ASTRONUTS

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Mit der Astro-Rakete ins Punkrock-Universum

Das 2021 erschienene Debütalbum „Dark Matters“ der Mannheimer Punkrocker ASTRONUTS wurde zunächst in Eigenregie aufgenommen und produziert. Doch nun, nach der Corona-Pandemie, haben die vier Jungs mit viel Einsatz und Beharrlichkeit gleich mehrere Labels für den großen Release gefunden, der in den nächsten Monaten ansteht. Die ASTRONUTS können jetzt also voll durchstarten! Dies habe ich zum Anlass genommen, bei Sänger und Bassist Sid sowie Gitarrist Chris nachzufragen, was nun zu erwarten ist.

Als ASTRONUTS gibt es euch erst seit Ende 2018. Bitte stellt euch mal vor.

Sid: Wir haben die Band gegründet, weil wir einfach alle wieder Bock auf schnellen, melodischen Punkrock hatten. Damit sind wir in den Neunziger Jahren aufgewachsen und das ist einfach die Musik, die uns am meisten geprägt hat – sowohl stilistisch als auch in puncto Mindset. Befreundet sind wir hingegen schon seit Schulzeiten. Ich selbst spiele Bass und singe, Coli spielt Gitarre und Leo trommelt. Chris, der ebenfalls Gitarre spielt und sich mit mir den Gesang teilt, stieß kurz nach Veröffentlichung unserer ersten EP dazu und seitdem ging es steil bergauf.

Was macht ihr so in eurem „normalen“ Leben?
Chris: Wir sind alle berufstätig und machen die Musik rein aus Spaß an der Freude. Wenn ich einmal nicht auf der Bühne bin, dann unterrichte ich an einer Realschule.
Sid: Coli verdingt sich als Webentwickler, Leo arbeitet am Flughafen und ich selbst bin im Wissenschaftsmanagement tätig und betreue Forschungsprojekte. Also allesamt ziemlich unpunkrockige Jobs, die es allerdings gut ermöglichen, den Fokus auf die Band zu richten. Wir haben uns fest vorgenommen, trotz unseres DIY-Ansatzes das Maximum an Commitment reinzustecken, und auch nur deswegen funktioniert das so gut.

Ihr habt ja vorher schon in vielen verschiedenen Bands gespielt. Seid ihr dort parallel immer noch involviert oder konzentriert ihr euch nun voll auf ASTRONUTS?
Sid: In der Tat waren es schon so einige Bands, aber eigentlich entstammen alle der Szene in unserer alten Heimat in Miltenberg. Am prägendsten war für mich wahrscheinlich Leos erste Skatepunk-Band SPYHOLE. Die waren damals absolut wegweisend und haben so unglaublich viele Leute dazu gebracht, selbst Bands zu gründen und Punkrock zu hören. In diversen Konstellationen haben wir dann über die Jahre immer wieder mal miteinander in Bands gespielt. Coli und ich sind noch in einer Pop-Punk-Band namens LOOKIT, MARTIANS! und haben kürzlich wieder ein neues Album veröffentlicht.
Chris: Ich spiele seit zwanzig Jahren in einer Ska-Punk-Band namens TEQUILA TERMINATORS. Diese ist mit ein paar Gigs im Jahr immer noch aktiv und als Spaßprojekt zu sehen. Die ASTRONUTS stehen für uns alle absolut im Fokus. Wir sind alte Säcke, die es jetzt noch mal richtig wissen wollen, haha.

Von dir, Sid, weiß ich zumindest, dass du seit 2021 auch ein Ox-Schreiberkollege bist. Seid ihr noch anderweitig in der Szene aktiv? Und was hat Mannheim zu bieten an Locations, Bands ...?
Sid: Stimmt, ich kam vor zwei Jahren zum Ox, das ich bereits seit Ausgabe #15 lese. Davon abgesehen organisiere ich auch selbst Konzerte, meist Benefiz-Geschichten. Letztens haben wir zum Beispiel eine Soli-Show für die Ukraine gemacht, bei der wir Geld und Sachspenden gesammelt haben, oder ein Benefiz-Konzert für Frauenrechte. So etwas liegt mir am Herzen, das sind auch genau die Themen, die mich beim Songwriting beschäftigen und die sich in unseren Texten wiederfinden. Wir sind einfach durch Punkrock politisch sozialisiert worden und vertreten da ganz klare Werte.
Chris: Ich organisiere dieses Jahr zum dritten Mal ein Indoor Ska/Punk/Hardcore-Festival mit regionalen und überregionalen Bands. In Mannheim gibt es generell eine große Musikszene, was natürlich auch an der dortigen Popakademie liegt. Es ist auf jeden Fall ein gutes Pflaster für Musiker. In Bezug auf Hardcore und Punk ist vor allem das JUZ erwähnenswert, wo echt sehr viele geile Shows stattfinden. Ansonsten noch ein paar kleinere Läden wie das alte Volksbad, den Alter oder die Kulturbrücken, wo immer wieder mal Punk am Start ist. Insgesamt ist die Punkrock-Szene allerdings nicht sehr groß. Aber dafür gibt es tolle Bands wie SOULSCRAPER, LOADED oder MIDNIGHT HAUNT, mit denen wir immer wieder mal gemeinsam spielen.

