Eine Rock-Band aus Grönland ist schon ungewöhnlich, und wenn sie dazu noch Punk spielt, außergewöhnlich. ARCTIC DEPRESSION, aktuell auf einer 7“ mit THE BOYS, THE STIFFS und BOSS MARTIANS zu hören, das scheint mir doch ein genaues Hinhören und ein Interview mit Rasmus Enoksen wert.
Wieso heißt ihr ARCTIC DEPRESSION?
Das ist die Realität. Was meint ihr denn, wie es einem geht nördlich des Polarkreises mit null Sonnenstunden im Winter und bei minus 30 Grad? Mann, wir wohnen in einem Ort mit exakt 529 Einwohnern und jedes Jahr werden es 13 weniger. Da kann man sich doch alleine ausrechnen, wann man selbst dran ist.
Für uns in Mitteleuropa erscheint es recht exotisch, eine Powerpop-Band zu hören, die aus Grönland kommt. Wie seid ihr zu dieser Musik gekommen?
Wieso denn exotisch? Letztendlich ist es doch völlig egal, wo du herkommst. Außerdem ist die Musik auch eher zu uns gekommen. Als ich das erste Mal mit Punkrock in Berührung kam, wusste ich: das ist meine Musik. Das war beim Geburtstag von James, einem englischen Austauschschüler an der Uni von Nuuk. Wir waren schon alle ziemlich breit und auf einmal holte er diese magische schwarze Scheibe aus seinem Reisekoffer heraus, und als er sie auflegte, war es um mich geschehen: „Summer Fun“ von den BARRACUDAS. Danach spielte er mir noch andere Sachen vor, wie von den DEAD BOYS, RAMONES, SLAUGHTER & THE DOGS. Von da an wollten wir unser eigenes Ding drehen, geile Musik machen, wilde Partys feiern und Mädels beeindrucken.
Kürzlich seid ihr auf der Split-Single mit THE BOYS, THE STIFFS und den BOSS MARTIANS erschienen, wie habt ihr es auf diese Scheibe geschafft?
Man muss ja auch mal Glück haben! Nachdem wir zwei, drei kleinere Gigs hier in Grönland hatten, bot man uns bei Kalaallit Nunaata Radioa einen Live-Auftritt an. Wir dachten, dieser Auftritt sei der Höhepunkt unserer Karriere. Aber wie es der Zufall wollte, als unsere Songs im Radio liefen, war gerade Chad zu Urlaub in Grönland. Und der war so begeistert, dass er Pete anrief und der wiederum kannte zufällig Malte von Still Unbeatable Records. Diesen traf er auf dem RIVERDALES-Konzert und erzählte ihm von uns komischen Grönländern. Und so nahm die Geschichte ihren Lauf. Für uns ist es eine Riesenehre mit diesen Bands auf einer Scheibe sein zu dürfen. Die Songs passen aber auch alle wirklich gut zusammen.
Was fasziniert euch speziell am 77er-Punk so?
Wir schreiben das Jahr 2010, schon seit 33 Jahren lebt der Punkrock. So viel älter wird ein mittelgesunder Mensch hier ja auch nicht. Das ist schon eine ziemlich bemerkenswerte Leistung.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #93 Dezember 2010/Januar 2011 und Luc Bulles