Nach ihrem Magnum Opus „Look, Here Comes The Dark!“ geben sich die Schweizer ABRAHAM auf ihrem neuen Album „Débris De Mondes Perdus“ genügsamer. Gitarrist Jacques Viredaz spricht über die Tücken im Songwriting und erklärt, dass die Band es gut findet, wenn man sich beim Hören ihrer Musik unwohl fühlt.
Die Musik von ABRAHAM ist düster und versteht sich als Verarbeitung dessen, was die Musiker der Band bedrückt. „Es ist vielleicht klischeehaft, das zu sagen, aber seien es politische Dinge oder unsere Stimmung, unsere Musik ist eine pure Reflexion und Ausdruck dessen.“ Dabei winden sich die Klangwelten durch Post-Metal, Black Metal, Hardcore, Doom und einen dezent progressiven Sound, der nur schwer auf einen Nenner zu bringen ist. Der Ansatz, den ABRAHAM für ihr neuestes Album wählten, ist ein Kondensat dessen, was die Band aktuell ausmacht und bewegt. „Das vorherige Album hat ehrlich gesagt wenig Spaß gemacht. Es war extrem ambitioniert und wir wollten es damals unbedingt so machen.“ Im Gegensatz dazu ist „Débris De Mondes Perdus“ nun leichter zu verdauen, wie Jacques erzählt. „Wir wollten nicht schon wieder ein so großes Album schreiben. Nach der Veröffentlichung von ‚Look, Here Comes The Dark!‘ verließen uns unser Sänger und unser zweiter Gitarrist. Dann kam die Pandemie und wir waren nur noch zu dritt und völlig isoliert. Es machte also keinen Sinn, wieder ein solch großes Album zu schreiben.“
Post-Metal ist ein Genre, bei dem sich viele Bands in ähnlichen Sphären bewegen. Dabei setzen ABRAHAM jedoch stark auf ihre Experimentierfreude und die offenen Grenzen der Musik. „Wir sind schnell gelangweilt, wenn wir dasselbe wieder und wieder neu aufrollen. Deshalb wollen wir Verschiedenes ausprobieren, andere Instrumente wie Hörner einbauen und alles etwas durcheinander mischen.“ Ein Haupteinfluss dabei war auch die Musik von CULT OF LUNA, eine Band, die eine besondere Bedeutung für sie hatte, so Jacques. „Sie haben uns nach dem zweiten Album mit auf Tour genommen und sind neben BREACH der vielleicht größte Einfluss in unserer Musik.“ Doch ABRAHAM kopieren keineswegs den Sound ihrer Vorbilder, sondern etablieren ihre eigene Klangwelt, die sich über einen gemeinsamen Nenner definiert, der auf den ersten Blick ungewöhnlich scheint: Unbehagen.
Auch die bisherige Rezeption von „Débris De Mondes Perdus“ deutet darauf hin, dass viele Leute beim Hören der Musik ein Gefühl des Unwohlseins empfinden, was für Jacques allerdings ein bestätigendes Feedback ist. „Ich mag das. Das ist genau das, was wir erreichen wollen, und wenn sich die Menschen unbehaglich fühlen und die Musik so aufnehmen, wie wir sie gedacht haben, haben wir wahrscheinlich alles richtig gemacht.“ Dabei hebt Jacques insbesondere „Maudissements“ hervor, das mit verrückten Twists und ungewöhnlichen Verschiebungen mit psychedelischem Vibe heraussticht und sich als herausfordernder Song darstellt. Denn in die unbehaglichen Sphären der Band einzutauchen, ist nicht immer einfach und erfordert Zeit. „‚Maudissements‘ zu schreiben, hat am meisten Spaß gemacht. Wenn die Leute diesen Song greifen können und ihn verstehen, bin ich happy. Ich würde mich freuen, wenn die Leute diesen Track und unsere Musik einfach genießen.“
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