Euer aktuelles Albumdebüt „Dark Matters“ ist zunächst in Eigenregie während der Corona-Zeit entstanden. Nun habt ihr dafür doch noch ein Label gefunden. Wie seid ihr das angegangen? Und was bedeutet euch das?
Sid: Nach Chris’ Einstieg haben wir recht schnell das Album fertig geschrieben und aufgenommen, weil die Ideen nur so sprudelten. Wir hatten zwar Kontakt mit mehreren Labels, aber aufgrund von Corona war natürlich jeder zurückhaltend und es wurden so gut wie keine neuen Bands gesignt. Dann stehst du da, hast die Platte fertig und weißt nicht wohin. Also haben wir das Album einfach selbst veröffentlicht. Das Ganze ist aber in den Wogen der Pandemie untergegangen und wir waren ziemlich konsterniert. Als die Pandemie dann abebbte, haben wir noch einen Versuch gestartet und Labels kontaktiert. Das war so Oldschool, wie man sich das vorstellt: Einfach mal ein Demo hingeschickt. Dann äußerten plötzlich Johnny Be Good Records aus Österreich und Cats’s Claw Records aus Großbritannien Interesse und fanden Gefallen an einem Shared-Release. Punkrock Radar aus den USA sowie Waterslide Records aus Japan kamen ebenfalls mit an Bord, so dass das Album nun quasi global vertrieben wird. Das Ganze ist für uns einfach wie ein wahr gewordener Traum, für dessen Realisierung wir uns zuvor aber auch mächtig strecken mussten.

Im Vergleich zu eurer EP „Spacement Mission“ von 2019 habt ihr meiner Meinung nach euren Sound ausgereift und verbessert. Was habt ihr in der Produktion anders gemacht als beim Vorgänger?
Sid: Danke, so etwas hört man natürlich immer gern. Die EP war stilistisch noch etwas heterogener und wir hatten alles in Eigenregie in meinem Keller aufgenommen. Für „Dark Matters“ wollten wir aber unbedingt eine Schippe drauflegen und orientierten uns ganz klar am typischen California-Sound. Nikolay Wolz, unser Produzent, hat echt einen fantastischen Job gemacht. Der größte Unterschied, der sich letztlich auch im Resultat niederschlug, war wahrscheinlich der Umstand, dass wir eine komplette Vorproduktion des Albums gemacht hatten, bevor die Feinheiten neu arrangiert wurden und schließlich die finale Aufnahme folgte. Das geschah allerdings weniger aus purem Perfektionismus heraus, sondern weil wir während der Pandemie viel mit Homerecording experimentiert haben. Rückblickend natürlich viel zu viel Aufwand, den wir so niemals wieder betreiben würden. Mittlerweile sind wir aber auch richtig gut eingespielt und proben auch eher selten.

Inwieweit hat Corona euch als „neuer“ Band den Wind aus den Segeln genommen?
Chris: Da sprichst du einen ganz wesentlichen Punkt an, der unsere Bandgeschichte stark geprägt hat. Während der Lockdowns war es natürlich schwierig mit den Proben in Präsenz. Also hat jeder für sich zu Hause an den Songs geschraubt und diese dann individuell eingespielt. So entwickelte sich nach und nach ein sehr guter Workflow. Wir haben wirklich einiges versucht, unter anderem auch zwei Videos in Eigenregie gedreht und so weiter. Aber gerade wenn man auf die Bühne will, ist das alles bloß ein Ablenkungsmanöver. Mit dem Ende der Pandemie gaben wir beim Booking wieder Vollgas gegeben. Zunächst war es sehr schwierig, an Shows zu kommen. Erst Ende letzten Jahres platzte der Knoten und viele Gigs kamen rein, so dass wir durchaus mittlerweile wieder den Wind in den Segeln spüren. Zum Glück haben tatsächlich einige kleine Läden überlebt und Konzerte werden wieder zur Normalität. Damit hätten wir fast nicht mehr gerechnet.

Was steht die nächsten Monate nun mit frischem Rückenwind bei euch noch an?
Sid: So einiges, denn parallel zum offiziellen Plattenrelease kommt auch unser brandneues Video zur ersten Single heraus. Und dann wollen wir natürlich auch möglichst viel live spielen, denn das macht uns einfach am meisten Spaß.
Chris: In der zweiten Jahreshälfte stehen so einige Festivals und Shows auf dem Programm und dann folgt eine kleine Tour im November mit SOULSCRAPER, IMPERIAL EXIT und IN THE MEANTIME. Außerdem planen wir bereits gemeinsam mit Johnny Be Good Records die nächste Veröffentlichung – es liegen sogar schon ein paar fertig produzierte Songs auf Halde, die nur noch darauf warten, endlich releaset zu werden. Die Astro-Rakete fliegt also definitiv noch weiter hinaus ins Punkrock-Universum!