„The sound of the suburbs“, diese Punk-Hymne stammt von THE MEMBERS und findet sich auf dem Debütalbum „At The Chelsea Nightclub“ aus dem Jahr 1979. Die Band gründete sich bereits 1976 in Camberley (48 km vom Zentrum Londons entfernt) und kombinierte, wie viele andere Punkbands auch, Reggae und Punk. Ihr Song „Offshore banking business“ aus dem 1980 gedrehten Musikfilm „URGH! A Music War“ gehört für mich, neben „Jah war“ von RUTS, zu den besten Reggae-Songs played by „white“ Punkbands. Die Bürde des zweiten Albums wiegt aber manchmal schwer: „1980 – The Choice Is Yours“ konnte nicht an das Debüt anknüpfen. Obwohl Songwriting („Brian was“) und musikalische Vielfalt stimmen (vom Ska-meets-Surf-Instrumental-Eröffnungsstück „The Ayatollah harmony“ bis zum Ohrwurm „Romance“), blieb das Album hinter den Erwartungen zurück. Am Artwork lag es nicht, hier waren Genrespezialisten am Werk, der Grafiker Malcolm Garrett (BUZZCOCKS, DEVO, 999, MAGAZINE, später SIMPLE MINDS, STRAY CATS) und der Maler Keith Breeden (ANGELIC UPSTARTS, COCKNEY REJECTS, GANG OF FOUR). Vermutlich liegt es an der glatten Produktion. Im Gegensatz zum von Steve Lillywhite, dem Bruder des-Schlagzeugers Adrian, produzierten Debüt war hier der kürzlich verstorbene Rupert Hine für den Sound verantwortlich, der später für THE FIXX, SAGA und Chris De Burgh arbeitete. Leider entfalten die Songs nicht ihre Dynamik: „Goodbye to the job“, „Normal people“ oder die Liebeserklärung an einen Londoner Musikclub in Camden ,„Muzak machine“, lassen das ursprüngliche Punkrock-Potenzial erkennen, klingen hier aber merkwürdig glattgebügelt und ausgebremst. Auch „Police car“, ein Cover von Larry Wallis (ex-PINK FAIRIES und MOTÖRHEAD-Gründungsmitglied), hätte, entsprechend produziert, das Zeug zu einem Klassiker. Mit „Clean men“ gibt es immerhin einen klassischen Reggae-Song (mit Rico Rodriguez und Dick Cuthell). Die Songtexte sind wieder bissige und ironische Alltagsbeschreibungen, wie zum Beispiel über die Auseinandersetzungen zwischen Jugendgruppen in „Gang war“: „In Belfast it’s religion, in New York it’s your face, in Paris it’s your politic, in London it’s your face“ – die Musik, die man hört, oder der Haarschnitt, es gibt tausend Gründe, aufs Maul zu bekommen. Hier sind sogar Joe Jackson am Piano (MEMBERS und er waren gemeinsam auf einer US-Tournee) und Albie Donnelly (SUPERCHARGE) am Saxophon zu hören, aber auch dieser Song klingt überladen und eben nicht wie „Last gang in town“ von THE CLASH. Die Band orientierte sich neu und veröffentlichte 1982 in den USA das von Rap beeinflusste Album „Uprhythm, Downbeat“ (in Europa „Going West“, 1983), hier überzeugt nur eine tolle Reggae-Version von „Das Modell“ von KRAFTWERK.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #152 Oktober/November 2020 und Kay Werner