Aus dem Schrank geholt: ZURÜCK ZUM BETON - Die Anfänge von Punk und New Wave in Deutschland 1977-82

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Ulrike Groos, Peter Gorschlüter, Jürgen Teipel, Verlag der Buchhandlung Walter König, 2002, 200 S., damals 19 Euro, heute nur noch antiquarisch

Wer damals die Ausstellung „Zurück zum Beton“ in der Kunsthalle Düsseldorf gesehen hat, für den war dieser Katalog ein Pflichtkauf, da er vieles von den Mängeln der Ausstellung ausbügelte. Nach dem überraschenden Erfolg von Teipels Doku-Roman „Verschwende deine Jugend“ wurde diese Ausstellung aus dem Boden gestampft, weshalb ausführliche Recherchen, z. B. zur Herkunft von Fanzines, zu kurz kamen. Das setzt sich leider im Katalog fort, mit deutlichen Lücken in Diskografie und Literaturverzeichnis, als ob Punk und New Wave nicht auch außerhalb des Dreiecks Berlin, Düsseldorf und Hamburg stattgefunden hätten. Zum Glück sind die Textbeiträge deutlich besser. So steuerte Peter Glaser einen schönen Text über „Punk und Sprache“ bei und findet allerlei Literarisches bei Punk, auch wenn Literatur damals verpönt war. Glaser schafft es, seine Erinnerungen in klare, verständliche Worte und Analysen zu fassen. Diedrich Diederichsen türmt wieder Theoriebrocken übereinander, einigermaßen verständlich und gelegentlich sogar anregend, während Ewald Braunsteiner zeigt, dass Punk am Anfang eben kein ästhetisches Gesamtkonzept hatte, sondern eine Sammlung verschiedener Antihaltungen war. Das als „Punkmemory“ betitelte Gespräch von sieben Altpunks belegt, dass die Hamburger wirklich anders tickten als die Rheinländer und die Wurzeln von Deutschpunk eher im Norden als im Ruhrgebiet zu finden sind, auch wenn man Hamburg wirklich nicht dafür verantwortlich machen kann. Justin Hoffmann von FSK untermauert seine Gedanken über Punk und DIY mit zahlreichen Belegen, die zeigen – was uns heute selbstverständlich erscheint –, dass z. B. elektronische Popmusik, tatsächlich seine Wurzeln in Punk und NDW hat. Am Ende hat sich Ulf Poschardt schließlich der undankbaren Aufgabe angenommen, die Spuren von Punk im kulturellen Mainstream zu suchen, womit er sicher so manchem gewaltig auf die Füße trat. Sein Fazit, dass Punk als unfreiwilliger Marsch durch die Institutionen im Mainstream angekommen sei, hat Poschardt inzwischen für sich selbst umgesetzt.