AKTIV DØDSHJELP

Foto© by Kristoffer Kumar

Die gefährlichste Band Norwegens

Wie man anno 2024 als norwegische Band an einen Plattenvertrag in Deutschland kommt? Indem es da einen Labelmacher gibt, dem beim KVELERTAK-Hören der Algorithmus AKTIV DÖDSHJELP vorgeschlagen hat. Seit 2007 gibt es die Band aus Oslo, damals gingen Jakob Schøyen Andersen (dr), Stephan Lyngved (bs), Mattis Mandt (voc), und Anders Bergh (gt) noch zusammen zur Schule, und man beschloss „Norges farligste Band“ zu gründen. Ob das ernst gemeint ist oder ob man sich nur etwas Großmäuligkeit nebenan bei TURBONEGRO abgeschaut hat, erklärt uns Gitarrist Anders.

Wie ging das los mit eurer Band?

Es begann mit Jakob, Stephan und mir irgendwann 2007 auf der Highschool. Jakob und Stephan waren schon vorher eng befreundet, und Anders und Jakob lernten sich in der Schule kennen. Jakob und Stephan spielten bereits Schlagzeug und Bass und ich spielte Gitarre, also haben wir in Jakobs Keller natürlich ein Trio gegründet. Die beiden hatten dahingehend kaum Erfahrung, ich hatte in der Mittelstufe bereits in ein paar miesen Bands gespielt, also war die Zeit reif für ein paar heftige und super laute Jams! Wir hatten damals eine Regel, die lautete: „Wenn du dich beim Üben nicht hören kannst, dreh die Lautstärke hoch. Mach niemals leiser.“ 16 Jahre danach klingeln uns immer noch die Ohren. Mattis kam ein Jahr später als Leadsänger und zweiter Gitarrist dazu und AKTIV DØDSHJELP waren offiziell eine Band. Das war die Besetzung für viele Jahre, bis Stephan 2016 Jørgen kennen lernte und zu den Bandproben kam und uns sagte: „Ich habe da diesen Typen, er ist supercool, wir sollten es mit ihm versuchen!“. Es stellte sich heraus, dass Jørgen supercool ist! Das war eine himmlische Fügung – oder eine höllische. Seitdem sind wir zu fünft.

Wenn ich auf Discogs nachsehe, finde ich nur eine einzige physische Veröffentlichung von euch, einen Compilation-Track aus dem Jahr 2021 ...
Wenn ihr Punks in Deutschland Spotify benutzt, könnt ihr sehen, dass es seit 2013 mehrere Songs von unserem kleinen Orchester veröffentlicht wurden. Vor allem unsere EP „Bæng Bæng“ von 2019 und Singles wie „Voi and destroy“ und „Fattig rocker“.

Welche Bands aus der langen norwegischen Punk-Tradition würdet ihr als Einfluss und Inspiration bezeichnen?
Ich glaube, wir sind vor allem von TURBONEGRO und THE GOOD THE BAD AND THE ZUGLY beeinflusst. TURBONEGRO waren eine große Sache für uns, als wir Kiddies waren. Wir waren wirklich alle Fans von dieser Band. Mit 17 Jahren wollten wir uns am liebsten mit unseren besten Freunden volllaufen lassen und TURBONEGRO live sehen. Ich glaube, diese Kombination aus sehr melodischem Punk, witzigen Texten und einer gewissen Düsternis war etwas, das bei uns wirklich klick gemacht hat. Richtig hart rocken und sich dabei den Arsch ablachen! Außer ihnen wären noch DEATH BY UNGA BUNGA, HONNINGBARNA und natürlich KVELERTAK zu nennen. Und an internationalen Bands RAGE AGAINST THE MACHINE, GHOST, BLACK SABBATH, RED FANG und METALLICA. Aber wir mögen alle möglichen Arten von Musik. Wenn uns eine Stelle ins einem Tom Petty-Song gefällt, dann jammen wir auch zu diesem Scheiß. Der Inspiration sind keine Grenzen gesetzt. Jørgen spielt meistens ein paar Mozart-Legato-Licks, solange der Rest von uns versucht, sich einzustimmen und auf die Probe vorzubereiten.

