BEHIND THE SCENES: Ox-Schreiber*innen im Portrait – Teil 3

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Wir sind im Jahr 2019 angelangt und es gibt weder fliegende Autos noch fahrende Bürgersteige. Und auch das Ox wird immer noch von echten Menschen hergestellt. Um das zu beweisen, gibt es diese kleine Interviewserie, diesmal mit Julia Brummert.

Du hast Gender Studies studiert, wenn ich mich recht entsinne. Bist du durch dein Studium zum Ox gekommen?


Ich habe Gender Studies studiert, ja, aber zum Ox bin ich anders gekommen. Mein Bruder hat 2010 gesehen, dass das Ox wen sucht, der oder die Indie-Platten besprechen mag, und mir Bescheid gesagt. Danke, Jens! Daraufhin habe ich Joachim eine viel zu lange Mail geschrieben und direkt eine EP von der Band ABBY für ein Review bekommen. Das wurde dann immer mehr und irgendwann kamen auch Interviews dazu.

Du schreibst ja über ganz unterschiedliche Bands. Was fasziniert dich an der hiesigen alternativen Musikszene?

Es ist beeindruckend, mit wie viel Herzblut die DIY-Szene hier am Laufen gehalten wird. Konzertgruppen, die Bands in alternative Zentren holen, trotz der immer widrigeren Umstände, haben meinen größten Respekt.

Du hast auch lange Zeit für das Intro gearbeitet, richtig?

Ja, bis der Verlag im Sommer 2018 dichtgemacht wurde – was schlimm war –, war ich zwei Jahre lang Online-Redakteurin bei Intro und davor zwei Jahre Volontärin beim Festivalguide im gleichen Haus. Mit den Interviews, die ich fürs Ox geführt habe, habe ich mich damals aufs Volontariat beim Festivalguide beworben. Da keiner was dagegen hatte, habe ich weiterhin fürs Ox geschrieben, in der Regel aber über andere Bands und Platten. Nur die BEATSTEAKS habe ich mal innerhalb einer Woche für Intro und Ox getroffen, das war etwas schräg.

Die Punk/Hardcore-Szene ist immer noch sehr männlich geprägt. Erlebst du diese Szene trotz miserabler Frauenquote als so tolerant und fortschrittlich, wie sie sich stets rühmt zu sein?

Frauen haben es noch immer – sowohl als Musikerinnen als auch als Journalistinnen und in anderen Positionen – in der „Szene“ schwerer als Männer. Wir müssen an vielen Stellen doppelt beweisen, dass wir was können, das ist zum Kotzen. Klar gibt es tolle Punkrock- und Hardcore-Bands, Labels, Booking-Agenturen und Redaktionen, die es besser machen. Aber von Gleichberechtigung sind wir weit entfernt. Das ist so ein großes Thema, dem könnten wir hier Seiten widmen.

Welche*r Künstler*in hat dich bisher am meisten beeindruckt?

Marcus Wiebusch. Er hat zig Songs geschrieben, die mir etwas bedeuten, entsprechend war ein Interview mit ihm ein Herzenswunsch, der sich da erfüllt hat. Außerdem bin ich sehr froh, dass ich vor ein paar Jahren Chuck Ragan und Rocky Votolato treffen durfte, als sie mit der „Revival Tour“ in Berlin waren. Ich war zu früh da, konnte noch ein bisschen Soundcheck im SO36 angucken und beide waren beim Gespräch gut gelaunt und herzlich.

Gab es da auch enttäuschende Persönlichkeiten?

So richtig nachhaltig enttäuscht war ich nie. Ich fluche nach Interviews nur laut, wenn Bands sich jede Antwort aus der Nase ziehen lassen. Davon gab es ein paar. Wer keinen Bock auf Interviews hat, soll das mit seiner Promo-Agentur klären und nicht an den Leuten auslassen, die sich gut vorbereiten und versuchen, bestmöglich ihren Job zu machen.

Du bist erklärtes Taylor Swift-Fangirl. Für mich ist Taylor Swift sehr weit außerhalb meiner Wahrnehmung. Warum beeindruckt sie dich?

Auf „1989“ ist nicht ein schlechter Song. Das Album ist voller großer Hits und mein Herz schlägt für guten Pop. Außerdem ist Taylor Swift ein klassischer Popstar und es ist super spannend zu sehen, wie sie inszeniert wird, wie sie sich zu bestimmten Themen äußert, wer ihre Fans sind und so weiter. Als Phänomen ist sie der Wahnsinn. Als sie sich im Herbst endlich auch mal politisch geäußert hat, war das gut. Ihr hören die Leute wenigstens zu.

Wen, neben Taylor Swift, möchtest du unbedingt gerne mal interviewen?

Es wäre wahrscheinlich öde, Taylor Swift zu interviewen. Ich fürchte, die Antworten wären genau geplant und alles, was irgendwie spannend wäre, würde später vom Management gestrichen. Mit der würde ich lieber mal in Ruhe ein Bier trinken gehen. Mit Helene Fischer übrigens auch. Gäbe es die Möglichkeit, RANCID, Kathleen Hannah oder GOOD CLEAN FUN zu interviewen, würde ich ziemlich jubeln. Hast du das gelesen, Joachim?

Hast du eigentlich eine*n Ox-Lieblingsschreiber*in?

Dich natürlich, Robert. Außerdem bin ich Fan von Bianca Hartmann und Fabian Schulenkorf.