BLACK SLEEP OF KALI

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Indiana Jones und die Band der Mormonen

Kaum ist das erste Album erschienen, schon gehen die Probleme los. Um BLACK SLEEP OF KALI steht es momentan nicht gut, bedingt durch den Ausstieg des Frontmanns. Das ist schade, denn die Band aus Denver, Colorado hat mit „Our Slow Decay“ auf dem Münsteraner Label This Charming Man Records einen echten Brocken als Debüt vorgelegt. Hier gefallen nicht nur die aufregende Mischung aus Sludge, Doom, Stoner und Alternative Metal, sondern auch die metaphorischen, stets kritischen Texte. Wie ein die Peitsche schwingender Archäologe, ein heidnischer Raubvogel und das Mormonentum zu einem schlüssigen Konzept zusammengefügt werden, kann am besten Leadgitarrist Patrick Alberts erklären.

Deine Band existiert seit 2008, nun veröffentlicht ihr euer Debütalbum „Our Slow Decay“. Wie hat sich die Band gefunden, wie sahen die letzten drei Jahre aus?

Unser Sänger und Gitarrist Taylor Williams hat 2008 auf stonerrock.com gepostet, dass er von Salt Lake City nach Denver gezogen sei und hier nach einer neuen Band suche. Von Anfang an war ich zwar nicht dabei, bin aber noch im selben Jahr dazu gestoßen, kurz bevor unsere selbstbetitelte Debüt-EP entstand. Und ich habe Gordon Koch mitgebracht, unseren Drummer. Mit Gordon habe ich vorher schon in unzähligen Bands gespielt, weswegen wir uns wir uns recht schnell einleben konnten. Kurz darauf verließ unser erster Bassist die Band, woraufhin Taylor Iverson, ein Freund von mir, den Posten besetzte. Vor kurzem ist aber Taylor Williams ausgestiegen. Daher suchen wir momentan einen Ersatz für Gesang und Gitarre.

Was macht ihr neben der Band?

Gordon und ich spielen seit einer Weile in einer Hardcore/Grindcore-Band namens IRONHORSE, mit der wir in diesem Jahr auch noch etwas aufnehmen wollen. Gordon kommt gerade von einer Tour zurück mit der Grindcore-Band ABERRANT, die durch Japan und Brasilien führte. Und unser Bassist Taylor spielt noch in der Stoner-Band BLACK ACID DEVIL. Davon abgesehen sind wir einfach irgendwelche Typen, die gerne Musik hören, saufen, kiffen und lustig drauf sind. Und ja, wir haben auch reguläre Jobs, aber wen interessiert das schon?

BLACK SLEEP OF KALI – fühlt ihr euch hingezogen zum Hinduismus und insbesondere zu Kali, der Göttin des Todes und der Zerstörung? Oder habt ihr euch bei der Namenswahl eher inspirieren lassen vom Blut des „Kali Ma“, dem Gift, das Indiana Jones im „Tempel des Todes“ verabreicht wird?

Von Indiana Jones! Ich würde jetzt sehr gerne was total Bedeutungsschwangeres erzählen, aber eigentlich gibt es bei dem Namen sonst nicht viel mehr zu analysieren.

Bedeutungsschwanger ist zumindest der Titel eures Debütalbums. „Our Slow Decay“. Inwiefern „zerfallt ihr langsam“?

Die meisten Songs handeln vom Tod, vom Sterben, Zerstörung und von Wiedergeburt. Dafür ist unser alter Sänger Taylor verantwortlich. Er wurde als Mormone geboren; und irgendwann muss man sich als Mormone die Wahl stellen, ob man ein Leben lang dabei sein will oder ob man durch damit ist. Taylor war fertig mit dem Mormonentum – seit langem! Wir anderen Bandmitglieder sind ohne Religion aufgewachsen beziehungsweise haben jeder für sich den Entschluss gefasst, dass Religion in unserem Leben keine Bedeutung hat. Diese Standpunkte spiegelt unser Album wider. Es gibt kein Seelenheil, keinen Himmel, keine Jungfrauen. Die Zeit bleibt stehen, irgendwann stirbt jeder. Fertig, aus! Das ist ganz unverblümt mit „Zerfall“ gemeint. Nach dem Tode verrottet man einfach, das Leben geht auch ohne dich weiter. Wir leben in einer Welt, in der jeder denkt, sein Gott sei das Maß aller Dinge. Wir aber glauben, dass Religion nur sinnloser Drill ist, der mit Zerstörung, Lügen und Märchen aufrechterhalten wird. Das Album ist gewissermaßen eine Reaktion auf solche Dogmen.

