Gabi Delgado-López und Robert Görl lebten Anfang der Achtziger Jahre für einige Zeit in London, teilweise auf der Straße oder in besetzten Häusern, und wurden von Mute-Gründer Daniel Miller im Vorprogramm von THE BIRTHDAY PARTY entdeckt. Entsprechend radikal waren DAF. Ihr stilisiertes, betont maskulines und stets schwarzes Outfit machte sie mit zur Keimzelle von Electronic Body Music (EBM). Während sie bei dem ersten DAF-Album „Ein Produkt der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft“ noch in der Findungsphase waren, lief das Duo 1981 mit dem dritten Album „Alles ist gut“, das den Wechsel von Mute zu Virgin Records markierte, zur Höchstform auf. Und was „Es geht voran“ für die FEHLFARBEN war, ist „Der Mussolini“ für DAF, der kommerziell erfolgreichste Song, hinter dem sich eine Menge besserer Tracks verbergen.
Der Track „Als wär’s das letzte Mal“ brachte mit druckvollem Beat und verschwitzter schwarzer Lederkluft den Sex auf die Dancefloors der Neon-Discos und dunklen Kellerclubs. Und Gabi Delgado-López machte sich verbal Luft – in Betonung einer jeden einzelnen Silbe, klar und prägnant, wie nur er es konnte: „Drück dich an mich, so fest, wie du kannst. Küss mich, mein Liebling, so viel, wie du kannst / Drück dich an mich, gib mir so viel, wie du kannst / Liebe mich, mein Liebling, als wär’s das letzte Mal“. DAF waren Meister der Selbstinszenierung, polarisierten intelligent und ließen textlichen Interpretationsspielraum offen.
Journalist Paul Morley (vom NME), der die britische Band später für das Label ZTT Records promotete, beschrieb „Alles ist gut“ sehr treffend: „The smells, the rhythms, the passions, the secretions, the darkness, the tears of sex“. Wörter, Slogans, Bass- und dunkle Synthielines verschmelzen zu einem dichten Manifest in Repetition, direkt und kraftvoll. Die archaische Strenge und Härte der meisten Songs hat viel vom dem, was Punk vorgelebt hatte: Reduktion und Kompromisslosigkeit.
DAF setzten einen deutlichen Kontrapunkt zur Ostermarsch-Mentalität und Diktion von Bands dieser Zeit wie beispielsweise BAP. Der Druck musste raus, gegen alles und jeden: „Unsere Kleidung ist so schwarz / Unsere Stiefel sind so schön / Links den roten Blitz / Rechts den schwarzen Stern“ (aus dem Song „Alle gegen alle“). Die Instrumentalisierung totalitärer Symbole und Parolen brachte DAF nicht nur Freunde ein. Dennoch: selten hat die sprachliche Prägnanz und druckvolle Direktheit auf einem deutschsprachigen Album eine solche Ausprägung und Energie erlangt. „Alles ist gut“ ist eines der wichtigsten deutschsprachigen Alben dieser Sturm-und-Drang-Zeit der frühen Achtziger Jahre.