach. Matt Grundy, ehemaliger Gitarrist von PITCHSHIFTER und nun bei THE BLUEPRINT, stand für Fragen hinsichtlich des neuen Longplayers zur Verfügung.

Matt, mal ehrlich: Was gefällt dir persönlich an eurem neuen Longplayer am besten?


„Das ist wahrscheinlich die Tatsache, dass ‚Phenomenology‘ genau die Art Platte ist, die wir schon immer rausbringen wollten. Wir haben als Band unseren ganz eigenen Stil gefunden, was bei unseren verschiedenen musikalischen Hintergründen nicht ganz selbstverständlich ist. Darüber hinaus bin ich mit dem Sound der Platte sehr zufrieden, besonders was die Gitarren anbelangt. Am faszinierendsten für mich persönlich ist aber wohl die Tatsache, dass wir diese erste Hürde trotz einiger Schwierigkeiten und Rückschläge erfolgreich gemeistert haben. Wir haben wirklich versucht, alles zu geben. Auch wenn ein Song schon fertig war, haben wir uns immer wieder überlegt, wie wir ihn noch besser machen können. Die Teile, die uns nicht gefallen haben, haben wir durch andere ersetzt. Das ist ein Prozess, der eigentlich nie aufhört. Auch, wenn man sich die Platte im Nachhinein anhört, denkt man immer noch, man hätte etwas besser machen können. Das ist ganz natürlich. Ich bin jedenfalls sehr stolz auf das, was wir da geschaffen haben.“

Versuche doch bitte mal zu beschreiben, welches die Hauptunterschiede zwischen THE BLUEPRINT anno 2002 und der Band in diesen Tagen sind.

„Wir spielen jetzt seit ungefähr drei Jahren zusammen, und ich kann ruhigen Gewissens behaupten, dass wir hinsichtlich des Songwritings weitaus dynamischer geworden sind. Wir kamen alle aus verschiedenen Bands und mussten uns erst aufeinander einstellen. Wir wissen genau, was wir mit der Band erreichen wollen und lassen uns da von niemandem reinreden. Natürlich sind wir auch bessere Musiker geworden. Wir harmonieren mittlerweile viel besser.“

Eure ersten beiden EPs sind ja noch auf Copro Records erschienen. Wie kam es zu einem Deal mit Golf Records und warum ist deiner Meinung nach Golf das beste Label, um „Phenomenology“ zu veröffentlichen?

„Golf Records ist ja ein Teil vom Plastic Head-Vertrieb, und Karl, unser Sänger, arbeitet dort als Labelmanager. Es schien uns also die beste Option zu sein, weil sich die Leute dort auch um unsere Interessen als Band kümmern. Außerdem ist das nicht die Art Label, die versucht, dich in eine bestimmte musikalische Richtung zu drängen. Es ist außerdem ein gutes Gefühl, noch Kontrolle über die Platte und das zu haben, was damit passiert und wie sie vermarktet wird. Und mal unter uns: Unsere Türen wurden nicht gerade von Major-Labels eingerannt.“

Nehmen wir mal den Song „They will be named“ als Beispiel. Da finden sich schnelle Hardcore-Passagen wie auch sehr ruhige, fast sphärische Passagen. Sind das zwei Extreme, die für euch eine wichtige Rolle spielen?

„Ja, Atmosphäre in der Musik ist uns sehr wichtig. Wir haben versucht, für jede Emotion quasi ihren eigenen Soundtrack zu finden. Wichtig ist auch der Stimmungswechsel, lyrisch wie musikalisch. Wenn das gelingt, werden die Songs von sich aus schon interessanter und facettenreicher. Wir haben versucht, genau das auch auf Albumlänge zu realisieren. Intensität und Gefühl sollten eine Einheit bilden.“

Was für eine Art Erfolg erhofft ihr euch von „Phenomenology“?

„Erfolg ist generell Definitionssache. Ich hoffe, dass die Platte den Leuten gefällt, die auch schon unsere ersten beiden EPs gemocht haben. Zudem hoffe ich, dass wir uns mit der Platte eine neue Hörerschaft erschließen können, denn ‚Phenomenology‘ hat das Potenzial dazu. Die Reaktionen und das Feedback, das wir bis jetzt bekommen haben, waren phänomenal. Die Vergleiche zu den Vorgängerbands nerven zwar, aber damit kommen wir klar. Unser Ziel ist es jetzt, überall dort zu spielen, wo wir können. Alles andere wird sich zeigen.“

Wenn du mit einem Satz beschreiben müsstest, was uns mit der Platte erwartet – wie würde dieser Satz lauten?

„Man kann sich auf eine Platte gefasst machen, die intensiv, emotional wie auch aufrichtig ist. Und vor allen Dingen ist ‚Phenomenology‘ eine Platte, die gewaltig rockt. Oh, das waren ja jetzt zwei Sätze. Sorry, haha.“

Was verbirgt sich hinter „Phenomenology“?

„Phänomenologie ist ja eine philosophische Idee, die sich mit subjektiven Sichtweisen der Umgebung beschäftigt, die den Menschen als solches umgeben. Wir haben uns mit diesem Konzept auseinandergesetzt und finden das sehr interessant. Jeder von uns kann etwas damit anfangen und es auf sich beziehen. Außerdem mögen wir die Definition des Begriffs ‚Phänomen‘ an sich: Das ist etwas, was spontan auftaucht und mehr als die Summe seiner Teile ist. Wir hoffen, so etwas ähnliches mit der Band darzustellen.“