BENEDICTION

Foto© by Karen Rew

(Kein) Comeback

Zwölf Jahre hat man auf ein neues BENEDICTION-Album warten müssen. Nun erscheint mit „Scriptures“ endlich das oft angekündigte neue Werk der britischen Death-Metal-Legenden. Ein herrlich aufgelegter Darren Brookes beantwortet uns einige Fragen.

Daz, wie fühlt es sich an, Dave Ingram wieder an seiner Seite zu haben?

Es fühlt sich sehr gut an. Es scheint so, als hätte er die Band nie verlassen. Dabei war er 21 Jahre nicht an Bord. Als Dave Hunt entschieden hat, dass er keine Zeit mehr für Konzertreisen und das Album hat, war Dave Ingram unsere erste Wahl. Es ist auch ein bisschen so, als wäre die Geschichte noch nicht zu Ende erzählt. Als er uns damals für BOLT THROWER­ verlassen hat, geschah das ziemlich überstürzt. Kurz vor der DEATH-Tour. Seither hatten wir kaum miteinander gesprochen. Erst einmal sollte es auch nur für ein paar Gigs im Sommer sein, aber er stellte schnell klar, dass er anstrebt, länger mit dabei zu sein. Wir haben ihm ein paar Lieder gegeben, an denen wir damals gearbeitet haben, und er kam recht schnell mit Texten und Gesang zurück. Fast scheint es so, als wäre ein verlorener Bruder zurückgekehrt.

Wie ist das Verhältnis zu eurem früheren Sänger Dave Hunt heute?
Wir sind immer noch regelmäßig in Kontakt. Er kommt manchmal vorbei und wir trinken ein Bier zusammen – auch wenn das in letzter Zeit natürlich ein bisschen schwieriger war. Er hat uns damals sechs Monate im Voraus Bescheid gegeben, dass er aussteigen würde. Dadurch konnten wir uns super vorbereiten und sind auch im Guten auseinandergegangen. Auch Dave Ingram kommt sehr gut mit ihm aus!

Daneben habt ihr auch Frank Healy am Bass verloren. Wie kam es dazu?
Das hatte etwas mit interner Politik zu tun. Die Band hat sich mit Frank zerstritten. Er hat die Band verlassen und dann etwas mit Scott angefangen. Dieser ist schon für mich in Südamerika eingesprungen, als ich einige Shows nicht spielen konnte. Sie haben dann noch Karl gefragt, ob er mitmachen möchte, so ganz genau weiß ich das jedoch nicht. Aber wir haben Frank durch Dan Bate ersetzt, einen exzellenten Bassisten. Er ist jünger als unser Debüt „Subconscious Terror“. Das ist ziemlich komisch.

Zwölf Jahre zwischen zwei Alben ist ein sehr lange Zeit. Wie alt sind denn die Songs auf dem Album? Sind die alle neu oder sind manche auch schon zehn Jahre alt?
Eine Mischung würde ich sagen. Es gibt ein paar Sachen, die wir damals nicht auf „Killing Music“ gepackt haben. Die hatten wir zurückgehalten und dann ein wenig verändert. Dann gibt es Riffs, die irgendwann in den letzten zwölf Jahren entstanden sind. Rew und ich hören eigentlich nie auf zu schreiben. Wir haben immer Dinge geschrieben und aufgenommen. Mittlerweile ist das alles aber etwas schwieriger. Rew lebt nicht mehr in Birmingham, Dave in Kopenhagen und Gio in Italien. Es ist schwierig, alle zusammenzubringen. In den letzten Jahren sind wir alle älter geworden, haben alle Jobs. So sehr wir BENEDICTION lieben, leider bezahlt die Band nicht unsere Rechnungen. Wir mussten uns also auf unsere Berufe konzentrieren und haben dort Erfolge erzielt. In unserer Freizeit haben wir dann Gigs gespielt. Außerdem wollten alle Veranstalter in den letzten Jahre nur Oldschool-Sets haben. Wir hatten also keinen Drang, neues Material zu veröffentlichen. Vor ein paar Jahren haben Rew und ich uns dann aber zusammengesetzt und beschlossen, dass es nun an der Zeit wäre, ein neues Album zu machen. Wir wollten ein klassisches BENEDICTION-Album schreiben.

Sind dieses Mal wieder ein paar Songs übergeblieben, die in zwölf Jahren das Licht der Welt erblicken?
Klar, wir haben sehr viele Ideen und Stücke. Um ehrlich zu sein, haben wir das nächste Album schon halb fertig. Durch COVID-19 und den Lockdown ging es nun von einem Extrem ins andere über. Vorher hatten wir keine Zeit und waren nur auf der Arbeit, nun gibt es COVID-19, jeder ist zu Hause und wir arbeiten zusammen an neuem Material. Das kommende Album ist ja auch schon seit Dezember letzten Jahres im Kasten. Wenn wir mit den Liedern das erste Mal auf der Bühne stehen werden, sind die für uns auch schon wieder alt. Das ist verrückt. Das Schöne bei BENEDICTION ist jedoch, dass wir immer gleich klingen. Keiner ist so wie wir. Wir wollen nicht die neuen, superschnellen Death Metaller sein. Daraus wurde ja fast ein Wettbewerb. Wir wollen einfach nur BENEDICTION-Musik spielen. Es ist also egal, ob die Riffs vor zwanzig Minuten oder zwanzig Jahren geschrieben wurden. Du kannst jeden unserer Songs auf ein anderes Album packen. Egal ob „Scriptures“ oder „The Grand Leveller“ – sie passen alle zusammen.

Das ist schon sehr interessant, bedenkt man, dass fast alle Bands aus eurer Generation ihre Wurzeln im Punk und Grindcore haben. Mit der Zeit sind die meisten aber aufs Gaspedal gestiegen, während außen herum alle schneller und wilder werden.
Wir wollten einfach anders sein. Jeder versuchte, der Schnellste zu sein. Wir haben auf die Bremse getreten und seit gut dreißig Jahren funktioniert das nun sehr gut.

Würdest du sagen, dass euch die zwölfjährige Veröffentlichungspause irgendwie geholfen hat? Mir scheint es nämlich fast so, als wäre dadurch ein kleiner Mythos um die Band entstanden.
Es fühlt sich ein bisschen wie ein Comeback an, obwohl wir ja gar nicht weg waren. Wir waren ständig rund um die Welt unterwegs. Als das Death-Metal-Geschäft härter wurde, die Verkaufszahlen zurückgingen, haben sich viele Bands aufgelöst. BENEDICTION sind geblieben, trotz geringerer Angebote und weniger Zuschauern. Wir haben immer weitergespielt. Nun werden die Zahlen wieder besser und Bands generieren wieder mehr Geld durch Comebacks. Es fühlt sich etwas komisch an, in diesem Zusammenhang erwähnt zu werden – obwohl wir gar kein Comeback haben. Ich verstehe das auf jeden Fall nicht.