BEARINGS wurden mit jeder Menge Vorschusslorbeeren bedacht und ihr Einstand „Blue In The Dark“ wurde von der einschlägigen Musikpresse als eines der besten Debüts gewählt. Vielleicht müssen wir jedoch etwas tiefer schürfen. Wieso gibt es so viele fantastische Bands aus Kanada? Jeder kennt ALEXISONFIRE, BILLY TALENT und SILVERSTEIN. Für jede dieser höchst erfolgreichen Bands gibt es allerdings auch immer einen unbekannteren Rohdiamanten, den es zu entdecken gilt. Wie zum Beispiel THE DIRTY NIL, SEAWAY – oder eben die Durchstarter BEARINGS, mit deren Sänger Doug Cousins wir folgendes Interview geführt haben.
Ihr habt reichlich Lob für „Blue In The Dark“ eingeheimst. Nun steht mit „Hello, It’s You“ der Nachfolger in den Startlöchern. Erwartet ihr weitere Jubelstürme oder könnt ihr das Feedback noch nicht wirklich einschätzen?
Der Druck war diesmal präsenter als bei „Blue In The Dark“, aber wir haben das eher subtil gespürt, ohne dass es den Entstehungsprozesses von „Hello, It’s You“ beeinträchtigt hätte. Wir machen immer das, was uns gefällt, und nicht das, was man von uns erwartet. Wir sind glücklich, in welche Position uns „Blue In The Dark“ gebracht hat, aber freuen uns auch riesig auf die Reaktionen zum neuen Album.
Es gibt so viele kanadische Bands, die sich im selben Genre tummeln oder wo es Überschneidungen gibt. Wie muss ich mir das vorstellen, herrscht großer Konkurrenzdruck?
Nein, im Gegenteil. Wir haben sehr viel Hilfe von größeren Bands bekommen. Unter anderem war einer der Gründe, bei Pure Noise zu unterschreiben, deren Roster. Viele große Bands, aber auch einige, mit denen wir eng befreundet sind, sind bei Pure Noise und sie haben durchweg gute Erfahrungen gemacht. Wir durften mit fast all diesen Bands schon spielen und wurden immer unterstützt. Selbst Bands wie COUNTERPARTS, die viel härtere Musik machen, haben uns mit auf ihre Shows gebucht. Es herrscht allgemein ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl. Wir versuchen, das bei neueren Bands aus unserem Umfeld wie AMNITA, DAD SPORTS oder LOCKET beizubehalten und diese entsprechend zu fördern.
Ihr könnt auf „Hello, It’s You“ eure Wurzeln im Sound der Achtziger Jahre nicht verleugnen. Von den Songs bis zur Produktion klingt das durch, ohne dass es zu cheesy wird. Was ist eure Formel für den Mix aus modernem Pop-Punk und dem Besten, was die Achtziger zu bieten hatten?
Man hört auf der einen Seite unsere Einflüsse, auf der anderen Seite vor allem die Produktion von Courtney Ballard, der auch schon für GOOD CHARLOTTE oder WATERPARKS gearbeitet hat. Er liebt ausufernde Gitarrenparts und den spezifischen Snaresound. Er hat einen großen Anteil daran, dass alles wie aus einem Guss klingt und jeder Part die Chance hat, für sich selbst zu wirken. Sei es nun Punk oder Pop.
Also sind es vor allem Eighties-Bands, die euch beeinflusst haben?
Nein, so weit würde ich nicht gehen. Wir hören sehr viel unterschiedliche Musik und da ist es egal, aus welchem Jahrzehnt sie stammt. Wenn wir Namen nennen müssten, wären es wohl TOKYO POLICE CLUB oder BLINK-182. Allerdings haben wir auch eine ordentliche Portion THIRD EYE BLIND und OASIS gehört.
© by Fuze - Ausgabe #73 Dezember/Januar 2018 und Christian Heinemann
© by Fuze - Ausgabe #85 Dezember/Januar 2020 und Carsten Jung
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #172 Februar/März 2024 und Sebastian Wahle