ADDITIONAL TIME

Foto© by Miquel Casey

Mehr Metal, aber immer noch viel Hardcore

So lässt sich die Ausrichtung des Zweitwerks von ADDITIONAL TIME umreißen. Die Band aus dem Saarland präsentiert sich auf „Dead End“ stilistisch brutaler und technischer ausgerichtet. Reichlich Identifikationsfläche und Animationsprogramm im Stil einer NYHC-Kapelle findet sich aber ebenfalls. Dem Grunde nach ist alles auf intensive Live-Shows ausgerichtet. Eine Tour mit SHUTDOWN ist bereits angekündigt.

Der YouTuber Finn Mckenty hat in mehreren Videos seines Kanals „The Punk Rock MBA“ sinngemäß geäußert, dass es auf lange Sicht nicht gesund sein kann, wenn man Jahr(zehnt)e lang aggressive Musik spielt, sich für Shows mental aufputscht und wütende Texte zum Besten gibt. Frontmann Chris und Gitarrist Achim von ADDITIONAL TIME sehen das anders: „Eigentlich eher das Gegenteil. Für uns ist das ein Ventil, um Frust und Aggression rauszulassen – sowohl auf als auch vor der Bühne. Das ist ein ähnlicher Ausgleich für den Stress des Alltags wie Sport. Nach über zehn Jahren haben wir auf jeden Fall noch keine Aggressionsbewältigungstherapie gebraucht.“

Das zweite Album der Saarländer besitzt einen roten Faden und ist stilistisch breiter gefasst, als man auf den ersten Blick meint. Daraus resultieren unweigerlich Dynamik und Abwechslungsreichtum: „Es ist beides, sowohl Absicht als auch Zufall“, verrät Achim. „Wir wollten unseren Stil neu erfinden und dabei haben wir dann einfach Verschiedenes ausprobiert – aber immer mit dem Blick auf das Gesamtkonzept. Unsere Richtung soll in Zukunft noch etwas stärker eingegrenzt sein, als sie es auf ‚Dead End‘ ist. Wir wollen aber keine starre Linie fahren, uns musikalisch nicht zu sehr einschränken. Ein Vorteil bei mehr Abwechslung ist es, dass man beim Songwriting mehr interessante Möglichkeiten hat, zum Beispiel Einflüsse aus weniger harten Genres einfließen zu lassen. Ein Nachteil ist sicherlich, dass nicht jedem, der einen Song von uns mag, auch die anderen Stücke gefallen werden, und es teilweise schwieriger ist, uns in einem Genre zu platzieren und entdecken zu lassen.“

ADDITIONAL TIME sind mit dem Ergebnis zufrieden: „Wir haben bewusst einen Schwerpunkt auf Weiterentwicklung gelegt und wollten uns von der Eindimensionalität wegbegeben“, so der Sänger Chris. „Eine Neuerfindung, ohne die Wurzeln zu vergessen. Uns gefällt vor allem die schon angesprochene Diversität, weil wir vieles ausprobieren konnten.“ Von den Anfängen im Jahr 2011 bis heute hat das Quintett einen weiten Weg zurückgelegt: „Damals haben sich ein paar Kumpels aus der Hardcore-Szene entschieden, zusammen Musik zu machen. Dementsprechend klangen ADDITIONAL TIME anfangs. Uns waren vor allem Zusammenhalt, Gemeinschaft und eine gesunde Prise Auflehnung gegen das Establishment wichtig. Heute sind wir älter und haben mehr erlebt, was wir in unserer Musik verarbeiten. Natürlich hat sich die Besetzung über die Jahre verändert. Daher gibt es auch andere Einflüsse; eine Akkumulation der Einflüsse der neuen Mitglieder und auch des sich wandelnden Musikgeschmacks. All das kann man als Erklärung für die Klangfarbe des neuen Albums anführen.“