Zwischen 19 und 21 Jahre alt sind die drei Mitglieder von ALIEN WEAPONRY. Bereits jetzt gehören sie zu den erfolgreichsten Metalbands aus Neuseeland, was auch an ihrer Identifikation mit der Maori-Kultur liegt. Die Brüder Henry und Lewis de Jong erzählen von ihrer steilen Karriere, die wohl dem Traum eines jungen Metalheads entspricht, und den Themen, die sie in ihren Texten behandeln.
Bereits seit über zehn Jahren bestehen ALIEN WEAPONRY als Band und verfolgen ehrgeizige Ziele. So war es ein Traum für die Band, auf dem Wacken Festival zu spielen, der sich bereits erfüllte, bevor die drei Bandmitglieder volljährig wurden. „Der nächste Schritt ist es, ein solches Festival in fünf Jahren zu headlinen“, witzelt Lewis de Jong, der zusammen mit seinem Bruder Henry die Band im Jahr 2010 gründete. „Das wäre zumindest genauso ambitioniert wie unsere bisherigen Ziele, die alle erreicht wurden.“ Doch ganz so einfach ist es für eine junge, aufstrebende Band aus Neuseeland nicht immer, wie Henry anmerkt. „Es ist schwer, auf Tour zu gehen, da die Flüge hier sehr viel teurer sind als von Australien aus.“
Es ist also ein höherer Aufwand, um sich als Band aus Neuseeland in Europa einen Namen zu erspielen. Darüber hinaus haben ALIEN WEAPONRY dank der Macht des Internets allerdings alle Möglichkeiten, die ihnen zustehen. Nach einigen Festivalshows im Jahr 2019 kommen die Neuseeländer 2022 zusammen mit GOJIRA zurück nach Europa. Eine Situation, die Henry als surreal beschreibt. „Mit GOJIRA auf Tour zu gehen, ist das Größte, was wir bisher geplant haben.“ Es gab zwar eine Show mit SLAYER und ANTHRAX in Stuttgart, doch als fester Support Teil einer Tour zu sein, ist ein anderes Level für die drei Musiker von ALIEN WEAPONRY.
Umweltschutz
Eine Band wie GOJIRA zu supporten, passt bestens zu ALIEN WEAPONRY. Sowohl im Sound, auf den die Franzosen einen starken Einfluss hatten, als auch im Mindset ähneln sich die Bands. „Wir sorgen uns ebenfalls um unsere Umwelt und unsere Fans haben ähnliche Ansichten.“ Denn auch auf ihrem Album „Tangaroa“ geht es um den Umweltschutz, der Name lässt sich als Maori-Begriff für die Kraft des Ozeans übersetzen. Der Titeltrack selbst widmet sich vollkommen diesem Thema und stellt die kommerzielle Fischerei und Verschmutzung dieses Lebensraumes an den Pranger. Dass ALIEN WEAPONRY sich so klar positionieren, liegt an der eigenen Überzeugung und auch an den Interessen ihrer Fans.
„Ich habe das Gefühl, dass unsere Fanbase sehr open-minded ist. Dennoch haben wir auch schon Leute getroffen, die uns erzählten, dass die Klimakatastrophe nicht real sei. Ich war schockiert und fassungslos. Ich versuche dann aber nicht sauer zu sein, sondern rate diesen Menschen sich richtig zu informieren, und zwar mit wissenschaftlichen Arbeiten und Studien und nicht irgendwelche Verschwörungstheorie Blogs oder YouTube“, so Henry. „Ich habe das Gefühl, dass unsere Musik die Leute anreizt, mehr über die Thematiken zu erfahren, um zu verstehen, worüber wir wirklich singen. Es gibt etliche Geschichten, die viele noch nicht kennen, aber es ist wichtig diese Geschichten zu erzählen.“
Maori-Kultur in Neuseeland
Die Geschichten, die auf „Tangaroa“ erzählt werden, beziehen sich ebenfalls auf die Maori-Kultur in Neuseeland. „Unser Vater hat uns diese Geschichten teilweise erzählt und auch viel über unsere Familiengeschichte, als wir jünger waren. Aber manches haben wir uns auch angelesen. Manches stammt aus Büchern, die wir als Kind gelesen haben. Das ist einfach in unserem Gedächtnis geblieben.“
In Neuseeland haftet ein merkwürdiges Stigma an der Maori-Kultur, wie Henry erzählt. „Unsere Großeltern wurden in der Schule ausgegrenzt und man hat sie bestraft, wenn sie Maori gesprochen haben. Viele Menschen in Neuseeland wollten nicht, dass Maori ein Teil des Landes sind. Doch das ändert sich langsam.“ Auch weil die Maori-Kultur zunehmend ein sichtbarer Teil der neuseeländischen Popkultur wird, so Lewis. Als Metalband, die sich mit dieser Kultur auseinandersetzt, sehen sich die Musiker allerdings in einer einzigartigen Rolle. „Es gibt Maori-Pop und Maori-R&B und ein paar Maori-Rapper:innen. Aber eine Metalband, die auf Maori singt, kennen wir nicht.“ Darüber hinaus sind ALIEN WEAPONRY bereits jetzt eine der wenigen Bands, denen es gelingt, mit dieser Sprache auch über die neuseeländische Grenze hinaus wahrgenommen zu werden.
Nach den Sternen greifen
Dass ALIEN WEAPONRY es bereits in jungem Alter nach Europa und Nordamerika schafften, ist kein Zufall, wie Henry erzählt. „Es war ehrlich gesagt von Anfang an immer unser Plan, es genauso zu machen. Wir wollten etwas anfangen, das irgendwann mal unser Job sein kann, und ich habe das Gefühl, dass wir auf einem wirklich guten Weg sind, dass es so kommt.“ Für Henry ist diese Perspektive auch auf die immens großen Ambitionen von ALIEN WEAPONRY zurückzuführen. „Wir haben die Motivation, uns so weit wie nötig nach vorne zu pushen“, sagt Lewis. Auch Henry stützt diese These. „Wir haben schon immer versucht, das Maximum herauszuholen. Wenn man nicht nach den Sternen greift, wird man nie irgendwohin kommen.“
Diese Ambitionen offenbaren sich auch in den Plänen der Band. In Zukunft wollen ALIEN WEAPONRY so viel wie möglich üben, um sich stetig zu verbessern. „Wir haben nun ein eigenes Homestudio und das nächste Album wird das erste sein, das wir komplett selbst produzieren“, sagt Henry. Doch bis dahin sind die drei Musiker dankbar für all den Support und können es nicht erwarten, mit ihrer Musik bald wieder nach Europa zu kommen. Auch weil sie dort die Möglichkeit haben, ihre Message zu verbreiten. „Unsere Generation muss viele Dinge aufhalten und es geht nicht schnell genug. Unsere Ozeane und Wälder können nicht mehr warten, denn wir müssen uns jetzt um unseren Planeten kümmern. Es ist ein mächtiges Gefühl, in der Lage zu sein, diese Message mit unserer Musik bei Menschen auf der ganzen Welt zu verbreiten.“
© by Fuze - Ausgabe #90 Oktober/November 2021 und Rodney Fuchs
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