Ihr singt auf Norwegisch. Normalerweise hilft das nicht dabei, über die Grenzen Norwegens hinaus bekannt zu werden. KVELERTAK hat es aberr nicht aufgehalten ...
Der Plan war nie, international berühmt zu werden und auf Englisch zu singen. Es käme uns ein bisschen wie Betrug vor. Wenn du in deiner eigenen Sprache keine guten Texte schreiben kannst, wie willst du es dann auf Englisch schaffen? Es mag schwieriger sein, aber es ist viel cooler, wenn man es richtig macht. Es verhält sich so wie Skateboards zu Rollschuhen, was ist hart und cool und was ist easy und für Kinder?

Ihr nennt euch „Norges farligste band“. Was macht euch so gefährlich?
Die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Wir haben nachgerechnet. Es gibt Hunderte von Bands da draußen, aber keine von ihnen kann uns hinsichtlich Gefährlichkeit das Wasser reichen.

Euer Name bedeute „Aktive Sterbehilfe“. Warum habt ihr ihn gewählt und wie steht ihr zu dem Thema?
Der Name ist eine Art Parodie auf die generischen „coolen“ und „harten“ Punkband-Namen. Es gibt bestimmt tausend Bands, die DRUNKEN BOLLOCKS, ZOMBIE TITS oder NEEDLE FUCKERS heißen. Wir mochten AKTIV DØDSHJELP, weil es schon wie ein richtiger Bandname klang. Viele Leute, mit denen wir sprechen, tun oft so, als hätten sie von uns gehört, weil der Name so gut ist. Und ja, AKTIV DØDSHJELP bedeutet Beihilfe zum Selbstmord. Wir meinen, wenn du wirklich sterben willst, solltest du zu unserer Live-Show kommen; du wirst es wahrscheinlich nicht bis zum Ende schaffen. Wir sind der Meinung, dass es dein gutes Recht ist, wenn du deinem Leben ein Ende setzen willst, aber du solltest es wenigstens bei unserer Show tun! Und vorher Merchandise kaufen.

Dazu passt euer Bandlogo. Es beinhaltet zwei Spritzen und einen elektrischen Stecker. Steht das in direkter Verbindung zu dem Namen ...?
Auf jeden Fall! Die Spritzen stehen für die letzte Spritze, den Abschied durch die Hand eines Schweizer Arztes, der dich ins Jenseits schickt. Der herausgezogene Stecker spricht für sich selbst. Außerdem ist ein umgedrehtes Kreuz zu erkennen, für alle Satansbraten da draußen. Ein Freund von uns arbeitete mit einem Grafikdesigner zusammen, der sich sehr für Black Metal interessierte und unseren Bandnamen mochte. Also hat er das Logo einfach gemacht und uns kostenlos ein PDF geschickt. Leider starb er nur wenige Jahre später an Krebs. Deshalb werden wir unser Logo zu Ehren von Hallvard Buli, er ruhe in Frieden, niemals ändern. Auch das Album ist ihm gewidmet.

Womit verdient ihr euren Lebensunterhalt?
Keiner von uns macht hauptberuflich Musik, wir arbeiten im Multimediabereich, bei Fernsehproduktionen und so weiter. Das ist praktisch, denn als Band braucht man heutzutage so viel mehr Content, als nur die Songs zu machen. Alle unsere Grafiken, Videos und Merchandise-Artikel werden von Mitgliedern der Band produziert. Wir sind wie eine gut geölte Punkrock-Maschine, die sich komplett selbst versorgt. Wir können sogar kochen.

Und was sind eure Pläne, wenn das Album erschienen ist?
Der erste Schritt ist, zumindest die gefährlichste Band Europas zu werden, dann werden wir es von dort aus angehen. Wir werden hoffentlich ein bisschen in Deutschland touren und versuchen, die Bevölkerungszahl von Gig zu Gig zu reduzieren.