A PONY NAMED OLGA

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Keine Rockstar-Millionäre

Seit 2005 gibt es das Countrypunk-affine Berliner Trio A PONY NAMED OLGA nun bereits. Mit dem Erscheinen ihres vierten Albums wurde es Zeit mal nachzuhaken, wie sich das Projekt entwickelt hat, auch weil man ja zuletzt sogar in den Staaten tourte. Sänger Heini, Basser Lloyd und Drummer Stephan hatten bei einem kühlen Bier ihre klare Sicht der Dinge parat – vor allem der redefreudige, sehr sympathisch-bodenständig denkende Heini Hempel.






In unserem letzten Interview hattet ihr gesagt, dass ihr zwei Ziele habt: zum einen mal einen ordentlichen Plattenverriss erreichen, zum anderen von der Band leben zu können. Welchem habt ihr euch inzwischen eher genähert?


Heini: Dem zweiten. Es gab eigentlich nur eine Art Verriss im Wahrschauer, da gefielen dem Kerl wohl nur zwei Songs von einer Platte. Davon leben ... nun ja, die Geschichte hat sich nach oben bewegt, aber Rockstar-Millionäre sind wir immer noch nicht.

Wie lest ihr Kritiken im Allgemeinen? Wenn jemand eine gute schreibt, denkt ihr dann, gut, das wussten wir ohnehin, und bei einer schlechten, na, der hat es halt nicht verstanden?

Heini: Ach, da hast du überhaupt keinen Einfluss darauf. Ich drücke es mal vorsichtig aus. Wenn eine Platte fertig ist, denke ich doch immer, hier hätte man noch was ändern können. Falls das nun jemand kritisiert, sage ich deshalb: Im Grunde hast du recht. Wenn einer die Scheibe total in den Himmel lobt, habe ich viel mehr Probleme damit, als wenn einer etwas moniert.

Für Coverversionen seid ihr ja zum Glück nicht anfällig. Dennoch eine leicht ketzerische Frage: Ist nicht doch jeder neue Rock-Song nur eine Coverversion mit neuem Text?

Heini: Ja, wie heißt es so schön: Wir haben die Musik nicht erfunden. Aber ich bin trotzdem dagegen, irgendetwas eins zu eins nachzuspielen. Das ist in etwa so, als würde ein Schriftsteller die „Blechtrommel“ noch mal komplett Wort für Wort „neu“ schreiben.

Oder so als ob man zum tausendsten Mal den „Folsom Prison blues“ spielen müsste ...

Lloyd: Ja, es gibt in Austin, Texas extra ein Schild, das an der Bühne befestigt ist, dort steht „Bitte nicht ,Folsom Prison‘ spielen“. Es ist verboten.

Heini: Es gibt auf unserer Debütplatte einen Song namens „Fast girl“. Da war ich beim Schreiben echt im Glauben, dieses Surf-artige, das hat es garantiert schon einmal gegeben. Und so war es dann auch, aber bewusst klauen, das habe ich noch nie getan.

Ich habe den Eindruck, dass eure Musik alles in Frage stellt, ihr alles etwas lächerlich macht und euch selbst dabei nicht ernst nehmt ...

Heini: Es ist schon eine Mischung aus beidem. Natürlich nehmen wir unsere Musik ernst, weil wir ja gut sein wollen, andererseits, auch wenn das ein bisschen einfältig klingt, nehme ich persönlich das ganze Leben nicht besonders ernst.

Warum?

Heini: Rock’n’Roll hat einfach auch was Lächerliches an sich, diese ganzen Posen, die sind für uns ein gefundenes Fressen, um damit Späße zu treiben. Dann habe ich auch gewisse Probleme mit dem Kommerz, also im Country und Rockabilly. Und unsere Methode, sich dagegen zu wehren, ist, damit Unsinn zu machen, einfach mal ein Lied zu schnell zu drehen oder schwachsinnige Texte zu fabrizieren.

Aber das neue Lied „Luxury girl“ ist wohl eine Persiflage, die darin besungene Frau möchtest du ja doch nicht kennen lernen, oder?

