30 Jahre später: SMITHS - Strangeways, Here We Come (Rough Trade, 1987)

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„Strangeways, Here We Come“ ist das letzte Studioalbum des Quartettes aus Manchester und ihr Schwanengesang. Der Titel verweist auf das in Manchester gelegene Strangeways Prison, ein Gefängnis gebaut in viktorianischer Monstrosität, wie es Morrissey einmal ausdrückte. Seinerzeit waren die Spannungen zwischen Gitarrist Johnny Marr, der sämtliche Musik des Albums schrieb, und Morrissey, der alle Texte verfasste, so stark geworden, dass Marr zwischen den Aufnahmen im März und der Veröffentlichung des Albums im September 1987 die Band verlassen hatte. Morrissey erfuhr aus der Presse davon.

Ein Grund war neben den Reibungen großer musikalischer Egos auch, dass Morrissey für dieses Album eine Coverversion eines Songs der Sängerin Cilla Black von 1968 („Work is just a four-letter word“) mit THE SMITHS für eine Single-B-Seite einspielte, was, so Marr, nicht zu ihnen passte. In einem Punkt waren sich beide indes einig: sie werteten das Album als das beste von THE SMITHS, mit Songs wie „Girlfriend in a coma“ oder „Death of a disco dancer“, der einzige Song der Band, bei dem Morrissey je ein Instrument spielte, und zwar das Klavier. Unabhängig voneinander nennen sowohl Marr als auch Morrisey die Single-Auskopplung „Last night I dreamt that somebody loved me“ als den besten Song von THE SMITHS überhaupt.

Der Erfolg des Albums zeigte sich auch darin, dass das Straßenschild in Manchester, welches die Richtung zum Strangeways Gefängnis und nach Salford anzeigt, abmontiert und bis heute nicht aufgefunden wurde. Das Albumcover ziert ein Foto des Schauspielers Richard Davalos aus Elia Kazans Film „Jenseits von Eden“ (mit James Dean). Ursprünglich wollte Morrissey dafür ein Foto des jungen Harvey Keitel aus Martin Scorseses Spielfilmdebüt, „Wer klopft denn da an meine Tür?“, was dieser jedoch ablehnte. Die Aufnahmesessions in den The Wool Hall Studios südlich von Bristol wurden von nächtlichen Trinkgelagen im gut sortierten Weinkeller des Studios begleitet, was für Morrissey eher untypisch war, da er Alkohol eigentlich nur trank, um besser einschlafen zu können. Ungeachtet der Differenzen zwischen den beiden, gibt es nicht wenige, die behaupten, niemals zuvor würde die Gitarre von Marr mit dem Gesang von Morrissey so gut harmonieren wie auf diesem Album. Neben den üblichen Streichern verwendete die Band erstmals bei einigen Songs einen Drumcomputer, eine Idee des einflussreichen Indierock-Produzenten Stephen Street, der später auch Co-Autor einiger Songs des Morrissey-Soloalbums „Viva Hate“ (1988) war.