40 Jahre später: INCA BABIES

Foto

Rumble (LP, Black Lagoon, 1984)

Die INCA BABIES, 1982 in Manchester gegründet, waren eine der aufregendsten Swamp-Punk-Blues-Bands ihrer Zeit. Ihr Debüt „Rumble“ landete in den Top 30 der britischen Independent-Charts, direkt vor dem Album „Meat Is Murder“ von THE SMITHS. Ihre Alben und Singles veröffentlichten sie auf dem eigenen Label Black Lagoon Records. Speziell die Singles verfügten über ein signifikantes Artwork. Harry Stafford, Bassist und später auch Sänger, versah die Cover mit fragmentarischen Skizzen, die ähnlich ungeschliffen und roh waren wie ihre Musik. Bei den INCA BABIES war das musikalische Rückgrat stets ein treibender und rollend dunkler Bass, der Rest hatte sich unterzuordnen. Die INCA BABIES rieben sich gekonnt am Ideal des kurzen und prägnanten Drei-Akkorde-Songs. Es gab kaum eine Besprechung zu einer ihrer Veröffentlichungen, in der nicht der musikalische Verweis zu THE BIRTHDAY PARTY – Mick Harvey bezeichnete die Band einmal als „English Punk CRAMPS“ – oder THE GUN CLUB vorkam, mit denen die INCA BABIES 1986 in der Schweiz tourten. Backstage „sang“ ein völlig aufgelöster Jeffrey Lee Pierce im Duett mit Harry Stafford den Sun Records-Klassiker „Red cadillac and a black moustache“ aus den Fünfzigern.
Natürlich ist die amerikanische Gitarrenlegende Link Wray ein großer Einfluss für die Band, dessen Instrumental „Rumble“ (1958) dem Album seinen Namen gab. Die Band verschmolz die explosive Radikalität der Australier um Nick Cave mit dem Punk-Blues von Jeffrey Lee Pierce sehr überzeugend und voller dunkler Energie. Highlights auf „Rumble“ sind „She mercenary“, „The interior“, „Blindman (The chiller)“, das an die frühen CRIME & THE CITY SOLUTION zu deren Zeit von „Just South Of Heaven“ erinnert, und die Punk-Blues-Nummer „The diseased stranger’s waltz“. Man hat der Band nicht selten, zu Recht oder Unrecht, eine Nähe zu Goth attestiert, denn sie spielten unter anderem mit PLAY DEAD,THE MARCH VIOLETS und ALIEN SEX FIEND.
Im Zuge der Deutschlandtour zu „Rumble“ waren sie im November 1984 der Support für NICK CAVE & THE BAD SEEDS im Berliner Loft. Der damalige Booker war Dimitri Hegemann, der Bassist bei LENINGRAD SANDWICH war und später Mitbegründer des legendären Berliner Clubs Tresor. Das kleine und feine Kassettenlabel Independance aus Bremen veröffentlichte damals ein Tape von ihrem Konzert im April 1985 in Hamburg, das die Live-Qualitäten der INCA BABIES bestens dokumentiert. Die INCA BABIES waren im Januar 1985 Coverstory der britischen Sounds mit dem Untertitel „Incas turn trash to gold“ – treffender hätte man die Band nicht beschreiben können.