ALLEGIANCE VS. LIGHTS OUT

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Bay Area Oldschool

Dass neue Bands, die sich dem Old School-Hardcore verschrieben haben, momentan besonders in Kalifornien für Furore sorgen, ist nicht nur dank TERROR oder OVER MY DEAD BODY bekannt. Nach einer Show im 924 Gilman im April plauderte ich mit ALLEGIANCE und LIGHTS OUT aus San Francisco.

ALLEGIANCE bedeutet übersetzt soviel wie Loyalität oder Treueid. Aber was genau steckt für die Jungs eigentlich dahinter? „Im Grunde hat der Name gar keinen speziellen Hintergrund, er passte wahrscheinlich einfach nur gut zu unserer Einstellung. Wir sind loyal gegenüber dem Hardcore, Straight Edge, den Kids oder auch einfach Läden wie dem Gilman. Anfangs haben viele gedacht das sei irgendein politischer Hintergrund, aber das stimmt nicht. Politisch sind wir als Band nicht wirklich.“
Wenn auch nicht politisch im eigentlichen Sinn, setzt dennoch ihre Loyalität gegenüber der Straight Edge-Idee fast schon ein politisches Zeichen. Diese Lebensphilosophie ist auf jeden Fall Bestandteil dieser Band, wenngleich Ross immer wieder betonte, dass es im Grunde dann doch eine persönliche Sache ist. „Man kann es vielleicht als eine Ermutigung verstehen, in eine andere Richtung zu gehen, eine Alternative zum regulären Lebensstil zu finden. So gesehen ist es eine wirklich wichtige Angelegenheit für uns. Aber wir wollen auch nicht, dass sich Kids ‚aussätzig‘ fühlen, denn wir lieben alle Hardcore-Kids gleichermaßen, egal ob Straight Edge oder nicht. Was uns am wichtigsten ist, ist der Spaß. Wir unterstützen Straight Edge und hoffen generell, dass die Leute in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen. Im Endeffekt ist alles nur eine persönliche Entscheidung und das sollte es auch bleiben.“
Wichtig für ALLEGIANCE war schon immer ihre Umgebung, die Bay Area. Genau das ist es auch, was diese ganze Szene überhaupt ausmacht: der Rückhalt, die Freundschaft untereinander und die große Unterstützung. „Wir sind sehr stolz auf diese Szene, die wir hier haben. Jeder betätigt sich irgendwie und nimmt an aktiv daran teil, sei es in einer Band, bei einem Label, einer Organisation oder im Bereich Promotion. Wir unterstützen uns einfach gegenseitig.“
Auch wenn sich ALLEGIANCE selbst als „pretty lazy“ bezeichnen, trifft das nicht unbedingt auf die Band zu: Eine Split-CD mit INTERNAL AFFAIRS und ein weiteres Album sowie ein Besuch im alten Europa im nächsten Jahr sind geplant. Apropos Europa: Das erste, was man von mir wissen wollte, war die Übersetzung von „fetten Moshparts“, was die Jungs in einem deutschen Review über sie gelesen haben, und was ihnen im Gedächtnis geblieben ist. Komisch, dass sie darauf nicht selber kamen, aber nachdem ich das dann noch mal erläuterte, waren ALLEGIANCE hellauf begeistert: „Dass Europa uns überhaupt Aufmerksamkeit schenkt, ist schon etwas besonderes für uns. Und wenn wir jetzt noch nächstes Jahr dort auf Tour gehen können, würde sich ein Traum für uns erfüllen.“
Als Tipp für die alten Europäer empfahlen ALLEGIANCE dann übrigens folgende Bands: KILLING THE DREAM, THE ANSWER, INTERNAL AFFAIRS und folgende Labels: Anchor Records, Malefunction Records, Give Me Strength Records und das aufgrund rechtlicher Querelen umbenannte Old Guard Records, das früher Take Over Records hieß.

Während es ALLEGIANCE schon etwas länger gibt, seit 2002 nämlich, existieren LIGHTS OUT erst seit 2003. Die wohl bekannteste Band, in denen einige der Jungs vorher waren, ist wohl FOR THE CROWN. Und wer diese Band kennt, kann auch erahnen wie sich LIGHTS OUT ungefähr anhören. „Wir haben uns mit LIGHTS OUT schon ein wenig anders entwickelt, man kann sagen, dass es jetzt einfach mehr straight up und schneller Hardcore ist. Ohne großes Drumherum.“
Auch LIGHTS OUT sind eine Bay Area-Band, und auch ihnen ist ihre Szene unglaublich wichtig. Denn: „Es ist einfach eine große Gruppe von Freunden.“ Obwohl die Jungs bisher noch nicht viel gereist sind, nennen sie vor allem auch Seattle, Los Angeles, Washington D.C. und Boston, wenn es um gute Hardcore-Bands geht. Während ALLEGIANCE Straight Edge definitiv zum Thema in ihrer Musik machen, lassen LIGHTS OUT das Thema völlig außen vor. Und das, obwohl alle aus der Band Straight Edger sind. „Für uns ist das wirklich eine rein persönliche Angelegenheit, unsere Texte beschäftigen sich nicht damit und es ist absolut unwichtig für die Band. Allerdings sind wir uns auch darüber bewusst, dass wir uns wie eine typische Old School-Straight Edge-Band anhören.“
Das mag dann wohl an den musikalischen Einflüssen liegen, die z.B. IN MY EYES, YOUTH OF TODAY oder aber MINOR THREAT heißen. Überhaupt ist Hardcore ein wichtiger Bestandteil im Leben der Jungs, und obwohl alle noch recht jung sind, nämlich so um die 19 Jahre , sehen sie sich auch in zehn Jahren noch aktiv in der Hardcore-Szene. Den Bandnamen konnte mir übrigens niemand so recht erklären, scheinbar finden sie ihn irgendwie witzig, mehr bedeutet LIGHTS OUT allerdings nicht ... Momentan sind LIGHTS OUT auf Youngblood Records aus Philadelphia und planen ein erstes Album nach ihrem Demo und der 7“ „Get Out“, ebenso wie eine Reise nach Europa für nächstes Jahr. Da könnte man ja mit den Freunden und Kollegen von ALLEGIANCE kommen. Bei der Frage nach europäischen Bands, die die Jungs kenne und mögen, wurden übrigens einstimmig MAINSTRIKE, BORN FROM PAIN, die gerade zu diesem Zeitpunkt in den USA weilten, und REFUSED genannt. Außerdem bedauerte man, dass sich DEATH OR GLORY aufgelöst haben.

ALLEGIANCE: http://eightclip.com/allegiance/
LIGHTS OUT: http://andrew.muchgold.com/