40 Jahre später: ABWÄRTS

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Amokkoma (LP, ZickZack, 1980)

Frank Ziegert, Gitarre und Gesang (ex-BIG MUFF), Frank-Martin Strauß, Synthesizer, Perkussion und Gesang, Joachim Osiek, Bass (beide ex-BERTHA & FRIENDS) sowie Axel Dill, Schlagzeug (ex-BLENDER) standen erstmalig als ABWÄRTS am 29.12.1979 beim „Geräusche für die 80er“-Festival (ihre Punkversion des Schlagers „Caprifischer“ sowie „Punkte“ sind auf der gleichnamigen Compilation zu hören; „Japan“ auf „Amokkoma“) in der Hamburger Markthalle auf der Bühne. Osiek verließ danach die Band und wurde durch Gisbert „Gibo“ Kellermann (ex-BLENDER) ersetzt. Mit Margita Haberland (Freundin von Axel D.) gab es eine zusätzliche Sängerin, die auch auf der 5-Track EP (April 1980) „Computerstaat“, bis heute der bekannteste ABWÄRTS-Song, zu hören ist und später auch Geige spielte. Nach einer BRD-Tour im THE CURE Vorprogramm übernahm Mark Chung (ex-BUSCHBAND) den Bass. In dieser Besetzung ging es im Juli/August 1980 in das Hafenklang Studio, und im Oktober 1980 wurde bereits das selbstproduzierte Debütalbum „Amokkoma“ veröffentlicht, wieder auf Alfred Hilsbergs Label ZickZack. Mitproduzent Klaus Maeck half mit seinem Vertrieb Rip Off dabei, dass „Amokkoma“ mit 24.000 LPs die meistverkaufte ZickZack-Produktion wurde. Bereits der Opener „Maschinenland“ enthält zynische Beobachtungen für die Ewigkeit. „Linke Seite Supermarkt, rechte Seite Abenteuerspielplatz, in der Mitte Autobahn“ stehen für mich in einer Linie mit Peter Hein und „Es liegt ein Grauschleier über der Stadt, den meine Mutter noch nicht weggewaschen hat“. Der aggressive Alltag und Stress im Hamburger Karoviertel (Jagd auf Punks durch Teds, Spießer, Bullen und Zuhälter) erhielt mit „Karo 1/4 08/15 hoch 2“ eine entsprechend klingende Würdigung. Konsumterror, Kontrolle, Warenfetischismus, Einsamkeit, Langeweile, der tägliche No-Future-Wahnsinn wurde in Worte verpackt, auf griffige Slogans reduziert und teilweise mit neu interpretierten Klassikern wie „(Monday) Friday on my mind“ und „Bel Ami“ kombiniert. Dazu ein Mix aus Punkrock und Avantgarde, Geige, Störgeräuschen, eingespielten Tonschnipseln aus dem Radio (so kam Frank S. zu dem Künstlernamen FM Einheit) – ABWÄRTS waren für eine kurze Zeit sowohl WIRE als auch PiL und PERE UBU. Das passende Schlusswort des Albums stammt vom damaligen BKA-Präsidenten Horst Herold. Mit der Rasterfahndung sagte er RAF und Bewegung 2. Juni den Kampf an. Die Zeile „Wir kriegen sie alle“ läuft als Endlosrille, während der Blick auf die Rückseite des pinkfarbenen 16-seitigen A4-Booklets fällt: eine im Treppenhaus liegende Person mit dem Schriftzug „Reflexbewegung mit der Maschinenpistole“ auf der Lederjacke.