35 Jahre später: CAPITOL PUNISHMENT

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Bulwarks Against Oppression (LP/CD, We Bite, 1989)

CAPITOL PUNISHMENT spielten ihren ersten Gig im Juli 1981 zusammen mit DEAD KENNEDYS, THE FIX und 7 SECONDS im Belmont Ballroom in ihrer Heimatstadt Fresno in Kalifornien. Nach kurzer Zeit ergaben sich mehrere Besetzungswechsel, bis 1982 mit Eric Tsuda, Dale Stewart, Keith Johnson (2012 verstorben) und Joceylin Fedrau, eine der ersten Bassistinnen im US-Hardcore, ein festes Line-up entstand, bis es aufgrund von Tourstress und Zwistigkeiten 1987 wieder zerbrach. Joycelin und Dale machten mit Unterbrechungen bis 1995 unter dem Namen CAPITOL PUNISHMENT weiter und ergänzten fürs Touren das Line-up durch Gastmusiker:innen. Bis dahin entstanden fünf LPs, vier 7“s und etliche Samplertracks für diverse Labels. In den USA geschah das vorzugsweise auf dem bandeigenen Label Stagedive Records sowie auf Alternative Tentacles. In Europa fand man eine fruchtbare Zusammenarbeit mit We Bite Records aus Pfullingen und Destiny Records aus Berlin. CAPITOL PUNISHMENT kamen daher auch zweimal auf Tour nach Europa, 1987 und 1991. „Bulwarks Against Oppression“ ist das dritte Album der Kalifornier:innen und markiert den Übergang der ungestümen Oldschool-Hardcore-Phase der früheren Platten mit Songs an der 1:30-Minuten-Grenze hin zu den Midtempo-lastigeren späteren Alben. Ähnlich wie GOVERNMENT ISSUE und ZERO BOYS gelang es ihnen, in jeder Schaffensphase die nötige Energie in die Musik zu packen und den Songs dienlich rudimentär zu bleiben. „Bulwarks Against Oppression“ ist daher einerseits abwechslungsreich, fordernd und hat keine Angst vor Moll-Akkorden, andererseits aber auch sehr catchy. „Two hands“ und „We’re not a soundtrack for violence“ sind straight forward Punkrock-Songs mit einprägsamen Riffs, wohingegen „Heavymetalmeltdown“ und „I’m hungry“ eher schleppend auf der Grundlage von zwei Akkorden im Halbtonschritt vor sich hin keuchen. Das Instrumentalstück „Count the basies“ könnte auch aus der Spätphase von BLACK FLAG mit Kira Roessler sein. Mit „Strychnine“ gibt es schließlich noch ein passables SONICS-Cover, an dem andere schon kläglich gescheitert sind. Insgesamt ist „Bulwarks Against Oppressions“ ein echter Grower. Ein Album, das man sich erarbeiten muss, um die Energie in den auf den ersten Blick teilweise sehr statischen Songs auf sich wirken zu lassen. Die Nachfolger „Messiah Complex“ und „Three Chord Pile-Up“ führen diese Linie später fort und machen CAPITOL PUNISHMENT zu einem Geheimtipp für Menschen, die neben Volldampf-Songs auch schräge Momente im Hardcore zu schätzen wissen. Wer MDC, den DICKS, SNFU oder einer der oben genannten Bands etwas abgewinnen kann, sollte CAPITOL PUNISHMENT und dieses Album für sich entdecken.