BETWEEN BODIES

Foto© by Sebastian Igel

Musik zur dunklen Jahreszeit

Dass die aus Köln, Paderborn und Toronto stammende Band mit ihrem Album „Electric Sleep“ vielleicht Emo gerettet hat und mindestens bis zum nächsten Album am Leben halten wird, konnte so zunächst niemand ahnen. Warum BETWEEN BODIES nun mit Lob und positivem Feedback schier überhäuft werden, wie sich das für die junge Band anfühlt und ob es überhaupt gerechtfertigt ist, beantworteten Sänger und Gitarrist Chris sowie Sängerin und Gitarristin Sue.

Euer Quasi-Debüt „Electric Sleep“ ist eine der besten Emo-Veröffentlichungen des letzten Jahres gewesen, zumindest den Reaktionen im Internet und bei euren Auftritten nach zu urteilen. Könnt ihr euch das erklären und wie fühlt sich das an?

Chris: In erste Linie ehrt uns das total. Wir freuen uns über die vielen positiven Erwähnungen in den sozialen Netzwerken. Dabei spielen ein paar Leute auch auf den vierstimmigen Gesang an, der uns vielleicht von den anderen absetzt.
Sue: Vielleicht haben wir auch einfach die richtige Musik zur dunklen Jahreszeit herausgebracht und damit die Stimmung von ein paar Leuten getroffen.

Musikalisch habt ihr den Versuch gewagt, den Emo der Zweitausender-Welle in die aktuelle Zeit zu hieven. Ich würde sagen, dass ihr euch damit zwischen Bands wie BRAND NEW und TAKING BACK SUNDAY bewegt. Worum geht es inhaltlich in euren Songs?
Chris: Wir haben stellenweise etwas morbide Themen, behandeln aber auch die Depressionen von Menschen aus unserem Umfeld. Irgendwie geht es auch um Liebe und Verlust und unser eigenes Handeln. Es ist dabei für uns echt abgefahren zu sehen, wie die Leute, über die wir in ein paar Songs singen, die Texte aufgefasst haben. Ganz konkret sind da ein Freund von mir und meine Mutter, die die entsprechenden Tracks wirklich sehr positiv aufgenommen haben. Das ist zusätzlich zu dem sehr guten Feedback von vielen Fremden ein fantastisches Kompliment.
Sue: Das Schreiben der Songs hat auch immer eine kathartische Wirkung auf uns.
Chris: Ich hatte früher immer das Gefühl, dass ich mich um Kopf und Kragen reden würde, und habe meine Äußerungen stark reflektiert. Das habe ich für die Songs des Albums genutzt und konnte mir einiges von der Seele schreiben.

Viele Bands haben ein Problem damit, ins Emo-Genre eingeordnet zu werden. Tangiert euch das irgendwie oder macht ihr euch darüber keine Gedanken?
Chris: Es war zumindest nie so, dass wir gesagt haben, wir wollten Emo-Songs schreiben. Ich würde uns schon bei Post-Hardcore, Indie, aber auch Emo einordnen. Unterm Strich hat das beim Schreiben der Songs aber keine Rolle gespielt.
Sue: Wir haben gemerkt, dass wir stellenweise die gleichen Bands gehört haben, die so eine ungefähre Richtung vorgeben. Aber es ist niemand in den Proberaum gekommen und hat gesagt, dass wir so oder so ähnlich klingen sollen. Alles in allem hat sich das einfach ergeben.

Wie ist die Band entstanden und wie „Electric Sleep“?
Sue: Chris und Benni spielen zusammen bei GIVER und wollten nebenbei noch etwas anderes ausprobieren. Da sie gut mit Nils befreundet sind, kam die Connection sehr schnell und leicht zustande. Seitdem ich aus Toronto nach Köln gezogen bin, arbeite ich als Tätowiererin und war auf der Suche nach einer Band. Irgendwie sind die Jungs dann auf mich zugekommen und schon waren wir fast im Proberaum.
Chris: Wir haben mit „On Fences“ ja bereits eine EP veröffentlicht und hatten tatsächlich noch ein paar Songs übrig, die es jetzt auf „Electric Sleep“ geschafft haben.
Sue: Gerade die Songs aus der damaligen Session gefallen mir auf dem Alben immer noch am besten. Und jetzt haben wir schon wieder neue Tracks und reichlich Ideen für die nächste Platte.
Chris: Eine witzige Geschichte im Zusammenhang mit den Songs oder Video-Veröffentlichungen von „Electric Sleep“ war übrigens, dass wir auf einer Kölner Kirmes mit Corpsepaint herumgelaufen sind und eine sehr spannende Zeit hatten. Ich sage mal so, die Reaktionen der Menschen dort war sehr „interessant“ und „aufregend“.

Was steht in den kommenden Monaten, auch im Zuge der Veröffentlichung, noch an?
Sue: Wir werden noch eine Single samt Video rausbringen und versuchen, so viele Shows zu spielen wie möglich.
Chris: Im letzten Jahr haben wir so viele schöne Konzerte gespielt, wie zum Beispiel auf der Booze Cruise in Hamburg, unsere Release-Party im AZ in Köln oder auch eine Show mit PRESS CLUB.
Sue: Wenn es die Pläne von den anderen Bands der Jungs hergeben, spielen wir so oft, wie es geht.