Schon nach fünf Tagen war euer „unchristliches“ Werk im Kasten. Warum die Eile?

Wegen des Geldes. Zeit ist Geld und beides vergeht viel zu schnell. Eilig hatten wir es nicht, als wir das Album aufgenommen haben, nur zu wenig Budget. Hätten wir mehr Zeit reinstecken können, hätten wir das auch gemacht. Ich bin aber zufrieden mit dem Ergebnis. Der Zeitdruck, bedingt durch dieses kleine Budget, war für uns außerdem eine gute Motivation, haha.

Zwei Songs stechen hervor: „The crow and the snake“ und „Cries of the crow“. Beide Titel beinhalten die „Krähe“, einen Raubvogel, dem eine tiefe mythologische Bedeutung auferlegt wurde. Wie passt das zu eurer religionskritischen Haltung?

In der amerikanischen Literatur werden Krähen oft mit dem Tod in Zusammenhang gebracht. Passenderweise gibt es in unserer Sprache auch den Begriff „murder of crows“, was „Krähenschwarm“ bedeutet. Und dank Edgar Allen Poe symbolisieren Krähen auch noch unsere Ängste und Geisteskrankheiten! „Cries of the crow“ thematisiert die völlige Nichtigkeit religiöser Hoffnung: religiös geprägte Wahrnehmung, die massive Zerstörung und die Kraft der Schöpfung, all dies leitet sich aus nichts ab. Die Existenz, mit der wir uns alle herumschlagen dürfen, ist bedeutungslos, es gibt keinen Sinn im Leben. „The crow and the snake“ handelt von religiös-mythologischen Figuren, die eigentlich nicht das sind, als was sie erscheinen – „The lamb and the lion, the crow and the snake“ – und von der Rebellion gegen solche Götzenbilder. „Der starke Geist bricht zu neuen Ufern auf, während die Schwachen vergiftet werden von ihren eigenen Gottheiten“ ... oder so ähnlich. Im Prinzip befassen sich die meisten unserer Texte mit Religionskritik, die in Metaphern umschrieben wird.

Viele Kritiker entdecken bei eurem aktuellen Album Ähnlichkeiten zu Bands wie BARONESS, KYLESA, MASTODON oder HIGH ON FIRE – in letzter Zeit oft gehörte Einflüsse. Es zeichnet sich ein Trend ab, dass viele Bands zum „Sludge Metal/Post-Rock/Alternative Metal“ tendieren, oder wie auch immer man dieses Phänomen bezeichnen möchte. Eure Plattenfirma hingegen versucht, euch als „Neo Doom“-Band zu verkaufen.

Wir haben uns definitiv von den eben genannten Bands beeinflussen lassen! Dabei kommt jeder von uns aus anderen musikalischen Gefilden: Unser Bassist steht auf Zeug wie SLEEP und QUEENS OF THE STONE AGE, während unser Drummer stark auf Grindcore, Hardcore und Sludge fixiert ist, zum Beispiel auf Bands wie DISCORDANCE AXIS, CONVERGE oder EYEHATEGOD. Das schmeißen wir alles in einen Topf und was dabei herauskommt ... na ja, alles, was für Gänsehaut sorgt, ist richtig. Anfangs haben wir uns stark an Stoner-Rock orientiert. Mittlerweile verfolgen wir einen aggressiveren Ansatz. Allerdings ist unsere Musik zu technisch, um Sludge zu sein, für Stoner zu aggressiv, und für Doom zu schnell – auch wenn wir uns bei all diesen Genres bedienen. Wir klingen so, wie auch immer man uns nennen will.

Auch wenn euer Frontmann Taylor Williams die Band verlassen hat, habt ihr noch viele Pläne, die ihr mit der Band verfolgt. Wie geht es in Zukunft weiter mit euch?

Eine Europatour ist in Planung, wobei die momentan auf Eis liegt, da wir erst mal einen neuen Gitarristen suchen und vorher noch eine Platte veröffentlichen wollen. Deutschland wäre wahrscheinlich der Ausgangspunkt der Tour, da unser Label dort beheimatet ist. Ich habe schon oft gehört: „Falls ihr in Europa touren solltet, werden die Deutschen sich um euch kümmern!“ Allerdings müssen wir endlich einmal unsere Ärsche in Bewegung setzten und vorher noch in den USA touren.