Michael Bradley, John und Vincent O’Neill sowie Billy Doherty waren 1974 der Kern der UNDERTONES aus Derry, Nordirland. Im Januar 1976 wurde Vincents kleiner Bruder Damian 15 Jahre alt und übernahm die Leadgitarre von Vincent. Mit Feargal Sharkey kam noch ein begnadeter Sänger dazu, der obendrein sogar schon einen Job und ein Auto hatte – und ja, später Schnulzen wie „A good heart“ sang. In dieser Besetzung war die Band bis 1983 aktiv und veröffentlichte vier Alben. Ihre Debüt-EP „Teenage Kicks“ begeisterte nicht nur den legendären britischen Radio-DJ John Peel – die Textzeile „Teenage dreams, so hard to beat“ ist sogar auf John Peels Grabstein verewigt –, sondern wurde ein Pop-Punk-Klassiker schlechthin. Das 1979 veröffentlichte Debütalbum „Undertones“ enthielt mit „Jimmy Jimmy“ oder „Here comes the summer“ weitere genreprägende Hits. Im September 1980 waren die UNDERTONES auf ihrer ersten US-Tournee im Vorprogramm von THE CLASH, unter anderem mit Bo Diddley, und erhielten nach zwei Wochen das Angebot, noch fünf weitere Wochen zu touren. Die zahlreichen Tourfotos im Inlay von „Hypnotised“ vermitteln eher einen Klassenfahrtcharakter. Aber nicht nur das Heimweh war groß, im Oktober 1979 wurden in den Niederlanden auch die ersten Songs für das zweite Album aufgenommen. Im April 1980 wurde „Hypnotised“ veröffentlicht, das wie das Debüt auf Sire Records erschien. Für die UNDERTONES der große Wurf, schließlich waren hier auch ihre Helden RAMONES und TALKING HEADS unter Vertrag. Das wegweisende Eröffnungsstück heißt dann auch in Anlehnung an TALKING HEADS: „More songs about chocolate and girls“. Songtitel wie „See that girl“, „The way girls talk“, „Boys will be boys“ oder „Girls that don’t talk“ sprechen für sich. Das Album erreichte Platz sechs in den UK-Album-Charts. Neben Pop-Punk-Perlen wie „There goes Norman“ (SILVI UND DIE AWAC’S veröffentlichten 1982 auf ihrem von Tommi Stumpff/KFC produzierten Album eine deutschsprachige Version namens „Da kommt Ralfi“) gibt es bei „Hard luck“ Glamrock, Mowton-Soul à la UNDERTONES beim „Under the boardwalk“-Cover (DRIFTERS, 1964), leichtfüßigen Pop-Punk mit Sixties-Touch bei „Tearproof“ oder „Nine times out of ten“, und natürlich den Überhit „My perfect cousin“. Der Kevin im Songtext ist ein Musterknabe und Mamas Liebling – hier gibt es auch einen zeitlosen Seitenhieb auf die ganzen Synthie-Pop- und Post-Punk-Bands: „His mother bought him a synthesiser, got the Human League into advise her, now he’s making lots of noise, playing along with the art school boys.“ Zusammen mit den BUZZCOCKS haben die UNDERTONES den frühen Pop-Punk definiert.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #152 Oktober/November 2020 und Kay Werner