Fast könnte man denken,, wenn man zwei bekannte Genres vermischt, dass eine noch massentauglichere Mixtur herauskommt. Nimmt man AWAKE THE MUTES als Beispiel so geht dies jedoch nicht auf. Diese vermischen 2000er Nu Metal mit modernem Metalcore, das Ergebnis davon ist sehr nischig.
Wir sind alle mehr oder weniger mit dem Nu-Metal-Sound der Jahrtausendwende groß geworden. Ich habe neben DEFTONES und KORN vor allem Bands wie STATIC-X und SPINESHANK gehört; über ‚Obsolete‘ von FEAR FACTORY und ‚Nothing‘ von MESHUGGAH ist die Liebe zu rhythmischeren, synkopischen Riffs vollends aufgeblüht, die sich jetzt ja auch wieder im modernen Metalcore wiederfinden. Die Musik unserer Jugend mit aktuellem Metalcore zu verbinden, war dadurch ein relativ organischer und unterbewusster Prozess im Songwriting“, erzählt Bassist Yves darüber, wie es zur musikalischen Ausrichtung kam. „Schon unser erstes, 2007 erschienenes Demo enthielt elektronische Samples und auf jeder vorherigen EP haben wir Scratches, Synths, Jungle Breakbeats oder HipHop-Beats untergebracht. Auf ‚Eyes‘ haben daher letztlich alle diese Einflüsse relativ von selbst zusammengefunden.“ Das angesprochene Werk ist das Debütalbum, das nun nach mehreren EPs erscheint. „Ich war schon immer großer Fans von EPs. Für mich stellen solche kürzeren Releases immer eine schöne Momentaufnahme in der Entwicklung als Band dar und sie fühlen sich fokussierter an. Ich glaube, dass sich viele Menschen durch die Dauerbeschallung über Computer, TV, Handy und Konsole und die ständige Erreichbarkeit über Social-Media- und Messenger-Apps, eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne antrainiert haben. Da fällt es leichter, sich auf einen Release einzulassen und zu konzentrieren, der vielleicht nur fünf oder sechs Songs lang ist. Ich glaube, das ist auch der Grund, weshalb ‚Eyes‘ auch nur auf knapp über eine halbe Stunde Spielzeit kommt. In der Vergangenheit haben wir fast jedes Jahr eine EP herausgebracht; direkt nach der Veröffentlichung habe ich wieder angefangen Songs zu schreiben. Ich glaube, ‚Eyes‘ ist auch nur deshalb ein Album geworden, weil die Zeit zwischen den Aufnahmen länger geworden ist und dadurch mehr brauchbare Lieder entstanden sind.“ Dass man mit dem Album eine Nische besetzt, ist AWAKE THE MUTES klar. Stellt sich die Frage, ob und wie man damit erfolgreich sein kann. „So abgedroschen das klingt: Wir wollen mit der Musik hauptsächlich uns selbst ansprechen. Für mich ist das Schreiben von Songs inzwischen zur beruhigenden Beschäftigungstherapie geworden. Wir witzeln manchmal darüber, dass wir mehr Songs unveröffentlicht in die Tonne gehauen als andere Bands je geschrieben haben. Hauptziel ist es immer primär, uns selbst zu unterhalten, daher haben wir auch in der Vergangenheit alle unsere Veröffentlichungen gratis zum Download zugänglich gemacht. ‚Erfolgreich‘ ist unsere Musik dann, wenn sie uns dazu bringt, zum Groove mit dem Kopf zu nicken.“ So einfach kann es gehen.
© by Fuze - Ausgabe #82 Juni/Juli 2020 und Manuel Stein
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #122 Oktober/November 2015 und Julius Lensch
© by Fuze - Ausgabe #82 Juni/Juli 2020 und Manuel Stein
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #151 August/September 2020 und Andreas Kuhlmann
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #115 August/September 2014 und Julius Lensch
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #131 April/Mai 2017 und Andreas Kuhlmann