Damals, als es noch kein World Wide Web gab (für technikaffine Menschen jenseits von Forschung und Wissenschaft), also ungefähr bis Mitte/Ende der Neunziger, existierte kein Discogs, kein Wikipedia, um sich für einen Ox-Artikel beispielsweise in die Bandgeschichte und Diskografie von THE FALL zu vertiefen. Keine Schwarmintelligenz hatte leicht einsehbare Informationen zu Veröffentlichungsdetails evaluiert, nur einsame Männer in dunklen Stuben widmeten sich dem drögen Hobby der Enzyklopädieverfassung.
Zum Beispiel der Brite Martin C. Strong, damals auch gerade mal Mitte dreißig, der auf fast tausend Seiten das musikalische Schaffen von rund tausend Bands und Musikern dokumentierte, mit Schwerpunkt auf einer detailgenauen Diskografie, ergänzt um eine kurze Biografie. Das ging weit in den Mainstream, aber man stelle sich nur vor, wenn ein Musiker im Interview einen Chuck Berry-Songtitel erwähnte – wo sollte man dessen exakte Schreibweise denn in Prä-Internet-Zeiten verifizieren? Plattensammlung? Mit etwas Glück. Telefonjoker?`Haha, nur im TV. Oder in so einem Buch, das man als Musikjournalist (neben einigen anderen solcher Nachschlagewerke, in Prä-Amazon-Zeiten kiloweise aus dem USA-Urlaub nachhause geschleppt) im Regal stehen haben musste. Also ab an den Bücherschrank, zu diesem 2,5-kg-Wälzer im A4-Format gegriffen und nachgeschaut. Dem Popkulturverlag Zweitausendeins sei Dank gab es dieses Buch als englischsprachige deutsche Lizenzausgabe „for the price of two C.D.s“.
Bis 2004 gab es regelmäßige Neueuauflagen dieses schon vom Layoutaufwand her monströsen Wälzers, zu dem es ein paar Spin-Offs gab (Metal, Psychedelic, Indie & Alternative), dann hatte Online gewonnen. Da ist auch Strong mittlerweile zuhause, unter thegreatrockbible.com – derzeit bittet er um Spenden, um seine Onlinepläne finanzieren zu können ...
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #132 Juni/Juli 2017 und Joachim Hiller