BLACK SHERIFF aus Köln streunen seit 2007 mit ihrem rotzigen Put-your-middlefinger-in-the-air-Rock über die Bretterbühnen dieser Republik, die Herren sind und waren vorher in Bands wie den CELLOPHANE SUCKERS, DUMBELL und NITROVOLT ziemlich umtriebig und veröffentlichten im November ihr drittes und, wie ich finde, sehr gelungenes, Album „Night Terrors“, dem noch eine Tour durchs In- und Ausland folgt. Glen Ravioli gab uns Auskunft zu drängenden Fragen über Katerbekämpfung und Punkrock jenseits der 29.
Glen, erst mal ein bisschen Klatsch und Tratsch. Ich habe gelesen, dass du und Tom, der andere Gitarrist der Band, euch zuerst überhaupt nicht leiden konntet. Wie kommt man dann darauf, eine Band zu gründen?
Es war irgendwann 2006, Tom und ich saßen an der Theke und haben uns beschimpft und gestritten, wer der bessere Gitarrist sei, und uns schließlich zum Duell im Proberaum verabredet. Am 07.07.07 sind wir dann mit Artur am Schlagzeug und Flo am Bass in den Keller und haben die ersten fünf BLACK SHERIFF-Songs geschrieben. Lieber hätten wir die Band natürlich am 06.06.06 gegründet, aber es läuft ja nicht immer alles rund im Leben. Tom ist dann letztes Jahr ausgestiegen, weil er mehr Zeit in sein eigenes Baby NITROVOLT investieren wollte, aber wir sehen uns nach wie vor an der Theke und beschimpfen uns weiterhin, oder treffen uns gemeinsam auf der Bühne, wie kürzlich auf einem Festival in Holland. Unser Bassist macht dann den NITROVOLT-Merchstand, dafür fährt der NITROVOLT-Bassist bei der nächsten Tour unseren Bus. Leiden können wir uns aber immer noch nicht.
Beschreib mal, was für euch als Band wichtig ist, um es seit mittlerweile fünf Jahren miteinander auszuhalten.
Bei uns hält es kein Schwein fünf Jahre aus, deswegen haben wir auch schon den vierten Bassisten, dritten Drummer und zweiten Gitarristen ...
Wann und wie seid ihr vom Punkrock angefixt worden, und gab es eine bestimmte Band, die schuld daran war?
Das ist je nach Bandmitglied zu ganz unterschiedlichen Zeitpunkten passiert, bei Chris waren es Anfang der Achtziger RAMONES und VIBRATORS und bei Boris DISCHARGE, bei mir kurze Zeit später KISS, IRON MAIDEN und die Achtziger-Hair-Metal Bands, Punkrock habe ich erst mit 24 entdeckt, und bei unserm Drummer warten wir heute noch drauf, dass er vom Punkrock infiziert wird. Das kommt bei uns auch nicht alles vom Punkrock, da ist eine Menge Hardrock, Heavy Metal und hier und da auch Country drin, was aber nur bei unsern Unplugged-Auftritten auffällt.
Eure Einflüsse könnt ihr ja beim besten Willen nicht verleugnen. Leider haben sich einige dieser Bands mittlerweile aufgelöst oder sogar komplett das Zeitliche gesegnet. Für die Reunion welcher Band oder die Wiedergeburt welches Musikers würdet ihr dem Teufel eure Seele verkaufen?
Unsere Seele ist schon längst weg, aber um Rock’n’Roll-Legenden geht’s bei „Starmageddon“, alle Helden nippeln langsam ab und in zwanzig Jahren stehen wir da mit unseren Justin Biebers und Lindsay Lohans! Klar gibt’s noch ein paar Dinosaurier wie Lemmy oder Iggy Pop, aber nicht mehr lange. Es wird in Zukunft kaum noch Musiker geben, die so einen großen Einfluss auf Rock’n’Roll haben, wie es Jimi Hendrix, Ozzy Osbourne, Chuck Berry und die RAMONES hatten. Gewidmet ist unsere aktuelle Platte übrigens Ronnie James Dio.
Ihr seid ja auch keine zwanzig mehr. Wie kommt’s, dass ihr in einem Alter, in dem andere sich zur Ruhe setzen und höchstens noch „Guitar Hero“ auf der Playstation zocken, immer noch Bock habt, auf die Bühne zu gehen oder Platten aufzunehmen?
Da gibt es wohl keine Altersgrenze, zumindest nicht bei uns. Wir treffen uns nach wie vor einmal pro Woche im Proberaum, trinken ein paar Bier und machen Krach, immer mal wieder kommen neue Songs zustande und alle paar Jahre genug, um eine neue Platte rauszubringen. Mindestens genauso wichtig ist natürlich das Touren. Wir kommen gerade aus Frankreich zurück, wo wir großen Spaß hatten, super nette, neue Leute kennen gelernt haben und bei 28 Grad im Freien Mittagessen durften, während es hier bei zehn Grad wie aus Eimern geschifft hat – da muss man ja nun keine zwanzig sein, um das gut zu finden. Oder Anfang des Jahres eine Woche Nordirland, war zwar nicht so schönes Wetter, aber mindestens genauso spitze. Und solange sich noch Lidl-Verkäuferinnen auf der Bühne ausziehen oder uns Ladys mit wenigen Schneidezähnen den Schweiß von der Brust lecken, sind wir am Start. Dafür geben andere Leute in unserm Alter auf ihren Kegeltouren sehr viel Geld aus, wir bringen sogar manchmal welches mit nach Hause!
In euren Texten geht es oft um Bier, um viel Bier. Verrate mir mal eure Geheimtips gegen den schlimmen Hangover.
Unsere Texte werden sehr oft missverstanden, viele Leute denken, dass wir nur über Bier singen, wenn es eigentlich um Wein geht. Das prangern wir an! Aber als Faustregel gilt: Am nächsten Tag mit was anderem weitermachen, also entgegen allen Gerüchten auf gar keinen Fall morgens wieder das gleiche trinken wie am Abend vorher.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #105 Dezember 2012/Januar 2013 und Joni Küper
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