Dass es für junge, leicht zu beeindruckende Fans im Internet gefährlich sein kann, bewies spätestens der Fall rund um YouTuber und Musiker Austin Jones. In einer Zeit, in der es noch die Warped Tour gab und alternative YouTuber rund um den Musikblogger Bryan Stars ihre Hochphase hatten, nutzte Jones seine Stellung in der Szene aus.
Austin Jones konnte auf YouTube vor allem durch seine Acapella-Cover von Szene-Bands wie BRING ME THE HORIZON, MY CHEMICAL ROMANCE, PIERCE THE VEIL oder TWENTY ONE PILOTS eine Reichweite aufbauen. Gerade TWENTY ONE PILOTS, die mit ihrem 2015 erschienenen Album „Blurryface“ endgültig durch die Decke gingen, erreichten eine vor allem junge und weibliche Hörerschaft. Mehr als 500 Tausend Abonnenten hatte Jones zu seiner Zeit als YouTuber, es folgte eine erste EP mit eigenen Songs 2013 und ein ganzes Album 2016.
Erste Negativschlagzeilen machte Jones 2015, als es für ihn auf die Vans Warped Tour gehen sollte. Neben anderen bekannten, alternativen US-YouTubern wie Damon Fizzy, Jordan Sweeto und dem eben genannten Bryan Stars trat Jones als offizieller YouTuber der Warped Tour auf. Eine Petition versuchte seine Teilnahme zu verhindern. Der Vorwurf: Er habe Fans auf Snapchat nach Twerk-Videos (sexuellen Tanzvideos) gefragt. Nur kurz nachdem die Vorwürfe die Runde machten, gab Jones in einem mittlerweile auf YouTube gelöschten Video zu, dass die Vorwürfe stimmten. Er betonte dabei allerdings, dass es nie um mehr als „nur“ Twerk-Videos ging. Zwar führte die Petition nicht zu seinem Ausschluss von der Warped Tour, dafür entschied sich Jones selber dazu, nicht an der 2015er Tour teilzunehmen.
Danach war der Vorfall rund um die Videos erst einmal vergessen. 2016 erschien Jones’ erstes Album und sein Cover des BRING ME THE HORIZON-Songs „Drown“ ging viral. Erst 2017 gab es neue, schwerwiegende Vorwürfe gegen Jones: Er soll minderjährige Fans zwischen 14 und 15 Jahren auf Facebook und iMessage nach sexuellen Videos gefragt haben und ihnen dabei gesagt haben, was sie in den Videos machen und anziehen sollen. Jones wird wegen Kinderpornografie in zwei Fällen verhaftet.
Zwei Jahre nach seiner Verhaftung im Jahr 2019 bekennt sich Jones in einem Fall der Kinderpornografie schuldig. Die Staatsanwaltschaft warf ihm aber vor, sechs minderjährige weibliche Fans zu sexuell expliziten Videos genötigt und es bei dreißig weiteren Opfern versucht zu haben. Dabei habe er seinen Opfern eine Modelkarriere versprochen oder sie dazu aufgefordert, mit den Videos zu beweisen, dass sie seine größten Fans seien. Am 3. Mai 2019 wird der damals 26-jährige Austin Jones zu zehn Jahren Haft verurteilt. Sein YouTube-Kanal mit über 20 Millionen Aufrufen ist mittlerweile gelöscht worden. Einige seiner alten Videos sind aber von Usern wieder hochgeladen worden.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #162 Juni/Juli 2022 und Isabel Ferreira de Castro