40 Jahre später: UNDERTONES

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Positive Touch (LP, Ardeck, 1981)

„Positive Touch“, das dritte Album der nordirischen Punkband UNDERTONES, wurde auf Ardeck veröffentlicht, einem von EMI extra für die UNDERTONES gegründeten Sublabel. Die 1975 in Derry gegründete Gruppe war eine Punkband der ersten Stunde und öffnete sich spätestens hier, nach zwei exzellenten Pop-Punk-Alben, neuen Musikstilen. Für die Band war das eine logische Entwicklung, als Fan war das Album damals eher eine Enttäuschung, zumindest wenn man wie ich weitere Songs vom Kaliber „Teenage kicks“, „Here comes the summer“ oder „My perfect cousin“ erwartete. Stattdessen gab es Balladen wie „Forever paradise“, eine Blockflöte bei „Hannah Doot“ sowie Piano, Saxophon und Posaune. „Positive Touch“ habe ich mir dann auch erst später in den Neunziger Jahren als 10“-Wiederveröffentlichung gekauft, zu diesem Zeitpunkt hatte ich aber längst den Frieden mit dem Album geschlossen. Denn objektiv betrachtet gab es bereits auf dem zweiten Album „Hypnotised“ Songs mit einem Sixties-Touch oder die mit Akustikgitarre gespielte Ballade „Wednesday week“. Ihre neuen Stücke wie „Boy wonder“ oder „When saturday comes“ hätten auch auf dieses Album gepasst. Darüber hinaus gab es auch eine Entwicklung bei den Texten, statt „More songs about chocolate and girls“ zu singen, wurde nun der Nordirlandkonflikt thematisiert wie in „Crisis of mine“, „You’re welcome“ und vor allem „It’s going to happen!“ – „It’s gonna happen, happen, till you change your mind ... / Watching your friends passing by / Going to sleep without blinking their blue eyes“. Dieses auch als Single veröffentlichte Stück bezieht sich explizit auf den Hungerstreik, bei dem 1981 zehn IRA- und INLA-Mitglieder im Gefängnis starben, darunter Bobby Sands, der kurz zuvor ins britische Unterhaus gewählt worden war. Eine zentrale Forderung der republikanischen Häftlinge war der „Special Category Status“, das heißt die Anerkennung als politische Gefangene. Markant in diesem Stück sind die Bläsereinsätze, die hier (wie auch bei „His goodlooking girlfriend“) stark in Richtung DEXYS MIDNIGHT RUNNERS weisen. Insgesamt sind eben nicht mehr die RAMONES prägend, sondern Bands wie die erwähnten Dexys, TEARDROP EXPLODES oder auch ORANGE JUICE. 1981 waren die UNDERTONES im Rahmen der Reihe „WDR-Rockpalast“ auch hier im Fernsehen zu sehen, und wenn man sich alte Live-Aufnahmen aus diesem Jahr anhört, klingt das doch alles wie aus einem Guss. Auf ihrem vierten und letzten Album mit Feargal Sharkey als Sänger, „Sin Of Pride“ aus dem Jahr 1983, ging es dann noch weiter in Richtung Soul und Motown. Die Reunion, nun mit einem neuen Sänger, erfolgte erst viel später im Jahr 1999.