BAD DRUGS

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D.I.Y. in Reinkultur

Neue Punkbands gibt es immer wieder. Jungs, kaum der Pubertät entwachsen, die ihre juvenile Wut an drei Akkorden auslassen. Mit den BAD DRUGS gibt es ein Trio aus Schweinfurt, das das alles schon lange hinter sich gelassen, aber die Lust an schlichten, kraftvollen Songs wiederentdeckt hat. Frontmann Matthias Nürnberger kennt man von seiner Band TAGTRAUM, die sich vor sieben Jahren nach hunderten Konzerten in Deutschland und Europa aufgelöst hatte. Danach war er als Matze Rossi mit der Akustikklampfe unterwegs, bevor er die BAD DRUGS ins Leben gerufen hat. Anfang des Jahres kam das erste Album „Old Men, Young Blood“ raus.

Am 21. Juni haben BAD DRUGS ihre ersten vier Songs als Vinylsingle auf Matzes Label Dancing In The Dark Records herausgebracht. Vier Songs, die zeigen, wohin die Reise geht. Kraftvolle Songs, kaum länger als zwei Minuten, mit Melodien, die im Ohr bleiben. „Wir kommen alle langsam in die Jahre und sind mit dieser Musik groß geworden“, erklärt Bassist Sven Peks. „Ich glaube, in den späten Neunzigern und den frühen Zweitausendern ist es komplett verloren gegangen, einfach nur Songs zu spielen. Zu sagen, hier ist der Text, drei Akkorde und ein guter Beat. Das reicht! Vor zehn Jahren hätte ich noch gesagt: Das ist so doof! Aber es ist eigentlich geil.“

Sven hat schon in unzähligen Schweinfurter Bands wie KALTER KRIEG, STRAIGHTLEZ oder BOINK gespielt, und betreibt sein eigenes Tonstudio im Forsthaus von Gaibach, einem kleinen Ort mitten in der nordbayerischen Provinz. Schlagzeuger Basti war jahrelang mit Bands wie POINT OF NO RETURN, CLOCKWISE FROM TOP oder WILSON JR. unterwegs. Auf Matzes Initiative hin haben sich BAD DRUGS Ende 2012 formiert. „Diese schlichte Drei-Mann-Besetzung mit Gitarre, Bass und Schlagzeug hat einfach alles, was man für einen guten Song braucht. Die Songs, die ich geschrieben habe, waren für Schlagzeug, Bass und Gitarre vorgesehen. Für ein weiteres Instrument gibt es keinen Grund. Man trifft sich, jeder weiß, was zu tun ist, und fertig! Zu den Trios, die mich geprägt haben, gehören THE DESCENDENTS, ALKALINE TRIO, GUIDED BY VOICES, GREEN DAY oder THERMALS.“

Seit Matze solo und akustisch unterwegs ist, hat er immer wieder gemerkt, dass ihm das Laute auch ab und zu fehlt. Und die perfekte Lösung ist, beides zu haben. „Ich mache weiter meine Singer/Songwriter-Sachen und daneben meine Punkband mit verzerrten Gitarren. Der ganze Krach braucht genauso wie die Ruhe sein Ventil. Das eine geht nicht ohne das andere.“ BAD DRUGS machen einfache, kurze Punkrock-Songs mit viel Herzblut und noch viel mehr Melodien. „Diese Band vereint für mich genau diese drei Strömungen im Punkrock, die mich am meisten beeinflusst haben“, beschreibt Matze den Sound. „Zum einen der englische Punk mit Bands wie THE CLASH oder SEX PISTOLS, dann der amerikanische Punkrock der Achtziger Jahre mit WIPERS, THE DESCENDENTS oder ADOLESCENTS, und natürlich die California-Punk-Welle mit NOFX, ALL und BAD RELIGION. Daher kommt vielleicht auch mein Hang zu Melodien.“

