AT THE FAREWELL PARTY

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Live by the sword

Das Debütalbum „Infinity Is Miles Away“ des Emocore-Quintetts AT THE FAREWELL PARTY ist gerade auf Antstreet/Ampire erschienen und dank vieler Konzerte konnten die Frankfurter in Folge richtig durchstarten, da lernen sie auch schon die Schattenseiten des Erfolges kennen. Das Internet vergibt nicht, diese Erfahrung konnte zumindest mein Interviewpartner Benny Lampret machen, aber die junge Band nimmt es gelassen und mit Humor, denn zur Popularität gehören eben auch viele Gerüchte. Höchste Zeit, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und ATFP selbst zu fragen.

Ihr seid im Bandpool der Popakademie Mannheim, was genau bedeutet das und welche Vor- und Nachteile ergeben sich womöglich daraus?

Wir haben uns damals einfach beworben und uns sehr gefreut, dass wir aufgenommen wurden. Die Popakademie ist nicht so schlecht wie ihr Ruf. Man kann viele Sachen mitnehmen und lernen. Aber man sollte, wie bei allem anderen auch, seine eigene Meinung bewahren und für sich selbst entscheiden, was Sinn macht und was nicht, und welchen Weg man gehen will.

Keine Angst, von einer Maschinerie vereinnahmt zu werden, deren Mechanismen man noch nicht kennt?

Uns war es von Anfang an wichtig, die Kontrolle über alles zu behalten. Deswegen haben wir uns auch dafür entschieden, mit den zwei Indielabels Ampire und Antstreet zusammenzuarbeiten.

Angeblich seid ihr Rehearseoholics, wie oft probt ihr also und wie läuft das ab?

Wir sind wahnsinnig! Wenn der Tag mehr als 24 Stunden hätte, würden wir auch noch mehr proben. Die Musik ist für uns nunmal doch der Lebensmittelpunkt. Wir proben mindestens einmal das komplette Live-Set, dann schreiben wir Songs gemeinsam oder entwickeln neue Ideen.

Euer Stil mutet recht amerikanisch an, denkst du, dass mit dem neuen Präsidenten der US-Sound wieder trendy wird?

Für unsere Musik macht es aber keinen Unterschied, ob der Präsident gut ist oder schlecht, der Sound trendy oder nicht. Wir haben da unsere eigenen Playlists: Egal, ob aus Amerika oder Sibirien, Hauptsache die Musik passt.

Eure Hits auf MySpace gehen auf die halbe Million zu und auch bei Twitter gebt ihr minutiös Auskunft über euer Privatleben. Keine Angst vor Stalkern, die euch an der Uni auflauern könnten? Wo bleibt die Privatsphäre?

Woher weißt du, dass jemand von uns an die Uni geht? Stalkst du uns? Nein, uns ist es sehr wichtig, mit unseren Fans Kontakt zu halten, aber auch hier gibt es Grenzen, die wir sicherlich nicht überschreiten werden.

Mit dem Slogan „Verteile Flyer und komme umsonst auf eine unserer Shows“ habt ihr euch ja mächtigen Unmut eingehandelt, als die fleißigen Helferlein dann doch nicht kostenlos auf das Konzert in Koblenz durften. War das Blauäugigkeit eurerseits, jugendlicher Übermut oder was ging schief?

Ja, das war in der Tat eine sehr blöde Aktion, wir sind damals viel zu naiv an die Sache herangegangen. Es war vor anderthalb Jahren in Koblenz und die erste Show unserer ersten Tour. Wir haben vorher über das Internet dazu aufgerufen, dass jeder, der für uns Promo machen möchte, gratis auf die Show kommt. Es haben sich viele Leute gemeldet und es hat alles super geklappt, bis uns der Veranstalter erst am selbigen Abend offenbarte, dass wir keine Gästelistenplätze kriegen, weil er schwache Besucherzahlen befürchtete. Aus seiner Sicht verständlich – für uns, wie du siehst, aber eine kleine Katastrophe. Wir haben versucht, die Sache zu retten und einigen Leuten an der Kasse den Eintritt aus eigener Tasche bezahlt. Nur kamen auch noch welche, als wir schon auf der Bühne standen. Bei allen, die heimgegangen sind oder zahlen mussten, möchten wir uns an dieser Stelle noch einmal entschuldigen. Heute haben wir ein stehendes Streetteam, und das funktioniert um einiges besser!

Seitdem hagelt massig Kritik auf euch ein, man schimpft euch eine „unsympathische Drecksband, die nur Mist produziert“, wie geht man damit als junge Band um, dass man so stark polarisiert?

Auf der einen Seite toll, dass sich Menschen über uns Gedanken machen, auf der anderen Seite schade, dass da Sachen im Netz auftauchen von Leuten, die sich auf den Schlips getreten fühlen, die aber nicht das Gespräch mit uns suchen, sondern uns lieber in ihrem Blog zerfetzen. Ob wir nun eine Drecksmistband sind, sollte jeder für sich selbst entscheiden!

Anfangs wurde ja angesprochen, dass ihr stark im Internet präsent seid, die Abläufe entbehren nicht einer gewissen Ironie. Existiert eurer Meinung nach ein Qualitätsgefälle zwischen Print und Netz?

Schwieriges Thema: Auch im Netz gibt es gute Magazine, vor allem im Musikbereich, wo engagierte Leute – meist sogar ehrenamtlich – für ihre Sache kämpfen. Ich denke, es ist wichtig, dass beides existiert, Print und Internet. Wir wollen ja nicht in einer Monokultur leben.