BARONESS

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Harmonie als Geheimnis des Erfolgs

Allein das Betrachten der Cover ihrer Platten und deren Titel macht deutlich, dass BARONESS mehr darstellen als bloß eine weitere simple Rockband. Die Band aus Savannah, Georgia legt Wert darauf, mit einfachsten Mitteln etwas ganz Besonderes zu erschaffen. Dabei spielt nicht nur die Musik eine wichtige Rolle, sondern auch der visuelle Aspekt der Kunst, welchem sich Sänger John Baizley nicht nur für die eigene Band hingebungsvoll widmet. So schuf er bisher bereits diverse Coverartworks für Bands wie DARKEST HOUR, oder auch KYLESA und TORCHE, die insbesondere ob ihrer Farbvielfalt und überaus aufwendigen Gestaltung zu beeindrucken wissen. Über diese Leidenschaft, sowie über das neueste Werk, das der Farbaffinität treu bleibend auf den Namen „Blue Record“ getauft wurde gab er mir in folgendem Interview Auskunft.

Beginnen wir mit einer Frage, die dir mit aller Wahrscheinlichkeit schon zum Hals heraushängt. Ihr habt die Titel eurer Veröffentlichungen mit „First“, „Second“, „Red Album“ und „Blue Record“ bisher sehr simpel gehalten. Was wird denn als nächstes kommen? Ich vermute mal irgendwas mit der Farbe Grün?

Ja, wir werden mal sehen. Ganz ausschließen können wir das nicht.

Wieviel Wahrheit, wenn überhaupt, steckt in der Vermutung, dass ihr eure Platten deshalb so simpel benennt, um über den komplexen Inhalt hinwegzutäuschen?

Wir selbst betrachten unsere Musik eigentlich nicht als besonders komplex. Die einfachen Titel sind im Grunde nichts weiter, als eine Möglichkeit unseren Zuhörern einen schnelleren und direkten Zugang zu unserer Musik zu bieten. Ob du es glaubst oder nicht, wir sind ziemlich pedantisch, wenn es um die Wahl unserer Plattentitel geht. Jede unserer Veröffentlichungen ist mit einem Namen versehen, der gleichzeitig simpel und dennoch persönlich ist und dabei jede Menge Raum für Interpretationen bietet.

Ich habe mir im Vorfeld dieses Interviews diverse Reviews zu euren früheren Platten durchgelesen und es scheint, dass der Großteil der Leute euch immer wieder auf ISIS, NEUROSIS und ähnliche Bands reduziert. Ich persönlich sehe das anders, aber was ist eure Meinung dazu? Oder interessieren euch solche Vergleiche eher weniger?

Wir sind eigentlich fortwährend auf der Suche nach Weiterentwicklung und Möglichkeiten unseren Sound irgendwie zu veredeln und in eine Richtung zu bringen, die sowohl einzigartig, als auch fesselnd ist. Dennoch sind wir eine Rockband im klassischen Sinne. Wir beschränken uns auf das Wesentliche an Instrumentierung, nämlich Gitarren, Bass und Schlagzeug. Ich kann schon nachvollziehen, dass Vergleiche mit Bands aufkommen, die mit ähnlichen Methoden arbeiten. Als Musiker jedoch stimme ich damit absolut nicht überein und bestreite sie vehement, obwohl ich natürlich weiß, dass sie immer da sein werden. Letztlich heißt es aber nichts anderes, als dass wir uns in sehr guter Gesellschaft befinden, wenn du verstehst, was ich meine.

Die neue Platte scheint sich von früheren Veröffentlichungen dahingehend zu unterscheiden, dass sie auf der einen Seite teilweise verspielter klingt, andererseits jedoch auch deutlich direkter auf den Punkt kommt. Wie siehst du das?

Nun, ich bin nicht der Meinung, dass „Blue Record“ klangtechnisch in irgendeiner Weise mit unseren früheren Werken zu vergleichen ist. Ich denke jedoch, dass es die gleiche Seele besitzt. Da war eine fast schon spürbare Aufgeregtheit und eine Art Hunger nach diesem Album vorhanden. Wir gingen mit sehr viel Leidenschaft an die Songs heran und versanken völlig in ihnen, mit beinahe der gleichen Hingabe, die wir als jüngere Band hatten. Als wir damals „Red Album“ schrieben, waren wir mehr damit beschäftigt, all unsere Ideen miteinander unter einen Hut zu bekommen. Mit der neuen Platte haben wir den Fokus mehr darauf gelegt, ein vollkommen eigenständiges BARONESS-Album zu entwickeln. Die Atmosphäre, das Konzept, die Ideen und Themen, alles wurde besser aufeinander abgestimmt.

Im Vergleich zu euren simplen Albumtiteln sind die Songtitel erneut deutlich vertrackter und komplizierter. Fällt es euch eigentlich schwer, sich diese Titel einfallen zu lassen?

Eigentlich nicht besonders. Die Songtitel sind alle abgestimmt auf die Stücke und sehr bezeichnend für den Inhalt. Genau darin liegt im Grunde auch die Schwierigkeit: Mit wenigen Worten die Idee hinter dem Stück zum Ausdruck zu bringen.

Was entsteht denn bei euch zuerst? Die Texte, oder geht ihr den eher klassischen Weg und schreibt erst die Musik?

Zuerst entsteht ein grobes Konzept für die Songs, eine Hand voll Riffs und umfassende Ideen. Dann beäugen wir die Ergebnisse kritisch und beginnen damit, erste Rohentwürfe zusammenzufassen, bis sich letztlich alles von selbst ergibt. Texte und ausgearbeitetes Konzept folgen im Anschluss daran. Für gewöhnlich beginne ich damit, die Songs auf der Akustikgitarre zu schreiben und füge die einzelnen Teile sowie die anderen Mitglieder ein, je nachdem, wie sich die Stücke entwickeln. Irgendwann haben wir dann rohe Songgerüste, mit denen wir experimentieren können, bis sie sich zu ihrer Vollendung entfalten.

Das Artwork zur neuen Platte stammt erneut von dir. Inwiefern reflektiert dieses den Inhalt der Songs bzw. der Platte?

Ich versuche immer, für unsere Platten ein Cover zu entwerfen, das symbolisch den Inhalt des Albums widerspiegelt. Es hängt davon ab, den Kern des Inhalts herauszufiltern und visuell in eine Richtung zu gehen, die mit der Musik zusammenhängt.

Deine Gemälde scheinen inspiriert zu sein von Künstlern wie Roger Dean oder Tom Denney.

Ich liebe Roger Dean. Seine Arbeit hat mich in meiner Entwicklung zum Coverkünstler sehr beeinflusst. Jedoch habe ich schon sehr früh begonnen, meine eigene visuelle Sprache zu schaffen.

Kann man also sagen, dass BARONESS-Alben als Gesamtkunstwerke anzusehen sind?

Wenn wir an unsere Alben denken, dann denken wir an Kunstwerke. Die Musik, Texte, das Konzept und der visuelle Aspekt, überhaupt alles muss in absoluter Harmonie miteinander funktionieren.

Auch eure Konzerte sind extrem beeindruckend. Wie wichtig sind euch Liveshows im Vergleich zu euren Studioplatten?

Wir betrachten uns in erster Linie als Liveband. Die Platten sind in dem Zusammenhang sozusagen das Mittel zum Zweck. Live zu spielen ist unsere bevorzugte Art präsent zu sein, und das Touren ist der Grund, warum wir überhaupt Musiker geworden sind. Es gibt nichts, was auch nur annähernd so aufregend wäre. Denn das Publikum ist der ultimative Qualitätsdetektor.