1980 wurden BOW WOW WOW vom ehemaligen SEX PISTOLS-Manager Malcolm McLaren aus Musikern von ADAM AND THE ANTS rekrutiert. Bis heute hält sich die Legende, dass er die Sängerin Annabella Lwin im Alter von 14 Jahren in Norden von London zufällig im Waschsalon ihrer aus Myanmar (ehemals Burma) stammenden Eltern entdeckt hatte. BOW WOW WOW verbanden Post-Punk, Candy-Pop, Zulu Jive und African Burundi Music (speziell die Einflüsse der ROYAL DRUMMERS OF BURUNDI) zu einer einmaligen Melange. Malcolm McLaren stolperte über diesen Sound, als er eine Single aus dem Jahr 1971 unter dem Projektnamen BURUNDI BLACK entdeckte, hinter dem sich der Franzose Michel Bernholc verbarg, der mit dem typischen Burundi Drums experimentierte und Gitarre und Keyboards hinzufügte. Dieser spezielle Sound war bereits bei ADAM AND THE ANTS erkennbar. Die Band hatte mit Singles wie „I Want Candy“ und der weltweit ersten Kassetten-Single-Veröffentlichung „C30 C60 C90 Go!“ respektablen Erfolg in UK. Für das Debüt wählte der Medienexperte McLaren ein verkaufsträchtiges Coverfoto, das Annabella Lwin nackt neben ihren Bandkollegen zeigt. Das Motiv ist exakt dem Gemälde „Das Frühstück im Grünen“ (1865) des bekannten Impressionisten Édouard Manet nachempfunden. Das führte, ganz im Sinne von McLaren, zu endlosen Diskussionen in der britischen Presse und zu einem deutlich keuscheren Cover in den USA. Scotland Yard ermittelte auf Initiative der Mutter von Annabella Lwin hinsichtlich des Verdachts der Kinderpornografie, allerdings ohne jedwede rechtliche Konsequenz. Im Zuge der Veröffentlichung dieses Albums spielten BOW WOW WOW als Support für THE PRETENDERS und THE POLICE, und ein halbes Jahr danach ging die Band mit MADNESS auf Japantour. Annabella Lwin war ihrer Zeit weit voraus und mit ihrem von Vivienne Westwood, die schon für den Style der SEX PISTOLS verantwortlich war, kreierten Look sehr innovativ. BOW WOW WOW haben bis heute noch ihren Einfluss auf Acts wie die Sängerin M.I.A. aus London, die diesen Sound mit ihrer Version von 2Step und Dance Hall verband. Auch die Regisseurin Sofia Coppola schätzt die Band und verwendete einige BOW WOW WOW-Songs wie „I want candy“ für den Soundtrack ihres Films „Marie Antoinette“. Die Band löste sich 1983 auf und versuchte sich 1998 an einer am öffentlichen Interesse vorbeigegangenen Reunion. Die RED HOT CHILI PEPPERS verwiesen 1992 in ihrem Song „Suck my kiss“ auf die Band in der Songzeile „Swimming in the sound of Bow Wow Wow“, da für RHCP-Gitarrist John Frusciante BOW WOW WOW-Gitarrist Matthew Ashman, der 1995 an Diabetes verstarb, ein zentraler Einfluss war.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #157 August/September 2021 und Markus Kolodziej