40 Jahre später: THE COMSAT ANGELS

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Sleep No More (LP, Polydor, 1981)

THE COMSAT ANGELS, 1978 in Sheffield gegründet und benannt nach einer Kurzgeschichte von J.G. Ballard, waren eine jener Post-Punk-Bands, die dem Sound von JOY DIVISION, SAD LOVERS & GIANTS, THE SOUND, und ECHO & THE BUNNYMEN in nichts nachstanden. Ein britischer Musikjournalist bezeichnete sie als „The band that JOY DIVISION should have been“. Die Stimme von Sänger und Gitarrist Stephen Fellows verfehlte mit ihrer dunklen Prägung nicht das Stimmungsbarometer junger und stets in schwarz gekleideter Männer mit Hang zur emotionalen Klangfarbe Moll. Ein Album, das schwarze Löcher generierte, den Sinn des Daseins infrage stellte und den Zustand von Politik und Gesellschaft in den frühen Achtziger Jahre beklagte, primär die negativen Auswüchse der Politik Thatchers und Reagans. Stephen Fellows sprach seinerzeit in einem Interview von einem Gemütszustand, den er als „alienated from everything“ beschrieb. Dazu passen die scheppernden und verhallten Drums, die ungeschliffenen, treibenden Gitarren, der bedrohlich rollende Basslauf, die minimalistisch-atmosphärischen Keyboardeinsätze von Andy Peake zu dem sonoren Gesang von Fellows. „Dark parade“ ist die absolute Perle des Albums, an dem sich Jahre später Bands wie INTERPOL oder EDITORS vermutlich nicht satthören konnten. Wie die Band teilweise diesen speziellen Echo-Drumsound generierte, das hatte etwas von den innovativen Verrücktheiten eines Martin Hannett, dem JOY DIVISION-Produzenten. Die Band brachte das Schlagzeug aus dem Studio in das Verwaltungsgebäude ihrer Plattenfirma Polydor, baute es direkt im vierten Stock vor dem Aufzug auf und positionierte Mikrofone jeweils ein Stockwerk über und unter diesem Fahrstuhlschacht. Der Sound wirkt also nicht zufällig so klaustrophobisch und beklemmend. „Dark parade“, in dem Stephen Fellows seine Gedanken über die Befreiung der amerikanischen Geiseln 1981 aus der US-Botschaft im Iran verarbeitete, bleibt bis heute ein einzigartiger Song in Sachen Post-Punk der frühen Achtziger Jahre. THE COMSAT ANGELS spielten damals Konzerte mit Bands wie GANG OF FOUR, WALL OF VOODOO, DEPECHE MODE und THE SOUND. Man muss schlicht resümieren, dass „Sleep No More“ zu den besten Post-Punk-Alben der ersten Hälfte der Achtziger Jahre zählt, das allerdings wenig Aufmerksamkeit erlangte. THE COMSAT ANGELS lösten sich nach einigen durchwachsenen und zuletzt fast belanglosen Alben 1995 auf. Anfang 2020 veröffentlichte Stephen Fellows ein Soloalbum mit dem Titel „Slow Glass“, das leider wenig Resonanz fand.