Als BAD DRUGS den ersten Song „I really hate the winter“ mit einem Video auf ihrer Facebook-Seite hochgeladen haben, haben sich prompt viele alte TAGTRAUM-Fans gemeldet. „Die Songs habe ich über ein Jahr verteilt bei mir zu Hause im Arbeitszimmer geschrieben“, erklärt Matze. „Ich hatte große Lust, die Songs auch live zu spielen und zu veröffentlichen. Es hat total Spaß gemacht, sich hinzusetzen und an einem Abend zwei oder drei Songs zu machen.“ Überhaupt flutscht es ziemlich gut bei BAD DRUGS. Es hagelt Anfragen für Konzerte und Support-Shows. Im Nürnberger Hirsch hat die Band im Vorprogramm von BOYSETSFIRE gespielt, im Schweinfurter Stattbahnhof zusammen mit GOOD RIDDANCE. „Wir haben extrem viele Angebote für Konzerte“, sagt Matze. „Aber wir haben nicht genug Zeit und müssen die meisten Angebote absagen: Wir melden uns, wenn wir Zeit haben. Ich möchte mich nicht mehr kaputt touren, wie ich es lange mit TAGTRAUM oder solo gemacht habe.“

Überhaupt ist es inzwischen nicht mehr so einfach mit dem Leben als Punkrocker. Matze, Sven und Basti sind gebunden durch Beruf oder Familie. Deshalb müssen BAD DRUGS ihre Termine sorgfältig auswählen. „Ich habe so viele Ideen, was ich machen könnte, aber ich bin inzwischen am Limit angekommen. Ich habe Job, Familie, mein Soloprojekt, die neue Band, schreibe gerade Songs für eine weitere Bandidee und bin neuerdings auch Yogalehrer. Aber zum Glück geht es den beiden anderen Jungs bei BAD DRUGS ähnlich. Sven hat sein eigenes Studio, tourt als Live-Mischer und ist viel beim Tauchen unterwegs. Basti ist als Fotograf ständig auf Reisen. Als wir zusammen gekommen sind, haben wir ganz klar festgelegt, dass keiner wegen BAD DRUGS zurückstecken muss. Ein Job zum Geld verdienen geht immer vor!“

Die vier Songs der EP liefern klare Statements: „,I don’t care‘ drückt aus, dass es uns egal sein kann, was andere von einem denken oder wollen“, erklärt Matze. „Viele Regeln und gesellschaftliche Normen engen nur ein, Freiheit ist wichtiger, als irgendjemandem zu gefallen.“ Mit seinen Songs spricht Matze seinen Fans aus der Seele. Im Song „I quit my job“ geht’s zum Beispiel um Frust im Berufsleben. „Dieses Gefühl kennt wohl jeder, dass man die Schnauze von seinem Job voll hat und keinen Sinn mehr darin sieht, alles am liebsten hinschmeißen würde.“ Es geht aber nicht nur um Protest und Unzufriedenheit. Im Song „Best friends“ beschreibt Matze das Gefühl von seiner großen Freundschaft zu Wauz, dem früheren Sänger von RED TAPE PARADE, der erst vor wenigen Monaten an Krebs gestorben ist. „Den Song habe ich teilweise aus SMS- und eMail-Nachrichten gebastelt, die wir uns gegenseitig während seiner Krankheit geschickt haben“, beschreibt Matze den Entstehungsprozess. „Das ist für mich persönlich ein sehr wichtiges Lied und soll immer an eine großartige Freundschaft erinnern.“

Auch abseits der Bühne sind BAD DRUGS die perfekte Kombination. Schlagzeuger Basti Wegner kümmert sich als professioneller Fotograf um alles Grafische wie Bandfotos und Layouts, Bassist Sven Peks erledigt die Studioarbeit und feilt am Sound und Sänger und Gitarrist Matze Rossi hat den Löwenanteil am Songwriting, aber auch die ganzen Kontakte, wenn es ums Booking geht. BAD DRUGS heißt also auch D.I.Y. in Reinkultur. „Diese Attitüde hatte Punk auch immer für mich, sein Leben selbst zu bestimmen“, erklärt Matze. „Diese Grundhaltung kann man in allen Songs finden. Deshalb bringen wir das Album auch auf meinem eigenen Label heraus, auch wenn es Geld viel kostet.“