Heini: Nein, das ist wirklich in meinem privaten Umfeld passiert. Da kenne ich ein luxusliebendes Girl, das saß mit ihrer Spiegelbrille auf der Veranda und sah der Reinigungskraft bei der Arbeit zu und schnippte dann echt ihre Zigarette einfach zu Boden. Die kommt halt dann auch mal vom Juwelier in der Friedrichstraße und steigt in ihr Cabriolet. Da denkt man dann als kleiner Musiker: „Schicke Frau an sich, die könnte ich mir leider nicht leisten.“ Haha!

Natürlich ist die neueste Scheibe immer die beste, aber welche weitere von euren fünf würdet ihr empfehlen, um sich mit euch besser auszukennen?

Heini: Wohl die, die davor erschien: „The Land Of Milk And Pony“. Und da wären wir wieder bei den Kritiken, denn ich kann dazu nichts sagen, ich bin zu nah dran. Der eine meint: „Das ist mir musikalisch ein zu großes Sammelsurium.“ Der andere sagt: „Großartig.“ Ganz schwer, das einzuordnen.

Was ist für euch konkret Anerkennung? Wenn andere Musiker sagen: Toll, welche Styles ihr einbaut. Oder bedeutet das eher, dass die Leute vor der Bühne immer zahlreicher werden?

Stephan: Ja, irgendwie macht eine Menge Publikum schon was aus. Aber es gibt auch Abende, wo weniger Leute da sind, die aber voll abgehen, und nach der Show zu uns kommen und der Meinung sind, auch wenn es recht übersichtlich war, hat es uns doch viel gegeben.

Heini: Ich hätte schon gerne eine größere Klientel, einfach weil ich dann bald nicht mehr nebenbei arbeiten gehen müsste. Wenn du mit dem, was du machst, das schaffst, ist das ideal. Ohne sich zu verändern, weil die Masse es so will und du dann Cover spielst oder eine Boygroup aufmachst. Das wäre überhaupt eine super Idee, weil ich ja sehr attraktiv und jung bin. Nein, aber was ich sagen möchte, wenn es dann mit so einer Laufbahn klappt, wäre ich schlicht nicht so happy.

Geht im Endeffekt Originalität vor Qualität? Ich meine, die besten Songs von DIE ÄRZTE oder von BOSS HOSS benötigen ja keine wahren Könner an der Gitarre ...

Heini: Das kann man doch genau sehen. Je virtuoser die Musik, desto weniger Leute kommen. Bei den Superkönnern kommen nur noch andere Musiker mit überredeter Freundin im Schlepptau, die dann stinksauer im Publikum steht. Primitiv, aber nicht im negativen Sinne, das ist es. Die Songs müssen griffig sein und brauchen keine tausend Noten.

Zur gerade absolvierten US-Tour: Für Lloyd war das ja ein Heimspiel, wie war es für euch anderen, eine Art anstrengender Urlaub?

Heini: Es war großartig. Lloyd hatte uns einen Van drüben gekauft, der da nicht so teuer ist, und der Sprit ist in den Staaten auch nicht so überteuert. Wir spielten zweimal beim South-by-Southwest Festival in Texas. Da kamen mal zwanzig und mal vierhundert Fans.

Lloyd: Die Konkurrenz in Amerika mit anderen Bands ist viel größer als hierzulande. Man muss da oft als Band bezahlen, um spielen zu dürfen. Wir haben jetzt ein neues Label drüben und das hilft uns schon.

Fällt man nach der Rückkehr nicht in ein Loch? Ich meine, dann kommt doch wieder Berlin-Lankwitz und Dinslaken. Oder setzt man sich sofort neue ferne Ziele, wie etwa Japan?

Heini: Japan wäre super. Da haben wir jetzt nicht die Verbindungen, aber mal sehen. Das Wichtigste ist echt, dass ich mich zu quasi 100% um Pony kümmern kann, nur ab und an habe ich mal einen Musikschüler. Ich war ja auch mal bei den BASEBALLS dabei, und ich mag einfach kein Musikvollstreckungsbeamter mehr sein und die Sachen anderer Leute spielen.